Vertraute Orte neu entdecken, geheime Geschichten lüften und vergessene Persönlichkeiten treffen – das ermöglicht die „Psst!-WebApp“ der Schaubühne Lindenfels: eine faszinierende Reise durch die Zeit und ein interaktives Erlebnis, das die Grenzen zwischen Fiktion und Realität hinterfragt.
In einer Zeit, in der sich Kultur im Digitalen neu verorten muss, hat die Schaubühne Lindenfels in Leipzig einen wegweisenden Schritt unternommen, ihre Bühne in den digitalen Raum zu erweitern. Mit „WebApp Psst!“ können User*innen seit letztem Jahr in der Zeit vor- und zurückreisen und vermeintlich vertraute Orte neu entdecken. Dabei begegnen sie einzigartigen Persönlichkeiten und deren Geschichten.
Mit einem mobilen Endgerät lässt sich die Anwendung von überall starten. Der Chat führt einen direkt zu markanten Orten Leipzigs oder gar in die Schaubühne selbst. Anhand von Bildern, Audiodateien und bald auch Videos können User*innen historischen und fiktionalen Persönlichkeiten begegnen, die sie in die Geschichte in und um Leipzig von 1645 bis heute mitnehmen. Wer war eigentlich Lou von Salomé und welche Verbindung hatte sie zu Nietzsche? Und wusstet ihr, dass es eine Leipziger „Hamlet-Uraufführung“ von 1645 gibt?
Das Konzept für die „Psst!-WebApp“ entstand zu Beginn der Corona-Pandemie als Antwort auf die Herausforderungen, denen sich die Kulturlandschaft gegenübersah. Die Schaubühne Lindenfels mit der Projektverantwortlichen Sara Holitschke und der Produktionsfirma für interaktives Storytelling Theadeus Roth und ihrem Geschäftsführer Dennis Levin will damit Geschichte und Kunst für jeden erlebbar machen und neue Erzählräume öffnen. Die Anwendung öffnet nicht nur eine neue Dimension von Theater, sondern ermöglicht immersiv die Verbindung von Kulturgeschichte und Kunst, von Gestern und Heute, von Fiktion und Realität – mit dem Anspruch auf eine in sich stimmige und stringente Rahmenhandlung. Die Schaubühne erforscht mit diesem Projekt die Frage, wie Soziokultur und Theater im digitalen Raum einen Ort finden können, an dem analoge und digitale Bühne einander nicht ersetzen, sondern sich symbiotisch ergänzen, um Geschichten partizipativ zu erzählen.
Die App verbindet Geschichte und Kunst, Gestern und Heute, Fiktion und Realität.
Trotz des Starts während der Pandemie wurde die „Psst!- WebApp“ durch ihren modularen Aufbau erweiterbar gestaltet. Ein Update im Oktober 2023 verbessert die technische Performance und ermöglicht die Nutzung der App auf allen internetfähigen Endgeräten – dann auch ohne Anmeldung.
Die Entwicklung der App erfolgte im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes und KULTUR.GEMEINSCHAFTEN, der Kulturstiftung der Länder, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR.
Dieser Beitrag ist erschienen in der SOZIOkultur 4/2023 Digitalität