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12.09.2023

Aktuelles, Landesverbände, Netzwerk Soziokultur

DURCHGEBOXT! 30 Jahre Soziokultur Thüringen

Rückblick auf die Jubiläumsgala der LAG Thüringen

Von: Thomas Putz

Am 25. August feierte die LAG Soziokultur Thüringen unter dem Motto „WIR BOXEN UNS DURCH!“ ihr 30-jähriges Jubiläum im Kassablanca Jena. In einer fulminanten Show wurden die Grenzen zwischen Kultur und Sport spielerisch überwunden und der Beschwerdechor der kulturellen Leitungskräfte brachte einen bissig-humorvollen Kommentar zu den Arbeitsbedingungen in der freien Kulturarbeit auf die Bühne.

Los gings bereits am späten Nachmittag vor dem soziokulturellen Zentrum Kassablanca. Bei bestem Wetter brachten die sechzehn Musiker*innen von Tuba Libre aus Weimar das Publikum mit ihrem mitreißenden Brassbeat in Stimmung. Für Abkühlung sorgte vor allem die gut frequentierte Bowlebar.

Zwei Ausstellungen blickten auf 30 Jahre Soziokultur zurück. Die Open-Air-Ausstellung „Kultur braucht Liebe“ von 2013 zeigte nochmals zwanzig Akteur*innen der Thüringer Soziokultur in ihrem Arbeitsumfeld im Großformat. Und unter dem Titel „Blühende Landschaften“ versammelte Boris Hajdukovic eine Auswahl seiner stimmungsvollen Fotografien von den LAG-Bustouren zu Kultureinrichtungen jenseits der Thüringer Städtekette.

Dann aber konnte die Show im Saal beginnen, wo ein echter Boxring als Bühne fungierte. Nach der Begrüßung durch die LAG-Vorstandsvorsitzende Franziska Schnauß gab die glänzend aufgelegte Ringsprecherin Anne Martin das Signal zum Einlauf des „Team Soziokultur“. Mit viel Licht und Nebel und mit leuchtenden Mänteln stellten sich Janet und René vom Kick- und Thaiboxen Gotha e.V. sowie Emma und Karoo vom Contact Sports Club Erfurt dem überraschten und gleichwohl begeisterten Publikum vor.

Kulturminister und Bundesverband würdigen Soziokultur

Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff würdigte anschließend in seiner Rede mit einem Rückgriff auf die Situation in den frühen 1990er Jahren die Bedeutung von soziokulturellen Zentren in politisch unsicheren Zeiten. Sie seien bis heute Orte, in denen sich Menschen entwickeln und in denen Demokratie und Teilhabe eingeübt werden könnten.

In einem Kommentar zum erst später auftretenden Beschwerdechor der kulturellen Leitungskräfte, erteilte er vorweg dem Anliegen des Chores und der Art und Weise der Darbietung eine deutliche Absage. Leider musste der Minister aus Termingründen die Veranstaltung noch vor dem Chorauftritt verlassen.

Anschließend stiegen Ellen Ahbe und Georg Halupczok vom Bundesverband Soziokultur in den Ring. In einem beschwingten Dialog würdigten sie die langjährige und erfolgreiche Arbeit der LAG, insbesondere die derzeitige modellhafte Umsetzung einer Strukturförderung für soziokulturelle Einrichtungen im Freistaat. Auch mahnten sie angesichts des anstehenden Generationswechsels und des Fachkräftemangels eine angemessene Vergütung der Mitarbeiter*innen in den soziokulturellen Einrichtungen an.

Drei Sparringskämpfe in gemischten Besetzungen

Danach wurde es endlich sportlich: Das Team Soziokultur begeisterte mit drei jeweils dreiminütigen Sparringskämpfen in gemischten Besetzungen. Bernd Seydel erläuterte als fachlich versierter Ringkommentator während der Kämpfe, worauf es beim Boxen ankomme – nämlich nicht, nur auf den anderen einzuschlagen, sondern ihn zu respektieren und auf ihn achtzugeben, ja mehr noch: miteinander zu kooperieren. Und spätestens hier wurden die Gemeinsamkeiten zwischen dem Boxen und der Soziokultur deutlich: Bei beiden gehören Ausdauer, Kreativität und die Fähigkeit, sich immer wieder schnell auf neue Situationen einzustellen, zu den Grundtugenden.

Beschwerdechor erntet begeisterten Applaus

Zwischen den Boxrunden erfolgten mit dem Quiz zu 30 Jahren Soziokultur und dem Beschwerdechor der kulturellen Leitungskräfte zwei bemerkenswerte Pausenaktionen. Während Alexander Lochthofen aus der LAG-Geschäftsstelle als charmanter Quizmaster das Publikum mit einigen Kuriositäten aus der LAG-Geschichte vertraut machte, gaben die knapp 15 Kulturmanager*innen über drei Lieder hinweg einen bissig-humorvollen Kommentar zu den Arbeitsbedingungen in der freien Kulturarbeit und zur Umgestaltung der Personalfinanzierung für kulturelle Leitungskräfte und jugendkulturelle Mitarbeiter ab.

Dabei ging es ihnen keineswegs um eine generelle Kritik an dieser Reform – schließlich bringt sie für alle mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie –, sondern darum, dass die Kulturmanager*innen in Kultureinrichtungen und Verbänden weiterhin von einem tarifgerechten Vergütungsniveau abgekoppelt bleiben, obgleich es im aktuellen Koalitionsvertrag anders formuliert ist. Und so gab der Chor unter Leitung von Helfried Schmidt sein Bestes und erntete begeisterten Applaus.

Aber leider eben nicht von den Adressat*innen. Denn es war schade und auch bezeichnend, dass fast keine Vertreter*innen aus der Landeskulturpolitik und -verwaltung anwesend waren, um die langjährige Arbeit im freien Kulturbereich zu würdigen. So bleibt das Fazit eines rundum gelungenen Abends:

Wir werden uns auch weiter durchboxen müssen!

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Zu diesem Beitrag des Landesverbandes Soziokultur Thüringen gibt es auf der Webseite der LAG weitere tolle Bilder.

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