Die Soziokultur stärkt durch kreative und partizipative Prozesse das Gemeinschaftsgefühl und fördert die gesellschaftliche Resilienz. Um dieser Verantwortung gerade in Krisenzeiten gerecht zu werden, sind die soziokulturellen Akteur*innen darauf angewiesen, neue Wege zu finden und zu erfinden. Dies erleben wir hautnah in der NEUSTART KULTUR-Förderung.
Bedarf nach Austausch
Bereits zu Beginn der Förderung machte die Blitzumfrage „3,2,1 … auf! Lage der soziokulturellen Zentren und Initiativen, Literatur- und Kulturzentren und kulturellen Initiativen 2021“ deutlich, dass neben der monetären Unterstützung auch Bedarf an Austausch und Vernetzung besteht, um der Ausnahmesituation bestmöglich zu begegnen und als Kultureinrichtung bestehen zu können. Im Projektverlauf des Förderprogramms konnte das Team von NEUSTART KULTUR diesen Bedarf aufgreifen und initiierte die bundesweite Gesprächsreihe „Schwarmwissen“.
Hier trafen sich im Herbst 2022 Kulturakteur*innen im digitalen Raum, um sich in Kleingruppen auszutauschen. Themen waren kreative Lösungen durch Investitionen, innovative Formate und neue Formen von Kooperationen. In einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung wurden die Ergebnisse präsentiert. Neben den Kurzberichten aus den teilnehmenden Einrichtungen wurden auch Ideen präsentiert, wie die Kulturszene weiterhin ihre Resilienz stärken kann.
Themen werden selbst gesetzt
Auch im Jahr 2023 blieb der Bedarf an Austausch und gegenseitiger Unterstützung konstant hoch, da gesellschaftlich multiple Krisen bewältigt werden müssen. Deshalb wurde das Austauschformat „Schwarmwissen“ als monatlicher offener Treff im ersten Halbjahr fortgeführt. Pro Veranstaltung fanden zwischen 10-50 Teilnehmer*innen zusammen. Die Themen wurden von den Teilnehmenden zum ersten Treffen im Januar selbst gesetzt.
Einen ersten Einblick in die hochaktuelle Praxis der CO2-Bilanzierung gab der Workshop im Februar: „Ist digital besser? – Vergleich verschiedener Veranstaltungsformate mit Hilfe der CO2-Bilanz“ mit Franziska Mohaupt, Referentin für nachhaltige Entwicklung. Der Workshop „Erste Schritte – Nachhaltiges Organisationshandeln“ im Mai vermittelte einen praxisbezogenen Einstieg in die Handlungsfelder des Nachhaltigkeitsmanagements in einer Organisation. Beide Workshops werden im zweiten Halbjahr wiederholt angeboten.
Der Erfahrungsaustausch zum Thema „Förderung“ stand im März im Fokus. Hier teilten Kulturakteur*innen untereinander ihre Probleme und Praxistipps hinsichtlich passender Förderungen und politischer Netzwerkarbeit. Im April wurde unter dem Titel „Arbeit“ über faire Bezahlung, Personalgewinnung und Generationenwechsel in der Soziokultur diskutiert. Um „Strategien in der Krise“ und die Frage, wie die Faktoren Investitionen, Netzwerke und Teamgeist eine Einrichtung in Krisenzeiten stärken können, ging es im Mai. Im Juni wurde die Wirkung des Raumes auf die Kulturarbeit in „Stadt und Land“ näher beleuchtet. Akteur*innen aus urbanen und ländlichen Räumen teilten ihre Erfahrungen hinsichtlich Zielgruppe, Einbindung von Engagierten, Kulturangebot und Netzwerk.
Synergieeffekte
„Schwarmwissen“ war für alle Beteiligten ein Erfolg. Das Austauschformat auf Bundesebene brachte soziokulturelle Akteur*innen aus ganz Deutschland zusammen. Trotz regionaler Unterschiede und vielfältiger Ausgangslagen entdeckten die Teilnehmenden Gemeinsamkeiten, gaben sich Tipps und entwickelten zusammen Ideen.
Mit dem Workshop CO2-Bilanz von Veranstaltungen am 10. Oktober 2023 endet die von NEUSTART KULTUR beim Bundesverband Soziokultur organisierte Reihe. Der Wunsch nach mehr Austausch bleibt bestehen. Denn für alle ist klar: Krisenfest sind wir nur gemeinsam.
Dieser Beitrag ist erschienen in der SOZIOkultur 3/2023 Strategien