Wer in Wuppertal-Elberfeld in das Café in der Luisenstraße 102 a einkehrt, dem erschließt sich erst auf den zweiten Blick die damit verbundene Ideen- und Projektfabrik. Kreativwirtschaft, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie Soziokultur werden hier gemeinsam gedacht.
Der Kultur- und Begegnungsort heißt Swane Café. Die Ideenschmiede ist die Kookaburra gGmbH. Kookaburras sind durchaus bunte und laute Vögel. Die Beschreibung trifft auch auf die zehn Idealist*innen und ihr Netzwerk zu. Die Entstehung von Swane Café und Kookaburra ist eng mit der Geschäftsführerin und Gründerin Selly Wane verbunden. Sie kam 19-jährig aus Dakar im Senegal und studierte in Wuppertal Wirtschaftswissenschaften. Schon frühzeitig fokussierte sie sich auf Nachhaltigkeitsthemen, die sie dann in ihrer Arbeit beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie intensivieren konnte.
Senegal meets Wuppertal
2010 begann sie, erste Upcyclingprojekte in Zusammenarbeit und im Austausch mit Handwerker*innen aus dem Senegal in die Praxis umzusetzen. Mit traditionellen Handwerkstechniken entstanden Recyclingmöbel und -accessoires. Das Design-Konzept und auch manche der Möbel wurden 2014 in das neu eröffnete Swane Café integriert. Damit kam es zur lang ersehnten Erweiterung mit Kunst und Kultur. Heute gibt es eine breite Veranstaltungspalette von Konzerten, Lesungen, politischen Talks und Filmabende oder Kunstaustellungen und ein vielseitiges gastronomisches Angebot. Das Swane-Café hat sich zu einem Ort für Diskurs und Vielfalt und einem Anlaufpunkt für viele People of Color entwickelt.
Ehrgeizige Ziele sind das Geheimnis des Swane-Cafés ...
Seit 2017 finden regelmäßig Workshops zum Vereinsmanagement für Migrant*innenorganisationen, Veranstaltungen zu Nachhaltigkeit, Integration und Vernetzung statt. Anfänglich noch unter der Firmierung Allianz für Diversität, Dialog & Empowerment agierend, entstand 2021 die Kookaburra gGmbH, die die bisherigen Ziele noch weiter fasst. Kookaburra möchte milieuübergreifend Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Dominanzgesellschaft, Institutionen, Behörden, Politik und strukturell benachteiligen Gruppen ermöglichen und gegenseitige Lern- und Empowermentprozesse fördern. Katalysator sind soziale wie künstlerische Veranstaltungsformate. Neben den monatlichen Kulturveranstaltungen wurden die projektbezogenen Angebote erweitert, vom Co-Working-Space bis zu offenen Kochgruppen.
... und stärken die CommuniTIES
Finanzielle Unterstützung kommt von unterschiedlichen Ressorts aus Bund und Land. Eine institutionelle Förderung durch die Kommune gibt es bislang nicht. Aktuell wird im Rahmen einer dreijährigen Förderung durch Soziokultur NRW und das Kulturministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die Einrichtung eines Community-Managements unterstützt. Das Projekt „communiTIES” will die kulturpolitische Arbeit, die Strategieentwicklung und die Teilhabe von People of Color und Indigenen an Kunst- und Kulturangeboten verbessern. Der Fokus ist zunächst auf Wuppertal gerichtet. Angedacht sind Partnerschaften mit soziokulturellen Zentren, um gemeinsam Strategien zu erarbeiten, wie sich strukturelle Barrieren in Kunst und Kultur ab- und Sichtbarkeit und Zusammenarbeit aufbauen lassen, beispielsweise durch Kooperationsveranstaltungen.
Dieser Beitrag ist erschienen in der SOZIOkultur 3/2023 Strategien