Der Bundesverband Soziokultur ruft angesichts der gesellschaftspolitischen Entwicklungen dazu auf, gemeinsam und sichtbar ein Ausrufezeichen für Demokratie und Vielfalt zu setzen. Wir positionieren uns klar und deutlich: Wir treten für die Demokratie ein, in all unserem Schaffen!
Für eine offene, pluralistische Gesellschaft braucht es offene Orte der Gemeinschaft
Schnell, unkompliziert und mit weit geöffneten Türen schafft es die Soziokultur über Kunst und Kultur, Menschen aller Altersgruppen in Verbindung und in den Dialog zu bringen – unabhängig von ihrem sozialen, kulturellen oder politischen Hintergrund.
Soziokulturelle Zentren und Initiativen stehen schon jetzt nicht nur in Sachsen, Brandenburg und Thüringen im Fokus rechtsextremer Anfeindungen. Wir sagen deutlich: Diese Orte müssen als Freiräume erhalten bleiben, als belebende Orte der Gemeinschaft, Experimentierfelder für Engagement und gesellschaftspolitische Auseinandersetzung. Gerade jetzt braucht es diese Räume für Begegnung, an denen es möglich ist, gemeinsam soziale Anliegen zu diskutieren und Lösungen für ein gutes Zusammenleben zu finden. All das ist genuin für eine offene und pluralistische Gesellschaft.
Vielfalt bedeutet Kraft und gleichberechtigte Teilhabe
Ob mit kollektiven Führungsmodellen, Strukturen auf Ehrenamtsbasis, der gleichwertigen Anerkennung unterschiedlicher Kulturformen oder der Beteiligung aller – die Soziokultur lebt Demokratie in all ihren Arbeitsfeldern. Kulturelle Vielfalt und Selbstbestimmung, das Experimentieren und Neuentwickeln stehen im Vordergrund und bereichern gegenseitiges Verständnis. In den soziokulturellen Zentren wird eine Gestaltung der Gesellschaft alltäglich erprobt und gelebt – ein idealer Startpunkt für alltägliches politisches Engagement.
Soziokultur schafft gesellschaftliche Integration und Diversitätsorientierung – oftmals ohne dies explizit zu benennen, denn das Grundsatzmotto „Kultur von allen für alle“ kennt keine Exklusion: Alle sind gleichwertig als Beteiligte einbezogen, sind als Nutzer*innen der Kulturorte eingeladen, als Macher*innen statt ausschließlich als Publikum in Erscheinung zu treten. Statt eine Gesellschaft der Singularitäten zu befördern, lebt die Soziokultur Pluralität und ist damit Role Model einer toleranten Gemeinschaft.
Demokratie braucht eigenes Erleben und Selbstwirksamkeit
Durch Beteiligungsformate, die Veränderungen im Umfeld der Mitwirkenden fassbar machen, erleben sich Menschen im Rahmen soziokultureller Aktivitäten als gestaltende Kraft ihrer Alltagsräume. Diese Erfahrung von Selbstwirksamkeit überträgt sich auch auf weitere demokratische Prozesse. Die Gestaltungskraft und Freude am gemeinsamen Handeln verdeutlichen, wie Engagement direkt und sichtbar wirkt – und wie viel Freude darin steckt.
Soziokulturelle Demokratiearbeit braucht verlässliche Rahmenbedingungen
Die Stärkung der Demokratie durch zivilgesellschaftlich organisierte Kulturarbeit wird umfänglich durch diverse soziokulturelle Zentren und Initiativen und ihre engagierten haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden umgesetzt. Wenn sie niedrigschwellig bleiben und in die Breite wirken will, reicht eine eigen erwirtschaftete Finanzierung allein durch Eintritte, Vermietungen oder Kursgebühren jedoch nicht. Über eine verbal oft betonte symbolische Wertschätzung hinaus ist eine dauerhafte, verlässliche und nachhaltige Förderung der soziokulturellen Strukturen unabdingbar. Fragen zur Demokratiestärkung sind immer auch Fragen zu einer nachhaltigen Finanzierung der soziokulturellen Zentren und Initiativen. Wir fordern soziokulturelle Zentren als selbstverständlichen Bestandteil der kulturellen Infrastruktur von Gemeinden in Stadt und Land.
Ein gemeinsames Ausrufezeichen: Kampagne zur Demokratiestärkung
Der Bundesverband und seine Landesverbände starten eine gemeinsame Kampagne, die herausstellt, wie kraftvoll die Demokratiearbeit in den soziokulturellen Zentren und Initiativen umgesetzt wird. Alle Akteur*innen der Soziokultur und darüber hinaus sind eingeladen zu zeigen, wie sie in ihrem Alltag, in ihrer Arbeit, in ihrem Engagement tagtäglich Demokratie leben.
Für alle diejenigen, die ein Ausrufezeichen setzen und sichtbar machen wollen, wie sie sich für Demokratie einsetzen, stellt der Bundesverband in Kooperation mit seinen Landesverbänden Materialien zur freien Nutzung zur Verfügung. Mit dieser gemeinsamen Kampagne möchten wir zeigen: Wir alle leben und lieben die Demokratie, wir glauben an sie als die freiheitliche Gesellschaftsform und setzen uns für sie ein. Rassismus und Verfassungsfeindlichkeit haben keinen Platz!