Im September werden in Sachsen, Thüringen und Brandenburg neue Parlamente gewählt. Welche Rolle spielt Soziokultur in den politischen Planungen für die nächste Legislaturperiode? In Absprache mit den jeweiligen soziokulturellen Landesverbänden, unseren Mitgliedern, haben wir bei den demokratischen Parteien nachgefragt.
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Oliver Fritzsche, Landtagsabgeordneter der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag
Soziokultur stellt für unsere Partei einen unverzichtbaren Teil der sächsischen Kunst- und Kulturszene dar. Gerade soziokulturelle Angebote schaffen Räume für die so wichtige Begegnung gesellschaftlicher Gruppen und Akteure. Bereits in dieser Legislaturperiode hat die sächsische Soziokultur in nicht unerheblichem Maße von Mitteln des sächsischen Landeshaushaltes profitiert und mit dieser Unterstützung viele Begegnungen, Bildungserlebnisse und zivilisierten kulturellen Austausch ermöglicht. Unser Ziel ist es, im Rahmen der Fortentwicklung der sächsischen Kulturförderung sowie des Sächsischen Kulturraumgesetzes die Soziokultur angemessen – und im Kontext mit anderen Kunst- und Kultursparten – im Rahmen der Leistungsfähigkeit des sächsischen Landeshaushaltes weiter zu unterstützen.
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Franz Sodann, Landtagsabgeordneter und kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE
Wir wollen für Sachsen mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt erreichen und die demokratische Zivilgesellschaft stärken. Die Soziokultur trägt viel dazu bei. Daher muss der Staat sie kraftvoll unterstützen. Wir wollen die Förderverfahren ausbauen sowie Anträge und Abrechnung vereinfachen und digitalisieren. Am besten wäre es, Einrichtungen und Akteure institutionell zu fördern – so entsteht Planungssicherheit. Jugendverbände, Jugendclubs, soziokulturelle Zentren und Vereinshäuser sind wichtige Orte, die wir so ausstatten wollen, dass sie ihre Aufgaben gut erfüllen können. Nur so kann dort echtes Gemeinschaftsleben stattfinden. Wir stehen für einen inklusiven Zugang zur Kultur, damit jede und jeder sich lebenslang nicht nur kulturell bilden, sondern auch an gesellschaftlichen Entwicklungen und Diskussionen teilhaben kann. Wir wollen die Kommunen und Kulturräume in die Lage versetzen, dass sie die reichhaltige Kulturlandschaft erhalten, weiterentwickeln und auskömmlich finanzieren können.
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Claudia Maicher, Landtagsabgeordnete und kulturpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Wir haben überall in Sachsen tolle Angebote der Soziokultur. Neben etablierten soziokulturellen Zentren sind in den letzten Jahren aus bürgerschaftlich-kulturellem Engagement weitere Einrichtungen und Angebote entstanden, die die soziokulturelle Landschaft mit neuen Themen- und Zielgruppen bereichern, wie zum Beispiel Demokratiearbeit, Stadtteilarbeit, dezentrale und mobile Angebote, transkulturelle Kulturarbeit. Gerade die Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements und die vielseitigen Zugänge zu kultureller Beteiligung und Mitgestaltung von Gesellschaft für unterschiedliche Generationen und Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft stellen den besonderen Wert von Soziokultur dar.
Unser Ziel ist es, diese Angebote landesweit abzusichern, damit sie mit den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen wie zum Beispiel Demografie, Diversität, Nachhaltigkeit mitwachsen können. Wir setzen uns für eine dynamisierte Finanzierung der Kulturraumförderung ein, damit Kostensteigerungen aufgefangen werden. Wir suchen nach Wegen, aus Projektphasen in eine institutionelle Verstetigung zu kommen. Dafür werden wir vorhandene Förderinstrumente weiterentwickeln und neue förderstrategische Impulse setzen.
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SPD
Leider wurde die Anfrage nicht beantwortet.
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Dr. Ingolf Huhn, Kandidat für den Sächsischen Landtag für das BSW
Das Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit wird sich im Sächsischen Landtag für die Stabilisierung und breite Akzeptanz der soziokulturellen Zentren, vor allem im ländlichen Raum, einsetzen. In den größeren Städten sind die Zentren in den meisten Fällen gut etabliert. Im ländlichen Raum werden sie vorrangig durch die Kulturräume gefördert; hier aber werden sie von der Mehrheit der Mitglieder der Kulturkonvente mitunter argwöhnisch betrachtet, verdächtigt und mit der Einstellung der Förderung bedroht. Es muss ein Bewusstseinswechsel in den Gremien stattfinden, der die soziokulturellen Zentren in ihrer Unabhängigkeit stärkt und sie als zentrale Orte des Kulturlebens, aber auch der Kinder- und Jugendarbeit und der Demokratieförderung – besonders im ländlichen Raum – wahrnimmt.
Der Freistaat muss sich in einem Bestandskonzept zu den soziokulturellen Zentren bekennen und stabilisierende Mechanismen schaffen, die die Zentren unabhängig von den Mehrheiten in den Kulturkonventen schützt und durch eine dynamisierte Förderung arbeitsfähig erhält. Nur eine solche Dynamisierung könnte sowohl den steigenden Personal- und Sachkosten als auch der Selbstverständlichkeit, freischaffende Künstlerinnen und Künstler angemessen zu bezahlen, gerecht werden.