In 30 Jahren hat sich das Waschhaus Potsdam von einem besetzten Haus zu Brandenburgs größtem soziokulturellen Zentrum entwickelt. Jährlich zieht es mit seinem facettenreichen Veranstaltungsprogramm von Tanz, über zeitgenössische Kunst, Clubkultur sowie Konzert- und Literaturveranstaltungen über 120.000 Besuchende an. Und Mitwirkende! Denn das Waschhaus Potsdam ist und bleibt ein soziokulturelles Zentrum! Das Team bringt nicht nur etablierte Künstler*innen auf die Bühne, sondern erkundet neue Wege des künstlerischen Ausdrucks und fördert gezielt aufstrebende Talente. Der Künstler Marc Brandenburg etwa stellte 2018 in im Kunstraum des Waschhaus Potsdam aus, ehe er auf der Art Basel entdeckt wurde.
Nach Corona steigende Besucher*innenzahlen
Herausforderungen meistert das Team schon viele, die meisten drehen sich um die Finanzen. Und doch bleibt immer der Optimismus: Nach der Pandemie hat das Waschhaus Potsdam die Besucher*innenzahlen aus der Vor-Corona-Zeit bereits 2022 übertrumpft, wie der Statistische Jahresbericht belegt. Im Jubiläumsjahr 2022, das das Kulturhaus mit Bands wie den Beatsteaks und Großstadtgeflüster feierte, begrüßte das Waschhaus insgesamt 133.140 Gäste. Eine rauschende Zahl und auch ein Ausrufezeichen für die Relevanz der Soziokultur!
Nachhaltig und digital gut aufgestellt
Das Tausendsasserteam des Waschhauses schafft es nicht nur, selbst asuzubilden, sondern auch noch, die nachhaltige Ausrichtung voranzutreiben. 2023 konnte das Waschhausmit Unterstützung des Landes in energiesparende Multifunktions-Scheinwerfer investieren. Diese Innovation ermöglicht es, bei rund 300 Veranstaltungen pro Jahr bis zu 80 Prozent Energie einzusparen.
Und auch beim Thema Digitalisierung ist das Waschhaus aktiv und ermöglichte es z. B. Schüler*innen, den digitalen Raum durch die Erstellung von Kunst durch Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) zu erforschen.
Das Pilotprojekt „Unendlich plurale Welten“ startete Anfang 2022 und ist inzwischen als festes Projekt „Digital Art Rally“ im Waschhaus beheimatet. Es ist in vier Stationen unterteilt und wird von Studierenden der Universität Potsdam unter Leitung von Maja Dierich-Hoche und Katharina Brönnecke betreut. Schüler*innen können VR-Arbeiten erstellen, Anwendungen testen, in einer AR-Umgebung Objekte einscannen und mit diesen digital interagieren sowie Werke in einer digitalen Galerie erkunden.
Eine App, die es jedem ermöglicht, die virtuelle Ausstellung von zu Hause aus zu erleben, wird Anfang 2024 veröffentlicht. Die Entwicklung wird vom Land Brandenburg und dem Fonds Soziokultur gefördert. Die größte Herausforderung bestand für das Team in der Aufklärungsarbeit: Personen, die den Wert von digitaler Kunst nicht sofort erkennen, muss man die Begeisterung dafür noch vermitteln.
Typisch Soziokultur
Einst die ,Königliche Garnisons-Dampfwaschanstalt‘, sind unter dem Dach des Kulturbetriebs Waschhaus heute auch der Kunstraum Potsdam und das Tanzstudio OXYMORON Dance Company beheimatet. Spartenübergreifend finden eine Vielzahl unterschiedlicher Formate statt, neben Konzerten, Lesungen und Freiluft-Kinosommer, ziehen die Tanz- und Comedy-Events seit den 1990er Jahren weit über Brandenburg hinaus Begeisterte an.
Alle sollen an Kunst und Kultur teilhaben können, so das Selbstverständnisses des Hauses, das sich in niederschwelligen kulturellen Angeboten zeigt und in Projekten, in denen alle Altersgruppen eingeladen sind, selbst aktiv mitzugestalten. Der programmatische Mix aus bekannten Gesichtern auf der Bühe, Kindertagen und Flohmärkten, aktuellen Kunstausstellungen und offenen Kulturangeboten macht das Waschhaus zu einem lebendigen Treffpunkt, der Menschen zusammenbringt und mit der Magie der Kunst die Magie der Gemeinschaft erlebbar macht.
Geschäftsführer Mathias Paselk beantwortet die Frage, was Soziokultur für das Waschhaus bedeutet, pragmatisch.
„Kurz gesagt: Wir sind was wir tun. Das soll bedeuten, wir gestalten unser Programm mit Hinblick auf die vier Aspekte: Partizipation, Diskussion, Rezension und Rezeption. Anhand dessen entwickeln wir mit vielen tollen Partnern ein abwechslungsreiches Kulturangebot das einladen und anregen soll. Wir verstehen uns als Ermöglicher von Möglichkeiten und freuen uns immer wieder über kreative Ideen und Konzepte die wir dann umsetzen dürfen.“
Ort für aktuelle kulturpolitische Auseinandersetzung
Kein Wunder also, dass der Auftakt der fünfteiligen Brandenburger Konferenzreihe „MusicBase on Tour" am 12. April 2024 unseres Landesverbandes ImPuls Brandenburg im Waschhaus Potsdam stattfindet. Die Konferenzreihe hebt die dringlichen Fragen hervor, die eine starke Soziokultur von morgen betreffen: Wie sieht eine Kultur für alle aus und wo findet diese statt? Wie stellen wir uns eine zukunftsfähige, innovative und bedarfsorientierte Kulturpolitik von morgen vor? Wie sollten sich die Arbeits-, Rahmen-, und Förderbedingungen gestalten?
Die erste Veranstaltung im Waschhaus lädt dazu ein, die Zukunt der Kulturpolitik in Brandenburg mitzugestalten und unter dem Motto „Let’s shape our future: Echte Perspektiven für eine progressive Kulturpolitik in Brandenburg" zu dikutieren. Brandenburg ist durch die Landtagswahlen unter dem Brennglas, wie sich hier kulturpolitische Entscheidungen formen, weshalb die Ergebnisse der Konferenz auch über Brandenburgs Grenzen hinaus wichtige Impulse setzen wird.