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29.04.2020

#DEMOKRATIE, Kulturpolitik, Netzwerk Soziokultur

Agiler, digitaler und diverser – Generationswechsel in der Kulturpolitischen Gesellschaft (KuPoGe)

Dr. Henning Mohr löste Dr. Norbert Sievers ab und leitet seit Januar 2020 das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft. Er ist Sozialwissenschaftler. In seiner bisherigen beruflichen Praxis befasste er sich vor allem mit Kulturforschung und -management, insbesondere mit der Innovationsfähigkeit kultureller Infrastrukturen. Im Zusammenhang der neuen Aufgabe formuliert er Agilität, Digitalität, Diversität und sich ändernde Bedarfe des Publikums als Schwerpunkte und Herausforderungen.

 

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre neue Aufgabe und uns eine fruchtbare Zusammenarbeit. Worin sehen Sie die gesellschaftspolitische Verantwortung von Kultur und Kulturpolitik, also auch unsere?

Hier folge ich dem etablierten Ideal „Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik“. Kunst und Kultur müssen gesellschaftliche Wirklichkeiten weiterhin kritisch reflektieren und durch künstlerisch-kreatives Handeln zur Verhandlung stellen. Daran anknüpfend ist die Aufgabe der Kulturpolitik, die notwendigen Rahmenbedingungen (im Sinne von Forderungen und Förderungen) für eine relevante Kulturarbeit zu definieren. Hierbei muss stärker auf eine Anpassung kultureller Infrastrukturen an aktuelle gesellschaftliche Trends geachtet werden. Der Kulturbereich sollte sich dahin gehend agiler, digitaler und diverser aufstellen.

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit Einrichtungen der Soziokultur?

Ich verfüge über umfangreiche Erfahrungen mit Akteuren und Praxisformen soziokultureller Arbeit. Meine Dissertation habe ich über die Einbindung künstlerischkreativer Interventionen im Strukturwandel des Ruhrgebiets verfasst. Dabei habe ich die Arbeitsweisen von etwa 20 unterschiedlichen Künstler*innen begleitet, die gesellschaftliche Wirklichkeiten in ihrer Kunst verhandelt haben. Darüber hinaus habe ich mich in meiner Arbeit im Kulturbereich (insbesondere für Museumsorganisationen) immer für eine stärkere Kollaboration (im Sinne einer Öffnung) auch mit Einrichtungen der Soziokultur eingesetzt. Neue Formen der spartenübergreifenden Zusammenarbeit vereinfachen eine Anpassung an die Bedürfnisse des Publikums.

 

Welche Bedeutung messen Sie der Soziokultur insgesamt zu?

Für mich hat die Soziokultur bis heute einen hohen Stellenwert in Bezug auf eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragestellungen. In den oftmals selbst organisierten Strukturen können Kulturschaffende viel stärker jenseits des spartenüblichen Kanons agieren, neue Verbindungen zwischen unterschiedlichen Funktionsbereichen (Bildung, Soziales, Kultur) eingehen und dabei andere kulturelle Ausdrucksformen mit einer nicht zu unterschätzenden Wirkung auf soziale Zusammenhänge ermöglichen.

 

Viele unserer Mitgliedseinrichtungen wünschen sich einerseits wissenschaftliche Evaluierung sowie ein Monitoring ihrer Arbeit und Wirksamkeit. Andererseits können sie Wissenschaftler*innen als kompetente Praxispartner zur Verfügung stehen. Sehen Sie für Ihr Institut Möglichkeiten, solche Kooperationen zu fördern oder zu initiieren? Welche?

Das Institut für Kulturpolitik steht seit der Gründung in einem intensiven, deutschlandweiten Austausch mit den unterschiedlichen Strukturen und Akteuren der Soziokultur. Nicht zuletzt besteht eine enge Verbindung mit dem Fonds Soziokultur, der seinerzeit auf Initiative der Kulturpolitischen Gesellschaft eingerichtet wurde. In einer Vielzahl verschiedener Forschungsprojekte konnten entscheidende Erkenntnisse gesammelt werden, die die Praxis der Soziokultur bereichert und dadurch die Entwicklung innovativer Formate vereinfacht haben. Diese Zusammenarbeit bleibt auch in Zukunft bestehen. Es sind weitere anwendungsnahe Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit Akteuren der Soziokultur geplant, um bestehende Zusammenhänge direkt in der Praxis zu reflektieren und durch neues Wissen zu bereichern.

Vielen Dank!

 

 

Das Interview mit Dr. Henning Mohr der Kulturpolitischen Gesellschaft ist in der Zeitschrift SOZIOkultur 1/2020 (Demokratie) erschienen.

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