Mit der Gründung der KSK 1983 wurde eine Wertschätzung von künstlerischer Tätigkeit manifestiert: Selbständige Künstler*innen müssen unstrittig soziale Absicherung erfahren. Bis heute arbeitet die KSK erfolgreich daran, dass Mitglieder eine vergleichbare soziale Absicherung genießen, die auch Angestellte erfahren. Das gibt vor allem auch jüngeren Künstler*innen eine wichtige, sichere Basis. Wir gratulieren zu dieser erfolgreichen Arbeit, die nicht nur im europäischen, auch im internationalen Vergleich einzigartig ist!
Gelungene Abgabeverhandlungen, Solidarprinzip, geringer Verwaltungsaufwand
Für den Bundesverband und seine Mitglieder als Abgabepflichtige stand ein niedriger Abgabesatz sowie ein gleichbleibender Bundesanteil stets im Fokus. Das ist der KSK gemeinsam mit der Politik in den vergangenen Jahren immer gelungen. Darin unterstützt der Bundesverband die KSK auch zukünftig weiterhin öffentlich. Ein wichtiger Baustein der Sozialversicherung ist das Solidarprinzip der KSK. Es garantiert die faire Absicherung. Auch ein geringer Verwaltungsaufwand bezüglich der KSK-Abgaben ist für unsere Mitglieder von tragender Bedeutung. Die voranschreitende Digitalisierung der Prozesse vereinfacht zudem die Abwicklung der Abgaben seitens der soziokulturellen Einrichtungen. Im Wissen, welcher Aufwand hinter all diesen Erfolgen steht, danken wir der KSK für ihren kontinuierlichen Einsatz.
Herzliche Gratulation und Dank für die verlässliche Partnerschaft
Der Bundesverband Soziokultur gratuliert dem Team der KSK herzlich und freut sich auf weitere Dekaden der Zusammenarbeit.
Geschäftsführerin Ellen Ahbe: „Bei diesem vierzigsten Geburtstag wird einem klar, wie berechtigt die Liedzeile ist ‚wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst‘. Ohne die Unterstützung durch die KSK bei Kranken-, Renten- und Pflege-
versicherung, könnten sich viele freischaffende Künstlerinnen und Künstler, Publizistinnen und Publizisten in Deutschland eine soziale Absicherung schlichtweg nicht leisten.“
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Der Bundesverband Soziokultur e. V. ist der Dach- und Fachverband soziokultureller Akteur*innen in Deutschland. Mitglieder sind 15 Landesverbände, in denen über 700 soziokulturelle Zentren und Initiativen organisiert sind. Der Verband engagiert sich für die Anerkennung soziokultureller Arbeit als fester Bestandteil kulturellen Lebens und setzt sich auf Bundesebene für ihre angemessene Förderung ein.
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Kontakt: Barbara Bichler | Barbara.Bichler@soziokultur.de | 0176 45 75 66 88
Wie nahezu alle Bereiche des Lebens und der Gesellschaft steht der Kultursektor vor großen Herausforderungen. Einige sind ziemlich alt, andere noch recht neu. Die sicherlich wichtigsten: Macht und Führung, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Diversität, Vergütung und soziale Sicherung, Nachhaltigkeit.
In der Gesamtschau von Publikums- und öffentlicher (Fach-)Resonanz auf die staatlich finanzierten Kulturangebote stellt sich außerdem die Frage nach der Qualität in verschiedensten Dimensionen. Den Qualitäts- wie auch den Nachfrage-Aspekt ernsthaft zu thematisieren, wird aber regelmäßig als neoliberale Quotengeilheit und Verstoß gegen die grundgesetzlich verbriefte Kunstfreiheit gebrandmarkt. Dieses Framing ist die über Jahrzehnte errichtete Brandmauer, mit der sich der öffentlich geförderte Kultursektor gegen seine Hinterfragung schützt. Die Debatte um das Buch „Der Kulturinfarkt“ des Autorenquartetts Haselbach, Klein, Knüsel, Opitz vor elf Jahren hat das eindrucksvoll bewiesen.
Die große Frage nach dem „Warum?“
Doch der Elefant steht ja weiterhin im Raum: Alle können ihn sehen, niemand spricht über ihn. Er verkörpert eine einfache Frage, die sich hinter all den anderen – unbestreitbar wichtigen – Themen verbirgt: Warum machen wir das? Damit meine ich nicht: Warum spielen und gucken wir Theater, schreiben oder lesen Bücher, machen oder hören Musik? Das können jedenfalls die allermeisten, die das tun, ganz gut beantworten.
Die in unserem Kontext bedeutsame Frage lautet stattdessen: Warum wenden wir als Staat jedes Jahr eine zweistellige Milliardensumme aus Steuergeldern vor allem fürs Theaterspielen, Musikmachen, Bilderaufhängen und Bücherausleihenkönnen auf? Diese Frage nach der formalen wie inhaltlichen Begründung von Kulturförderung durch die öffentliche Hand und damit nach ihrer Legitimation rührt an die Grundfesten.
Wir können weder begründen, warum wir als Staat Geld für Kultur ausgeben, noch sind sachliche Kriterien entscheidend für die Verteilung.
Kultur ist faktisch zwar ein Staatsziel – in 15 von 16 Länderverfassungen, im Einigungsvertrag und in diversen Urteilen des Bundesverfassungsgerichtes festgeschrieben und bestätigt –, es gibt jedoch keine formale Verpflichtung zur Förderung von diesem oder jenem oder zur Verausgabung einer bestimmten Summe. Auch inhaltlich existiert kein zwingender Grund für staatliche Kulturförderung: Wir wissen gar nicht, ob „Kultur“ – damit sind in diesem konkreten Zusammenhang die mit öffentlichen Mitteln finanzierten Kulturangebote gemeint – für die Menschen tatsächlich „gut“ oder sogar unverzichtbar,
ob sie wirklich der vielbeschworene „Kitt der Gesellschaft“ ist. Das behaupten zwar einige vor allem aus dem Biotop selbst vehement, aber empirische Belege dafür fehlen. Fazit: Wir können weder inhaltlich schlüssig begründen, warum wir als Staat Geld für Kultur ausgeben, noch sind tatsächlich sachliche Kriterien entscheidend für die Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel – stattdessen ist allein die kulturgeschichtliche Zeitachse ausschlaggebend.
Der Kulturstaat Deutschland braucht ein Update
An dieser Stelle wäre meine journalistische Arbeit als Berichterstatter, Analyst und Kommentator üblicherweise getan, aber dabei will ich es dieses Mal nicht belassen. Deshalb werde ich einen Gedanken in den Raum stellen – sozusagen in den Raum mit dem Elefanten –, in der Hoffnung auf dialektische Schärfung. Ich bin der Ansicht, dass wir als Gesamtgesellschaft neu bestimmen sollten, welchen Kultur-Begriff unser Staat hat und welches Förderprinzip sich daraus ergibt.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sollten in der Kulturförderung fest verankert werden.
Das könnte in einer Fortsetzung der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ aus den Nuller Jahren geschehen oder zumindest daran anknüpfen, vielleicht im Rahmen des sogenannten Plenums, das die Berliner Ampel sich in den Koalitionsvertrag geschrieben hat. Dazu sollte auch gehören, die Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen neu zu verhandeln und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in den drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales in der Kulturförderung fest zu verankern. Auf dieser Grundlage müsste dann ebenfalls neu bestimmt werden, wie staatliche Förderung warum auf die einzelnen Akteur*innen verteilt wird – und für dieses „Warum?“ möchte ich einen Vorschlag machen.
Kultur ist allgemeine Daseinsvorsorge
Er beruht zunächst auf dem Begriff und Konzept der allgemeinen Daseinsvorsorge, das es bis in die Grundlagenverträge der Europäischen Gemeinschaft beziehungsweise Union geschafft hat. Für die Kulturförderung in Deutschland ist das nicht weniger als von existenzieller Bedeutung, was leider kaum jemand weiß. Denn es ist dieser Grundgedanke der allgemeinen Daseinsvorsorge durch den Staat in den Rechtsgrundlagen der Europäischen Union, der unsere Art der Finanzierung staatlicher Kulturinstitutionen wirtschafts- und beihilferechtlich überhaupt erst möglich macht. Die gilt nämlich nur deshalb nicht als „Subvention“, sondern als originär staatliche Vorsorge-Leistung für alle Bürger*innen, vergleichbar mit Polizei und Feuerwehr, Krankenhäusern, Müllent- und Wasserversorgung, Kindergärten, Schule und Hochschule.
Subventionen dagegen sind im Europäischen Wirtschafts-, genauer gesagt im dafür maßgeblichen und es normierenden Wettbewerbs- und Beihilferecht, finanzielle Unterstützungsleistungen des Staates an privatwirtschaftliche Akteur*innen, die mit Gewinnerzielungsabsicht unternehmerisch tätig sind. Weil das auf die Theater, Orchester, Museen und Bibliotheken der öffentlichen Hand erkennbar nicht zutrifft, sind die Aufwendungen dafür aus Steuermitteln keine Subventionen.
Gemeinwohl und Daseinsvorsorge
Das komplementäre Gegenstück für diese Legitimationsgrundlage und ihre Ausgestaltung im Rahmen der allgemeinen Daseinsvorsorge ist das „Gemeinwohl“. Dabei handelt es sich um einen zwar geläufigen, aber ein bisschen schwammigen Begriff. Er wurde ausgerechnet in den Vereinigten Staaten während der neoliberalen Hochphase der 1980er und 1990er Jahre konkretisiert, als dort eine Diskussion über den „Wert“ von öffentlichen Leistungen entbrannte. Im Zuge dessen hat der Harvard-Professor und damals führende US-Forscher zu Nonprofit-Organisationen, Mark Moore, das Konzept des „Public Value“ entwickelt.
Es fußt kurz gesagt auf der Idee, dass sich das Gemeinwohl aus den Bedürfnissen der gesellschaftlichen Gesamtheit ergibt. Moore nennt dafür vier verschiedene Dimensionen beziehungsweise Parameter:
- Unmittelbare Nützlichkeit
- Moral und Ethik
- Politisch-soziale Beziehungen und Prozesse
- Ästhetisch-hedonistische Interessen
Mit ihrer Hilfe kann man auf verschiedensten Wegen für unterschiedliche Angebote und Leistungen ermitteln, welchen Public Value sie haben, also ob und in welchem Maß sie zum Gemeinwohl beitragen. Je höher der Wert, desto größer die Rolle in der allgemeinen Daseinsvorsorge.
Kunstmuseen oder Schauspielhäuser würden in dieser Systematik bei der lebenspraktischen „Nützlichkeit“ (im Alltag) naturgemäß niedrig ranken. Ob sie aber nicht nur beim Parameter „Ästhetisch-hedonistische Interessen“ höhere Ergebnisse erzielen, sondern auch bei „Moral und Ethik“ und/oder bei „Politisch-soziale Beziehungen und Prozesse“, würde von ihrer jeweiligen Programmatik, ihren Vermittlungsangeboten et cetera abhängen. Das kann ja jede*r mal für sich in den verschiedenen Kultursparten durchspielen oder -denken.
Einen theoretisch wie praktisch weiteren Rahmen spannt der deutsche Wirtschaftspsychologe Timo Meynhardt in zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema; er hat auch am bisher zweimal erschienenen „GemeinwohlAtlas“ mitgewirkt (2015 und 2019).
Kulturförderung am Public Value ausrichten
Ich halte fest: Es gibt in Deutschland einen Verfassungsauftrag zum Schutz und zur Förderung der Kultur und die dafür vom Staat aufgewendeten Mittel sind rechtlich erst dadurch legitimiert, dass sie im Rahmen der allgemeinen Daseinsvorsorge einen essenziellen Beitrag zum Gemeinwohl finanzieren. Dann wäre es in der Folge aber nur logisch, die Verteilung dieser Mittel auch just an diesem Beitrag der einzelnen Kulturangebote auszurichten – also entsprechend ihrem jeweiligen Public Value. Wie das konkret umgesetzt werden kann, ist eine Frage politischer Aushandlung.
So ein Systemwechsel könnte für manche zum bösen Erwachen aus einer Relevanz-Illusion führen.
So ein Systemwechsel bedeutete selbstverständlich eine große Herausforderung für alle Beteiligten und könnte nicht nur für manche Bühne zum bösen Erwachen aus einer Relevanz-Illusion werden. Die Bibliotheken, die Soziokultur, die sogenannten Bespieltheater außerhalb der Metropolen und vor allem die Kultur-Akteur*innen samt freier Szene in den ländlichen Räumen würden auf diesem Wege aber ganz sicher nicht mehr nur wohlfeile verbale Wertschätzung erhalten, sondern endlich auch eine auskömmliche Finanzierung.
Und für den seit Jahrzehnten im kulturpolitischen Raum gefangenen Elefanten verhieße es: Freiheit!
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Dieser Beitrag ist erschienen in der SOZIOkultur 3/2023 Strategien
Der Text beruht auf einer Keynote für die Tagung „Tabubruch! Neue Prioritäten und Wege für eine transformative Kulturpolitik“ von Kulturpolitischer Gesellschaft und der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Ende Mai 2023 in Wolfenbüttel. Es handelt sich um eine gekürzte und für das Lesen modifizierte Version.
Mit einem Wahlprogramm ist es wie mit einem guten Kuchen: Je besser das Rezept, desto geschmackvoller das Ergebnis. In Sachsen wählen die Bürger*innen 2024 einen neuen Landtag. Derzeit entwickeln die Parteien ihre Wahlkampfthemen. Damit für die Soziokultur nicht nur die Krümel bleiben, hat der Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. der Politik ein Rezeptbuch für eine gelingende soziokulturelle Arbeit vorgelegt.
Die politische Lage in Sachsen ist durchaus angespannt. Verschiebungen in den Mehrheitsverhältnissen sind wahrscheinlich. Wenn das große Stühlerücken beginnt und die Eckpunkte der neuen Regierung verhandelt werden, müssen die Anliegen der Soziokultur bereits gut platziert und vermittelt sein. Denn nicht jede Partei steht für eine stabile und kreative Kulturpolitik.
Einzelne kulturpolitische Sprechende kommen von sich aus auf die Akteure der Kultur zu, um Bedarfe und Herausforderungen zu erfragen. Da dies aber die Ausnahme darstellt, entstand im Landesverband das Bild eines „Forderungskataloges“ bezüglich der Wahlprogramme für die Landtagswahl 2024 in Sachsen. Er wurde proaktiv an alle größeren Parteien verschickt. Diese Idee ging auf wie ein Hefeteig. Aus wenigen Anfangsgedanken wurde eine umfassende PDF-Broschüre „ZUTATEN für eine ausgewogene und vielfältige Kulturpolitik in der kommenden Legislaturperiode im Freistaat Sachsen“ mit vier Thesen, welche auf unterschiedliche Problemstellungen in der soziokulturellen Arbeit hinweisen.
These 1: Bildungskonzepte ohne kulturelle Bildung zu entwickeln ist so zielführend, wie eine Eierschecke ohne Eier zu backen.
In diesem Abschnitt steht die Entwicklung der kulturellen Bildung in der Soziokultur im Vordergrund. Unter anderem geht es um eine intensive Beteiligung der Soziokultur in den Entwicklungsprozessen von Ganztagsangeboten sowie der besseren Verankerung der Leistungen des SGB VIII (insb. §§ 11-14) im Landesjugendhilfegesetz.
These 2: Der Kuchen wird nicht mehr, wenn man die Stücke kleiner schneidet.
In diesem Themenblock geht es um die Verstetigung bewährter Einrichtungen und Projekte durch Überführung in die institutionelle Förderung. Zudem wird auf die Notwendigkeit einer fairen Vergütung in der Kulturarbeit hingewiesen.
These 3: Selbst der größte Kuchen schmeckt nicht, wenn die Stücke ungerecht verteilt werden.
Mindestens ebenso wichtig wie die Finanzierung der Kultur, ist in Sachsen die anhaltende Diskussion über die Verteilung dieser Mittel innerhalb der Kultursparten. Diesbezüglich muss sich die Soziokultur im Freistaat mit bescheidenen Anteilen zufriedengeben, obwohl dies aus fachlicher Sicht nur schwer zu begründen sein dürfte. Auch das Thema Eigenmittel und finanzschwache Kommunen wird in diesem Abschnitt mit aufgegriffen.
These 4: Es geht nicht um ein Stück vom Kuchen, es geht um die ganze Bäckerei.
In diesem sehr umfassenden Kapitel wird u. a. hervorgehoben, dass Inklusion in der Kultur nicht die Sahne auf dem Kuchen sondern eine grundlegende Zutat für den Teig ist. Dementsprechend wird unterstrichen, dass die Kulturpolitik Inklusivität und Barrierefreiheit als „Must have“ auf die Agenda setzt und die noch weit verbreitete „Nice to have“ Mentalität abgelöst wird.
Inzwischen ist der Katalog bei den Parteien angekommen und erste Rückmeldungen sind erfolgt. Die Gespräche sollen mit den entsprechenden kulturpolitischen Vertretenden in verschiedenen soziokulturellen Zentren in Sachsen stattfinden. Dies bietet die Möglichkeit, die beschriebenen Themen und Problemlagen auch im Kontext der jeweiligen Region zu diskutieren.
Bleibt zu hoffen, dass alle wichtigen Zutaten für den Kuchen zusammenkommen.
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Dieser Beitrag ist erschienen in der SOZIOkultur 3/2023 Strategien
Am 25. August feierte die LAG Soziokultur Thüringen unter dem Motto „WIR BOXEN UNS DURCH!“ ihr 30-jähriges Jubiläum im Kassablanca Jena. In einer fulminanten Show wurden die Grenzen zwischen Kultur und Sport spielerisch überwunden und der Beschwerdechor der kulturellen Leitungskräfte brachte einen bissig-humorvollen Kommentar zu den Arbeitsbedingungen in der freien Kulturarbeit auf die Bühne.
Los gings bereits am späten Nachmittag vor dem soziokulturellen Zentrum Kassablanca. Bei bestem Wetter brachten die sechzehn Musiker*innen von Tuba Libre aus Weimar das Publikum mit ihrem mitreißenden Brassbeat in Stimmung. Für Abkühlung sorgte vor allem die gut frequentierte Bowlebar.
Zwei Ausstellungen blickten auf 30 Jahre Soziokultur zurück. Die Open-Air-Ausstellung „Kultur braucht Liebe“ von 2013 zeigte nochmals zwanzig Akteur*innen der Thüringer Soziokultur in ihrem Arbeitsumfeld im Großformat. Und unter dem Titel „Blühende Landschaften“ versammelte Boris Hajdukovic eine Auswahl seiner stimmungsvollen Fotografien von den LAG-Bustouren zu Kultureinrichtungen jenseits der Thüringer Städtekette.
Dann aber konnte die Show im Saal beginnen, wo ein echter Boxring als Bühne fungierte. Nach der Begrüßung durch die LAG-Vorstandsvorsitzende Franziska Schnauß gab die glänzend aufgelegte Ringsprecherin Anne Martin das Signal zum Einlauf des „Team Soziokultur“. Mit viel Licht und Nebel und mit leuchtenden Mänteln stellten sich Janet und René vom Kick- und Thaiboxen Gotha e.V. sowie Emma und Karoo vom Contact Sports Club Erfurt dem überraschten und gleichwohl begeisterten Publikum vor.
Kulturminister und Bundesverband würdigen Soziokultur
Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff würdigte anschließend in seiner Rede mit einem Rückgriff auf die Situation in den frühen 1990er Jahren die Bedeutung von soziokulturellen Zentren in politisch unsicheren Zeiten. Sie seien bis heute Orte, in denen sich Menschen entwickeln und in denen Demokratie und Teilhabe eingeübt werden könnten.
In einem Kommentar zum erst später auftretenden Beschwerdechor der kulturellen Leitungskräfte, erteilte er vorweg dem Anliegen des Chores und der Art und Weise der Darbietung eine deutliche Absage. Leider musste der Minister aus Termingründen die Veranstaltung noch vor dem Chorauftritt verlassen.
Anschließend stiegen Ellen Ahbe und Georg Halupczok vom Bundesverband Soziokultur in den Ring. In einem beschwingten Dialog würdigten sie die langjährige und erfolgreiche Arbeit der LAG, insbesondere die derzeitige modellhafte Umsetzung einer Strukturförderung für soziokulturelle Einrichtungen im Freistaat. Auch mahnten sie angesichts des anstehenden Generationswechsels und des Fachkräftemangels eine angemessene Vergütung der Mitarbeiter*innen in den soziokulturellen Einrichtungen an.
Drei Sparringskämpfe in gemischten Besetzungen
Danach wurde es endlich sportlich: Das Team Soziokultur begeisterte mit drei jeweils dreiminütigen Sparringskämpfen in gemischten Besetzungen. Bernd Seydel erläuterte als fachlich versierter Ringkommentator während der Kämpfe, worauf es beim Boxen ankomme – nämlich nicht, nur auf den anderen einzuschlagen, sondern ihn zu respektieren und auf ihn achtzugeben, ja mehr noch: miteinander zu kooperieren. Und spätestens hier wurden die Gemeinsamkeiten zwischen dem Boxen und der Soziokultur deutlich: Bei beiden gehören Ausdauer, Kreativität und die Fähigkeit, sich immer wieder schnell auf neue Situationen einzustellen, zu den Grundtugenden.
Beschwerdechor erntet begeisterten Applaus
Zwischen den Boxrunden erfolgten mit dem Quiz zu 30 Jahren Soziokultur und dem Beschwerdechor der kulturellen Leitungskräfte zwei bemerkenswerte Pausenaktionen. Während Alexander Lochthofen aus der LAG-Geschäftsstelle als charmanter Quizmaster das Publikum mit einigen Kuriositäten aus der LAG-Geschichte vertraut machte, gaben die knapp 15 Kulturmanager*innen über drei Lieder hinweg einen bissig-humorvollen Kommentar zu den Arbeitsbedingungen in der freien Kulturarbeit und zur Umgestaltung der Personalfinanzierung für kulturelle Leitungskräfte und jugendkulturelle Mitarbeiter ab.
Dabei ging es ihnen keineswegs um eine generelle Kritik an dieser Reform – schließlich bringt sie für alle mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie –, sondern darum, dass die Kulturmanager*innen in Kultureinrichtungen und Verbänden weiterhin von einem tarifgerechten Vergütungsniveau abgekoppelt bleiben, obgleich es im aktuellen Koalitionsvertrag anders formuliert ist. Und so gab der Chor unter Leitung von Helfried Schmidt sein Bestes und erntete begeisterten Applaus.
Aber leider eben nicht von den Adressat*innen. Denn es war schade und auch bezeichnend, dass fast keine Vertreter*innen aus der Landeskulturpolitik und -verwaltung anwesend waren, um die langjährige Arbeit im freien Kulturbereich zu würdigen. So bleibt das Fazit eines rundum gelungenen Abends:
Wir werden uns auch weiter durchboxen müssen!
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Zu diesem Beitrag des Landesverbandes Soziokultur Thüringen gibt es auf der Webseite der LAG weitere tolle Bilder.
Die gestiegenen Energiekosten belasten Euer soziokulturelles Zentrum? Beantragt finanzielle Unterstützung beim Kulturfonds Energie des Bundes!
Mit dem Kulturfonds Energie des Bundes werden Kultureinrichtungen zusätzlich zu den Preisbremsen unterstützt. Bei soziokulturellen Zentren wird der nachgewiesene förderfähige Mehrbedarf der Energiekosten zu 80 Prozent bezuschusst, unabhängig von der Trägerschaft.
Bundesverband empfiehlt Beantragung beim Kulturfonds Energie
Der Bundesverband Soziokultur möchte ausdrücklich zur Antragstellung ermutigen und empfiehlt die FAQs (Häufig gestellten Fragen) auf der Website des Kulturfonds Energie. Hier finden sich Informationen zur grundsätzlichen Funktionsweise des Fonds und zur Antragstellung: www.kulturfonds-energie/faq
Die Antragstellung ist unkompliziert, wenn die nötigen Daten zu Strom- und Wärmeverbräuchen sowie Belegungs- und Programmpläne zum Nachweis der überwiegend kulturellen Zwecke und Aktivitäten bereitgehalten werden.
ELSTER-Zugang registrieren
Unbedingt notwendig für die Registrierung sind außerdem die ELSTER-Zugangsdaten der Kultureinrichtung. Wenn es bisher keinen ELSTER-Zugang der Einrichtung gibt, empfehlen wir dringend die baldige Registrierung: www.elster.de/elsterweb/infoseite/vereine
Tranchen summieren sich bis zur Bagatellgrenze
Es gibt eine Bagatellgrenze von 250 Euro. Allerdings summieren sich die beantragten Tranchen, bis die Bagatellgranze erreicht ist. Erst bei Erreichen der Bagatellgrenze erfolgt die Prüfung der Anträge. Falls die Bagatellgrenze nicht innerhalb einer Tranche erreicht werden kann, besteht die Möglichkeit der tranchenübergreifenden Zusammenschau aller fristgerecht eingereichten Anträge.
Wie können wir uns im Büroalltag daten- und energiesparend verhalten? Der Bundesverband Soziokultur hat eine Übersicht mit praktischen Informationen und Checklisten zusammengestellt. Sie soll uns dabei helfen, ohne großen Mehraufwand Daten und Energieverbrauch zu reduzieren.
Unterteilt ist die Übersicht in die vier Themenbereiche
- strategische Planung
- Rechner & Internet
- Kommunikation
- Ablage.
Es ist ein „lernendes Dokument“ und wird regelmäßig aktualisiert. Für der Erstellung hat der Bundesverband Soziokultur über eine breit angelegte Recherche Informationen von verschiedenen Organisationen und Websites zusammengetragen. Das Dokument enthält weiterführende externe Links, für deren Inhalte die Autor*innen nicht verantwortlich sind. Wenn ihr Themen vermisst oder selbst weitere Ideen und Tipps habt, schreibt uns gerne. Wir berücksichtigen die Punkte bei der nächsten Überarbeitung.
Kontakt: bundesverband@soziokultur.de
Text und Recherchen: Franziska Mohaupt, Carolin Viktorin, Elmar Piening
Illustrationen: Cindy Schmid
Zum 30. Jubiläum der LAG Soziokultur Thüringen erzählen 30 Fundstücke der Mitglieder schöne, geschichtsträchtige und kuriose Geschichten. Die Fundstücke sind unter www.meinekultur.info veröffentlicht.
Ein wandernder Kamin, ein verborgenes Wandbild, ein aufgemöbelter Theaterwagen – das sind drei von dreißig ausgewählten Fundstücken, die die LAG Soziokultur Thüringen in ihrem Jubiläumsjahr gemeinsam mit ihren Mitgliedern zusammengestellt hat. Jedes Fundstück erzählt seine Geschichte, die meist geschichtsträchtig, mal schön und manchmal auch kurios ist. Alle Fundstücke zusammen ergeben ein kleines und feines Kaleidoskop zu 30 Jahren soziokultureller Praxis in Thüringen.
Die Aktion findet im Rahmen des Jahresprojektes MEINE KULTUR der LAG Soziokultur Thüringen statt, gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei.
Fundstücke entdecken unter: www.meinekultur.info
Gefeiert wird der 30. Geburtstag der LAG Soziokultur Thüringen am Freitag, den 35. August 2023 im Kassablanca in Jena. Zu allen Informationen, zum Programm und zur Anmeldung geht es hier.
Der Einsatz zivilgesellschaftlicher Organisationen aus allen Bereichen ist dringend notwendig, um den Klimaschutz gesellschaftlich zu verankern und mit ganzer Kraft voranzutreiben. Der Bundesverband Soziokultur macht sich und seine Mitglieder stark, indem er zum Beispiel dabei unterstützt, ein Nachhaltigkeitsmanagement einzuführen.
Klimaschutz in Vereinen und Verbänden
Bei der Programmtagung Engagiert für Klimaschutz leitet Franziska Mohaupt, Referentin für Nachhaltigkeit beim Bundesverband Soziokultur, das Dialogforum “Aufbruch gegen den Klimawandel – Organisationsentwicklung in Vereinen und Verbänden“.
Wie kann mein Verein, mein Verband, meine Organisation klimafreundliches Handeln in die täglichen Abläufe integrieren? Wie muss sich meine gemeinnützige Organisation weiterentwickeln, um dieses Ziel zu erreichen? Wo bietet der Klimaschutz Chancen für die Organisationsziele? Wo liegen Zielkonflikte und wie lassen sie sich überwinden? Aktiven Klimaschutz im Verein oder im Verband zu etablieren, ist nicht mit zwei oder drei Vorstandssitzungen erledigt. Es braucht stattdessen viele kleine Schritte und gleichzeitig ein gemeinsames Ziel, das alle Vereinsmitglieder verfolgen.
Die gute Nachricht ist: Sobald ein erster Maßnahmenplan erarbeitet ist, können etwa 90 % der Maßnahmen innerhalb von drei Monaten umgesetzt werden. Der Aufwand bleibt dabei sehr überschaubar: Etwa ein bis zwei Stunden pro Woche kümmern sich Einzelne um die Umsetzung der Maßnahmen. Das stärkt die Motivation, anschließend die komplexeren Prozesse anzugehen und Nachhaltigkeit als das neue Normal zu verankern.
Darum geht’s: Tagung Engagiert für Klimaschutz
Die Tagung am 14. September 2023 im Refugio Berlin wartet mit einem vielfältigen Programm auf, um drängende Fragen aktiv zu begegnen. Welche Möglichkeiten haben NGOs, Verbände und Vereine, um klimafreundliche Veränderungen anzustoßen? Welche Rahmenbedingungen braucht es, um Klimaschutz als Querschnittsthema strukturell zu verankern? Wie lassen sich Hindernisse effektiv überwinden?
In Panels wird diskutiert, welche Rolle das bürgerschaftliche Engagement im Hinblick auf eine sozial-ökologische Transformation spielt und wie Klima-Engagement in der Praxis gestaltet werden kann. Vier Dialogforen befassen sich schwerpunktmäßig mit Klimaschutz in Bezug auf Organisationsentwicklung, Kooperationen und Allianzen, Diversität sowie Zivilgesellschaft als Lernort für klimasensibles Handeln. Ein Impuls wird die Relevanz bürgerschaftlichen Klima-Engagements in Bezug auf gesellschaftlichen Wandel herausstellen. Und selbstverständlich wird es Zeit zum Austausch und zum Vernetzen. Das ganze Programm ist hier bereitgestellt.
Anmeldung bis zum 6. Sept: www.bbe-zukunftsgipfel.de/klimatagung. Eine schnelle Anmeldung lohnt sich: BBE übernimmt die Fahrtkosten bis 130,00 € für die Bahn (2. Klasse) für die ersten 50 Teilnehmenden, die extra nach Berlin anreisen.
Das Gebäude ist barrierefrei für Rollstühle zugänglich. Dolmetschende für deutsche Gebärdensprache und deutsche Lautsprache werden vor Ort sein.
Rückfragen an: klimateam@b-b-e.de
Die aktuelle Ausgabe der „Kulturpolitischen Mitteilungen” (Heft Nr. 181-II/2023) steht unter dem Titel „50 Jahre Soziokultur”. Die Beiträge werfen einen Blick in die Geschichte und diskutieren gegenwärtige Tendenzen in der soziokulturellen Praxis angesichts der gesellschaftlichen Umbrüche und Herausforderungen.
Nicht nur die Neue Kulturpolitik, sondern mit ihr ist auch die Soziokultur „in die Jahre” gekommen. Ein halbes Jahrhundert Geschichte bietet Anlass genug, ihr einen eigenen Heftschwerpunkt zu widmen. Von den kulturpolitischen Aufbrüchen in den 1970er Jahren bis hin zu neuen Herausforderungen angesichts von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg liest sich die Geschichte der Soziokultur über weite Strecken als Erfolgsstory. Vor allem die Soziokulturellen Zentren haben dabei das Bild alternativer Kulturarbeit mit Gesellschaftsbezug geprägt. Die Gründergeneration ist inzwischen von neuen Akteur*innen abgelöst worden. Sie sind in ihrer Arbeit bereits dabei, die Soziokultur immer wieder neu zu erfinden.
Schwerpunktbeiträge zu 50 Jahren Soziokultur:
- 50 Jahre Soziokultur und Neue Kulturpolitik (Norbert Sievers) PDF
- „Wege zur menschlichen Stadt” – Vor 50 Jahren verabschiedete der Deutsche Städtetag eine wegweisende Erklärung zur kulturellen Stadtentwicklung (Kurt Eichler / Tobias J. Knoblich) PDF
- Zukunft der Soziokultur in ländlichen Räumen (Beate Kegler / Helena Walther)
- Kontexte der Soziokultur. Bewegung – Prägung – Erwägung (Tobias J. Knoblich)
- Es glänzt nicht alles, was Gold ist – Gedanken zur Sichtbarkeit der Soziokultur zum 50. Geburtstag (Jennifer Tharr) PDF
- Praxis und Förderung transformieren – Zukunftsperspektive Fonds Soziokultur (Silvia Bonadiman / Mechthild Eickhoff)
- Was bedeutet Soziokultur im 21. Jahrhundert? Soziokultur in NRW verabschiedet Manifest und formuliert Perspektiven für die Zukunft (Inken Kiupel) PDF
- Wer Strukturen will, muss Strukturen fördern – Strukturförderung der Soziokultur in Hessen als Good-Practice-Beispiel (Bernd Hesse)
- Ein Zentrum als “Soziale Plastik”. Vorreiter der neuen Kulturpolitik – das Nürnberger KOMM 1973 bis 1996 (Uli Glaser)
- Ein langer Weg mit Zukunft – 50 Jahre Soziokultur als Stadtteilkultur (Michael Wendt)
- Das Kultur- und Kommunikationszentrum “die börse” in Wuppertal – Norbert Sievers im Gespräch mit den verantwortlichen Akteuren (E. Dieter Fränzel / Erwin Rothgang / Lukas Hegemann) PDF
- Generationenwechsel und aktuelle Tendenzen in der Soziokultur (Jochen Molck)
Die „Kulturpolitischen Mitteilungen” erscheinen vierteljährlich und werden von der Kulturpolitischen Gesellschaft herausgegeben.
Am Freitag, 25. August 2023, feiert die LAG Soziokultur Thüringen ihr 30-jähriges Jubiläum und lädt ins Kassablanca Jena ein! Getreu dem klassischen Soziokultur-Motto WIR BOXEN UNS DURCH legt die LAG die Handschuhe an und steigt gemeinsam mit hochmotivierten Kulturmanager*innen, durchtrainierten Sportskanonen und wortgewandten Plaudertaschen in den Ring. Der Bundesverband Soziokultur gratuliert herzlich und feiert mit.
PROGRAMM:
- ab 17.00 Uhr: AUFWÄRMEN
mit der flotten Blaskapelle Tuba Libre, Fotoausstellung sowie Bowle mit Obst und Kuchen mit Gemüse - 19.00 Uhr: RING FREI (SPARRING ÜBER 3 RUNDEN)
u.a. mit den kulturellen Schwergewichten Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff, Ellen Ahbe und Georg Halupczok vom Bundesverband Soziokultur, Ringsprecherin Anne Martin, 30-Jahre-Soziokultur-Quiz sowie mit dem ersten und letzten Auftritt des Chors der kulturellen Leitungskräfte und Fachkräfte im jugendkulturellen Bereich (Projektmanagerchor)! - ab 20.30 Uhr: ABSCHWITZEN
bei Reggae, Dub & Artverwandtem mit DJ Martin Kaden (C.Keller Weimar) und einer leicht verspäteten Filmpremiere
ANMELDUNG:
bitte bis zum 4. August 2023 über das Anmeldeformular oder per E-Mail (info@soziokultur-thueringen.de)
VERANSTALTUNGSORT:
Kassablanca Jena
Felsenkellerstr. 13a
07745 Jena
Infos zur Anreise unter: www.kassablanca.de