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Pressemitteilung, 29. Januar 2024

Bundesverband Soziokultur e.V. und Robert Bosch Stiftung unterstützen Formate der Demokratiearbeit an Alltags- und Freizeitorten mit jeweils bis zu 50.000 Euro. Soziokulturelle Zentren, politische Bildner*innen und Betreiber*innen von Alltags- oder Freizeitorten können sich mit gemeinsamen Projektideen bewerben. Bewerbungen sind bis zum 10. März 2024 möglich.

Gemeinsam die Demokratie stärken. Dieses Ziel verfolgen der Bundesverband Soziokultur und die Robert Bosch Stiftung GmbH mit einem neuen Förderprogramm für lokale Demokratieprojekte. Mit dem Programm „Allzeitorte. Gemeinsam mehr bewegen“ unterstützen die beiden Organisationen Beteiligungsformate, die Menschen dort erreichen sollen, wo sie sich im Alltag und in ihrer Freizeit aufhalten: im Fußballverein, im Schrebergarten, im Fitnessstudio oder in der Kiezkneipe. Insgesamt werden zehn Projektideen mit jeweils bis zu 50.000 Euro gefördert. Bewerbungsschluss ist der 10. März 2024.

„Immer mehr Menschen fühlen sich von der Politik weder gehört noch angesprochen“, sagt Antje Scheidler, Teamleiterin Demokratie bei der Robert Bosch Stiftung. „Wenn das Vertrauen der Bevölkerung in demokratische Prozesse schwindet und der Wunsch nach Beteiligung unerfüllt bleibt, erhalten populistische Stimmen Auftrieb. Dem wollen wir entgegenwirken und Aktionen ermöglichen, bei denen Menschen den Wert von Demokratie und Gemeinschaft in ihrem persönlichen Umfeld erleben können.“

Bewerben können sich soziokulturelle Zentren, politische Bildner*innen und Betreiber*innen von Alltags- oder Freizeitorten mit Projektideen, die sie gemeinsam entwickeln und durchführen wollen. Beispiele für Alltags- und Freizeitorte sind Räume zivilgesellschaftlicher Vereine und Verbände wie Feuerwehr, Fußball- und Schützenvereine, Schrebergärten, Landfrauen- und Elterngruppen, aber auch kommerzielle öffentliche Orte wie Eckkneipen, Einkaufszentren, Fitnessstudios, Shisha-Bars und Tankstellen.

„An Alltags- und Freizeitorten braucht es glaubwürdige Brückenbauer*innen“, sagt Heike Herold, Vorstandsmitglied des Bundesverband Soziokultur. „Mit dem neuen Programm wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, innovative Ideen für Demokratiearbeit zu entwickeln und auszuprobieren. Menschen sollen sich als aktive Gestalter*innen ihrer Umgebung erleben und im Idealfall längerfristige Anlaufstellen für ihre Anliegen finden.“

Die Ausschreibung endet am 10. März 2024, danach wählt eine Jury zehn Projekte aus. Ab April folgt eine dreimonatige Konzeptphase. Die einjährige Umsetzungsphase endet im Juni 2025. Ergänzt wird das Programm durch Vernetzungs- und Weiterbildungsangebote sowie eine fachliche und wissenschaftliche Begleitung.

Weitere Informationen:

www.soziokultur.de/programme/allzeitorte/

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Der Bundesverband Soziokultur e. V. ist der Dach- und Fachverband soziokultureller Akteur*innen in Deutschland. Mitglieder sind 15 Landesverbände, in denen über 700 soziokulturelle Zentren und Initiativen organisiert sind. Der Verband engagiert sich für die Anerkennung soziokultureller Arbeit als fester Bestandteil kulturellen Lebens und setzt sich auf Bundesebene für ihre angemessene Förderung ein.
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Kontakt: Barbara Bichler | Barbara.Bichler@soziokultur.de | 0176 45 75 66 88

Pressemitteilung, 17. Januar 2024

Der Bundesverband Soziokultur startet das Projekt Ökologische Mindeststandards für die Soziokultur. Das Vorhaben wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für zwei Jahre gefördert.

Bis Oktober 2025 entwickelt das Projektteam in Kooperation mit soziokulturellen Einrichtungen Standards, erprobt und verbreitet sie. Ziel ist es, einen systematischen Zugang zum Thema Betriebsökologie zu ermöglichen, Orientierung bei den ersten Schritten zu bieten und gleichzeitig die Motivation für die folgenden Schritte zu schaffen.

Ökologische Mindestandards, die realistisch und umsetzbar sind

Unter Berücksichtigung der Vielfalt der Soziokultur erarbeitet das Projektteam des Bundesverbands grundlegende Richtlinien für ein Mindestmaß an betriebsökologischer Ausrichtung. Dafür bindet es Einrichtungen und Initiativen der Soziokultur in den Entwicklungsprozess ein. Diese geben Feedback aus Praxissicht mit Blick auf Umsetzbarkeit, Verständlichkeit und Relevanz der Standards. Ausgewählte Modellstandorte erproben Umsetzungsmöglichkeiten direkt vor Ort und reflektieren in übergreifenden Netzwerkveranstaltungen die Ergebnisse. Das Projekt möchte so Empfehlungen und Erfahrungen aus der Soziokultur selbst festlegen und verbreiten.

„Die Heterogenität der Soziokultur muss sich in den Standards widerspiegeln: Sie müssen flexibel auf die verschiedenen Situationen anpassbar und modular aufgebaut sein“, beschreibt Franziska Mohaupt, Referentin für nachhaltige Entwicklung, den Ansatz des Vorhabens.

Baukastenprinzip als Basis für machbare Maßnahmen

Das Baukastenprinzip ermöglicht es, dass Kultureinrichtungen sich im Zug der Einführung der Mindeststandards nur mit den Bereichen befassen, die sie wirklich betreffen. Gleichzeitig liefert die systematische Herangehensweise den Überblick darüber, welche Maßnahmen noch umgesetzt werden müssen, um die Standards einzuhalten. Die ökologischen Mindeststandards helfen zudem bei der Einordnung, wie nachhaltig der eigene Betrieb bereits aufgestellt ist. Und schließlich lassen sich Nachhaltigkeitsbemühungen mit Hilfe von Standards systematisch nach außen kommunizieren.

Von der Soziokultur für die Soziokultur: Standards selbst festlegen

Der Bundesverband Soziokultur sieht in dem Vorhaben die Chance, einen eigenständigen Standard für die Soziokultur zu schaffen, der im Wissen um ihre Potentiale bestmöglich geeignet ist, ökologische Maßnahmen anzugehen und sich in der Breite zukunftsfähig aufzustellen.

Die Ergebnisse werden unter www.soziokultur.de/programme/oemi veröffentlicht.

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Der Bundesverband Soziokultur e. V. ist der Dach- und Fachverband soziokultureller Akteur*innen in Deutschland. Mitglieder sind 15 Landesverbände, in denen über 700 soziokulturelle Zentren und Initiativen organisiert sind. Der Verband engagiert sich für die Anerkennung soziokultureller Arbeit als fester Bestandteil kulturellen Lebens und setzt sich auf Bundesebene für ihre angemessene Förderung ein.
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Kontakt: Barbara Bichler | Barbara.Bichler@soziokultur.de | 0176 45 75 66 88

Das Förderprogramm Allzeitorte. Gemeinsam mehr bewegen ist ein Kooperationsprojekt des Bundesverband Soziokultur und der Robert-Bosch Stiftung zur Demokratiestärkung. Durch das Programm werden Tridems aus Soziokultur, Alltags- oder Freizeitorten und politischer Bildung gefördert, Demokratie und Gemeinschaft für Menschen vor Ort wieder als wertvoll erfahrbar zu gestalten – an einem gemeinsamen Ort für alle.

Was wird gefördert?

Die drei Tridem-Partner*innen betreiben einen Alltags- oder Freizeitort, sind in der politischen Bildung und in der Soziokultur verankert. In Zusammenarbeit und gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestalten sie einen Alltags- oder Freizeitort zu einem “Allzeitort” um.

An zehn Standorten in ganz Deutschland sollen Tridems entstehen. Sie nutzen das Potenzial vorhandener Alltags- oder Freizeitorte, greifen die Themen der Besucher*innen oder Nutzer*innen auf, entwickeln gemeinsam mit ihnen Ideen und werden im Sinne von Demokratiestärkung gestalterisch und produktiv tätig.

Beispiele für Aktivitäten an Allzeitorten sind Audio-Walks durch ein Einkaufszentrum, Poetry-Slams in einem Schrebergarten oder ein Wünsch-Dir-Was-Kiosk in einer Bücherei. Die konkreten Ideen hängen von den Bedarfen an den jeweiligen Orten ab. In jedem Fall sollen die entstehenden Formate eine Plattform zum Austausch bieten und so ein demokratisches Miteinander befördern.

Fördersumme: bis zu 50.000 Euro

Die Tridems können eine Förderung in Höhe von bis zu 50.000 Euro erhalten, um gemeinsam mit den Besucher*innen und Nutzer*innen der Orte den Mehrwert von Demokratie praktisch und gestalterisch erlebbar zu machen.

Bewerben bis 10. März 2024

Die Ausschreibung ist ab sofort bis Sonntag, 10. März geöffnet. Einzureichen sind (ausschließlich digital)

Hier geht es zur Ausschreibung und zum Antragsportal.

Am 4. Dezember 2023 feierte der Bundesverband Soziokultur gemeinsam mit Vertreter*innen der Bundespolitik und -verwaltung sowie soziokulturellen Akteur*innen die Ergebnisse der beiden herausragenden Förderprogramme. Eine Multimedia-Installation präsentierte Förderbeispiele aus NEUSTART KULTUR. Einblicke in die verändernde Kraft von Soziokultur in Stadtquartieren bot “UTOPOLIS – Der Film” mit einem anschließenden Filmgespräch.

Die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth MdB eröffnete den Abend mit einem digitalen Grußwort. In ihm hob sie die Wertigkeit aktiv gelebter Soziokultur und die Bedeutung der Arbeit aller Akteur*innen hervor. Soziokultur, so Roth, fungiere als essentielle Stellschraube für das gesellschaftliche Miteinander und ist Antrieb für Zusammenhalt, auch in schweren Zeiten. Mit Lob und Dank für die Arbeit aller Mitarbeitenden des Bundesverband Soziokultur schloss die Staatsministerin ihre Begrüßung. Ein gelungener Auftakt der Veranstaltung, an den Heike Herold und Georg Halupczok aus dem Vorstand mit einem Eröffnungsdialog anschlosssen.

“Bundesförderung der Soziokultur. Wie geht es weiter?”

Im intensiven kulturpolitischen Gespräch betonten der kulturpolitische Sprecher der SPD, Helge Lindh Mdb, und Ellen Ahbe die Relevanz der Soziokultur insbesondere für die Demokratiestärkung im Jahr 2024. Angesichts ihrer gesellschaftlichen Wichtigkeit müsse es eine angemessene Förderung geben, betonte Ahbe, und bot an, bei der Ausgestaltung passgenauer Förderkonzepte mitzuwirken.

Warum ist Soziokultur gesellschaftsrelevant?

Weshalb diese Förderung so unverzichtbar ist, wurde insbesondere durch die exklusive Premiere des 90-minütigen Films “UTOPOLIS” von Matthias Coers und Grischa Dallmer deutlich. Der Film erfasst dokumentarisch, in Interviews und einfühlsamen Einblicken, die Arbeit an bundesweit 16 UTOPOLIS-Standorten. Die einzelnen Sequenzen unterstreichen die lebendige Vielfalt der Soziokuktur, zeigen aber vor allem, wie die Teilhabemöglichkeiten und die Selbstwirksamkeit von Bürger*innen durch soziokulturelle Praktiken gestärkt werden, und wie auf diese Weise Soziokultur das demokratische Miteinander prägt.

Die Multimediainstallation zur NEUSTART KULTUR Förderung zeigte eindrucksvoll, wie die Fördergelder eingesetzt wurden. Durch sie konnten in ländlichen Räumen sowie im Stadtraum während der Pandemie Kulturorte weiterhin als Plattformen für gesellschaftlichen Austausch und Zusammenkommen fungieren – die Basis dafür, dass wir uns als Gemeinschaft begreifen und nicht als Nebeneinander unterschiedlicher Bubbles.

Netzwerken und Fachaustausch

Zum gemeinsamen Austausch und zum Netzwerken hatten die soziokulturellen Akteur*innen im abendlichen Get together Gelegenheit. Unter den Ehrengäste begrüßte der Bundesverband Carmen Schimmack und Johanna Blaesing aus dem Hause der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Anne-Carin Heilmann und Andrea Höhn als Vertreterinnen des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, sowie Meike Heckenroth und Luise Tröder von der Bundestransferstelle empirica. Über die Anwesenheit einiger Mitglieder des Fachbeirats von UTOPOLIS, darunter Selma Tuzlali, über das Kommen von Dr. Christoph Faden von der Kunstverwaltung des Bundes und Mechthild Eickhoff, Geschäftsführerin des Fonds Soziokultur, sowie aller anderen geladenen Gäste und Akteur*innen freuten wir uns außerdem.

Ein besonderer Dank gilt dem Team des Sinema Transtopia für das hosten an diesem wundervollen, einzigartigen Ort.

In den letzten Jahren konnten durch Investitionsprogramme des Bundes, der Länder und Kommunen viele soziokulturelle Zentren ihre digitale Ausstattung modernisieren, damit auch hybride Formate in der Kulturvermittlung erproben und sich komplexes Know-how aneignen. Wie verändert die neue Digitalität die soziokulturelle Arbeit?

Die aktuelle SOZIOkultur zeigt Schritte der Transformation auf.

Rundumblick: Wie gehen Digitalität und Soziokultur zusammen?

Heike Herold, Geschäftsführerin von Soziokultur NRW, und Carolin Viktorin, Referentin für Digitalisierung und Wissensmanagement im Bundesverband Soziokultur, beleuchten, wie die Digitalität in der Soziokultur Raum gewinnt, wie die Einrichtungen mit der Dynamik der Entwicklung umgehen und welche neuen Möglichkeiten der Partizipation sich eröffnen.

Einer wachsenden gesellschaftlichen und ökonomischen Machtkonzentration nicht demokratisch legitimierter Tech-Giganten steht das soziokulturelle Selbstverständnis kritisch gegenüber. Prof. Dr. Tobias Hochscherf, Vizepräsident der Fachhochschule Kiel, und Prof. Dr. Martin Lätzel, aus dem Fachbereich Kulturmanagement und Digitalisierungspolitik, gehen der Frage nach, wie die Nutzung digitaler Werkzeuge in Einklang zu bringen ist mit dem Gemeinwohl und der freiheitlich demokratischen Grundordnung – wofür soziokulturelle Zentren prädestinierte Orte sind.

Digitalstrategie der Bundesregierung: Wie gelingt Teilhabe?

Tabea Rößner, Abgeordnete der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN und Vorsitzende des Ausschusses für Digitales im Deutschen Bundestag, beschreibt, wie die Politik die Weichen für den digitalen Wandel stellt. Ziel ist es, jedem den Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen. Die Digitalstrategie der Bundesregierung enthält erste Ansätze hinsichtlich sozialer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Teilhabe durch Digitalisierung.

Policy-Paper Zivilgesellschaft und Digitalisierung

Nach der Etablierung von sozialen Medien zeichnet sich nun mit der rasanten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz der nächste Quantensprung ab. In diesem Zusammenhang hat das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement mit dem Policy-Paper „Schwerpunkt Zivilgesellschaft und Digitalisierung“ einen Impuls zur Engagementstrategie des Bundes vorgelegt.

Aus dem soziokulturellen Alltag: digital und lokal Hand in Hand

Die Praxis soziokultureller Einrichtungen richtet sich vor allem auf Synergien zwischen digitalen Prozessen und der Arbeit vor Ort. Eine gelungene Verschmelzung von digitalen und lokalen Räumen unter Einbeziehung der Nachbarschaft stellt Felix Striegler vom Bürgerhaus Wilhelmsburg in Hamburg vor. Die börse in Wuppertal richtete eine Stelle für einen „Beauftragten für digitale Schönheit“ ein. Das Haus am Westbahnhof in Landau in der Pfalz stellte seine Strukturen und Prozesse auf den Prüfstand, um durch digitale Lösungen mehr Zeit für die eigentliche Kulturarbeit zu schaffen. Die Schaubühne Lindenfels in Leipzig erschließt mit der „Psst!-WebApp“ neue Erzählräume und schafft ein interaktives Erlebnis, das die Grenzen zwischen Fiktion und Realität hinterfragt. Die Deutschschweizer Soziokulturszene gründete den Verein Radarstation – Raum zur (Ver-)Ortung von Digitalität in der Soziokultur und veranstaltet Barcamps „Soziokultur und digitaler Wandel“. Und der Pavillon Hannover vermittelt durch digitale Spielformate brisante, höchstgegenwärtige politische Themen.

Für den Medienpädagogen Marten Duck gehört die enge und intensive Begleitung der Debatte zur Interaktion von Mensch und Maschine zu den Kernaufgaben der modernen Soziokultur. Um sich diesen Aufgaben zu stellen, braucht die Soziokultur jedoch langfristige finanzielle Sicherheit – vor dem Hintergrund wachsender Akzeptanz von Rassismus und Populismus eher früher als später.

Das und noch mehr lesen Sie in der aktuellen SOZIOkultur.

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Pressekontakt: Barbara Bichler | Leitung Öffentlichkeitsarbeit | barbara.bichler@soziokultur.de

Seit dem 5. Dezember 2023 steht er fest: Der neue Vorstand des Bundesverband Soziokultur wurde auf der Mitgliederversammlung in Berlin gewählt (v.l.n.r.):
Mit Georg Halupczok als Vorstandsvorsitzender, Berndt Urban als Finanzvorstand, Heike Herold, Bettina Rößger, Margret Staal, Andreas Kämpf und Corinne Eichner werden wir die Herausforderungen, die 2024 mit sich bringen, tatkräftig angehen.

Die gestiegenen Energiekosten belasten Euer soziokulturelles Zentrum? Beantragt finanzielle Unterstützung beim Kulturfonds Energie des Bundes!

Mit dem Kulturfonds Energie des Bundes werden Kultureinrichtungen zusätzlich zu den Preisbremsen unterstützt. Bei soziokulturellen Zentren wird der nachgewiesene förderfähige Mehrbedarf der Energiekosten zu 80 Prozent bezuschusst, unabhängig von der Trägerschaft.

Bundesverband empfiehlt Beantragung beim Kulturfonds Energie

Der Bundesverband Soziokultur möchte ausdrücklich zur Antragstellung ermutigen und empfiehlt die FAQs (Häufig gestellten Fragen) auf der Website des Kulturfonds Energie. Hier finden sich Informationen zur grundsätzlichen Funktionsweise des Fonds und zur Antragstellung: www.kulturfonds-energie/faq

Die Antragstellung ist unkompliziert, wenn die nötigen Daten zu Strom- und Wärmeverbräuchen sowie Belegungs- und Programmpläne zum Nachweis der überwiegend kulturellen Zwecke und Aktivitäten bereitgehalten werden.

ELSTER-Zugang registrieren

Unbedingt notwendig für die Registrierung sind außerdem die ELSTER-Zugangsdaten der Kultureinrichtung. Wenn es bisher keinen ELSTER-Zugang der Einrichtung gibt, empfehlen wir dringend die baldige Registrierung: www.elster.de/elsterweb/infoseite/vereine

Tranchen summieren sich bis zur Bagatellgrenze

Es gibt eine Bagatellgrenze von 250 Euro. Allerdings summieren sich die beantragten Tranchen, bis die Bagatellgranze erreicht ist. Erst bei Erreichen der Bagatellgrenze erfolgt die Prüfung der Anträge. Falls die Bagatellgrenze nicht innerhalb einer Tranche erreicht werden kann, besteht die Möglichkeit der tranchenübergreifenden Zusammenschau aller fristgerecht eingereichten Anträge.

Alle Informationen: www.kulturfonds-energie.de/index.html
ACHTUNG! Bis 31. Dezember müssen Anträge für die dritte Tranche (1. Juli bis 30. September 2023) eingereicht werden.

Das Kommunikationszentrum die börse in Wuppertal wird 50 Jahre alt – und mit ihr die Soziokultur in Deutschland. Doch was ist Soziokultur? „Soziokultur ist eine problematische Größe, sowohl vor dem Hintergrund ihrer Geschichte als auch vor dem ihrer Zukunftsaussicht, denn sie entzieht sich einer eindeutigen Beschreibung“, proklamierte Tobias J. Knoblich 2002 in seinem Aufsatz „Das Prinzip Soziokultur – Geschichte und Perspektiven“.

Soziokultur in Essays

Deshalb lädt die börse alle Schreibenden ein, Theorie und Praxis der Soziokultur zu ihrem 50. Geburtstag in Essays zu umkreisen – um Perspektiven aufzuzeigen, Wirkungen sichtbar zu machen oder der bisher schmalen Theoriebildung Aspekte hinzuzufügen.

Die deutsch verfassten, bisher unveröffentlichten und von Rechten Dritter freien Essays sollen wenigstens acht, aber höchstens fünfzehn Norm-Manuskriptseiten umfassen (ca. 14.000 bis max. 27.000 Zeichen inkl. Leerzeichen). Eine Altersbegrenzung der Autor*innen besteht nicht.

Jury und Publikum vergeben Preisgeld von je 500 Euro

Jeder eingesendete Text wird gesichtet, sofern er geläufigen Essay-Definitionen entspricht. Er wird honorarfrei auf der Webseite „www.dieboerse-wtal.de” veröffentlicht. Den Autorinnen und Autoren wird zudem angeboten, ihren Text bei einer geeigneten Veranstaltung in der börse zwischen dem 01.10. und dem 08.11.2024 vorzustellen.

Eine fachkundige Jury, an der  u. a. der Bundesverband Soziokultur beteiligt sein wird, prämiert im Herbst 2024 drei Texte und vergibt ein Preisgeld von jeweils 500 Euro. Zudem wird über die Webseite der börse ein Publikumspreis in Höhe von 500 Euro verliehen.

Die Einsendungen sind – in einem offenen Dateiformat als E-Mail-Anhang – zu richten an die börse: essay@dieboerse-wtal.de

Einsendeschluss ist der 30. Mai 2024

Das Gaswerk Weimar erhält den diesjährigen Thüringer Soziokulturpreis KULTURRIESE für sein über 25-jähriges künstlerisches und kulturelles Engagement, insbesondere für seine innovative Kultur- und Bildungsarbeit in Weimar-West. Der KULTURRIESE ist mit 2.023 Euro dotiert und wird jährlich von der LAG Soziokultur Thüringen vergeben. Die Preisverleihung findet am 3. Dezember 2023 im Gaswerk Weimar statt.

Die Jury würdigt mit der Preisvergabe des KULTURRIESE 2023 das über 25-jährige künstlerische und kulturelle Engagement des Gaswerk Weimar. Insbesondere das soziokulturelle Projekt Studio Mosaik, in dem seit 2018 frische und originelle kulturelle Beteiligungsformate für alle Generationen im Stadtteil Weimar-West realisiert werden, hat die Jury überzeugt. “Studio Mosaik – Viele kleine Menschen bewegen Großes in Weimar West” war bis März 2023 über das Programm UTOPOLIS _ Soziokultur im Quartier vom Bundesverband Soziokultur gefördert. Ganz besonders erfreulich ist, dass die Kommune eine Personalstelle für künstlerische Stadtteilarbeit finanziert. So können die Aktionen des Modellprojektes weitergeführt werden!

Mit der schrittweisen Sanierung des ehemaligen Industrieareals an der Schwanseestraße sei es gelungen, ein vielfältig nutzbares Kulturzentrum für die Stadt und das angrenzende Quartier zu entwickeln und zu etablieren, heißt es weiter in der Begründung der Jury.

Mit dem Preis möchte die Jury aber auch den im Sommer plötzlich und unerwartet verstorbenen Gründer und Manager des Gaswerks HP Großmann ehren. Ohne seine Leidenschaft, seine Kraft und seine Ideen sei die außergewöhnliche Entwicklung des Kulturortes nicht möglich gewesen. Die Jury hofft, dass der Preis nach diesem schwerwiegenden Einschnitt mit dazu beiträgt, die Strukturen im Gaswerk zu sichern und einen Impuls für die Zukunft zu setzen.

Jury 2023

Der Fachjury gehörten in diesem Jahr an: Detlef Fengler (Radio Lotte Weimar) Christoph Goelitz (ehem. Thüringische Sommerakademie Böhlen), Roland Lange (Künstlerhaus Thüringen – Preisträger 2022), Bettina Rößger (Geschäftsführerin LAG Soziokultur Thüringen und Vorstandsmitglied des Bundesverband Soziokultur), Franziska Schnauß (art der stadt e.V. Gotha und Vorstandsvorsitzende LAG Soziokultur Thüringen).

Preisverleihung

Die Preisverleihung findet am Sonntag, 3. Dezember, 11:00 Uhr im Gaswerk Weimar, Schwanseestraße 92 statt.

Gemeinsam mit Freund*innen und Wegbegleiter*innen würdigt der Landesverband Soziokultur Thüringen den diesjährigen KULTURRIESEN. Darüber hinaus kann noch einmal die Ausstellung “25 Masterpieces” zum 25-jährigen Bestehen des Gaswerks besucht werden.

Die Preisverleihung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Kulturbrunch” statt, in der der Gaswerk-Verein Menschen aller Generationen und Kulturen zu einem bunten Kulturprogramm einlädt und bewirtet. Das Kulturbrunch-Programm ist unter www.schwansee92.de abrufbar.

Der Landesverband Soziokultur Thüringen bittet um Anmeldung bis 24. November über unser Anmeldeformular oder per E-Mail (info@soziokultur-thueringen.de)

Am 11. Oktober 2023 hat die BKM den CO2-Kulturrechner veröffentlicht. Das Tool gibt eine einheitliche Erhebungsmethode für alle Kultureinrichtungen vor. In Zukunft sollen Kultureinrichtungen dieses Tool für ihre CO2-Bilanzierung nutzen. Doch was bringt das Bilanzieren und wie sollte das Tool genutzt werden?

Bilanzierung gehört bereits zu den bestehenden Mindeststandards verschiedener Kulturbereiche dazu. Zwar kann ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem auch ohne Klimabilanz gut sein, jedoch soll die Klimabilanz zum festen Bestandteil der Nachhaltigkeitsbemühungen im Kulturbereich werden. Die Klimabilanzierung wird daher auch für die Soziokultur an Bedeutung gewinnen. Der Bundesverband Soziokultur hat Ende 2023 ein Projekt begonnen, das unter Einbeziehung von soziokulturellen Zentren ökologische Mindeststandards für die Soziokultur entwickelt.

Warum bilanzieren?

Die Klimaforscher*innen haben festgestellt, dass die gesamte ⁠Treibhausgas⁠-Konzentration in der ⁠Atmosphäre⁠ bis zum Jahrhundertende bei rund 450 ⁠ppm⁠ Kohlendioxid-Äquivalenten stabilisiert werden müsste. Nur so können wir die angestrebte Zwei-Grad-Obergrenze der atmosphärischen Temperaturerhöhung mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 66 % unterschreiten. 2021 lag die Treibhausgas-Konzentration punktuell bei 508 ppm Kohlendioxid-Äquivalenten.

Es ist klar: Wir müssen unseren Ausstoß von klimaschädlichen Gasen massiv eindämmen. Hierfür brauchen wir Informationen darüber, wo wir am besten ansetzen können und wo die größten Hebel sind. Die Klimabilanz gibt Auskunft über den Status quo der Klimawirkungen einer Organisation und ist damit ein guter Startpunkt für die Planung von Klimaschutzaktivitäten.  (Quelle: UBA 2023: www.umweltbundesamt.de/daten/klima/atmosphaerische-treibhausgas-konzentrationen#obergrenze-fur-die-treibhausgas-konzentration)

 

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Das Ziel einer Bilanz ist stets, alle Prozesse zu identifizieren, die in einer Organisation, bei einer Aktivität, bei einer Veranstaltung etc., Treibhausgase verursachen. Dabei werden alle relevanten Treibhausgase entsprechend ihrer Wirksamkeit und ihrer Verweildauer auf sogenannte CO2– Äquivalente umgerechnet, die CO2e. Die vier wichtigsten sind Kohlendioxid, Methan, Lachgas und die Gruppe der F-Gase, die vor allem für Kühlmittel genutzt werden. Gegenüber Kohlendioxid hat etwa Methan aufgrund seiner langen Verweildauer in der Atmosphäre eine 25-mal höhere Wirkung auf den Treibhauseffekt.

CO2e setzt sich als „Währung“ für die Umweltwirkung von Veranstaltungen oder Organisationen immer mehr durch. Denn immer mehr Organisationen kommunizieren über ihre Umweltperformance und nutzen dabei die Ergebnisse ihrer Klimabilanzen.

Wie ist der Standard aufgebaut?

Der Bilanzierungsstandard für Kultureinrichtungen erfüllt das sogenannte „Green House Gas (GHG) Protocol“. Das ist die bekannteste und international akzeptierte Norm für Bilanzierung. Das Protokoll unterteilt die Emissionen entsprechend ihres Entstehungsbereiches in drei Bereiche, auf Englisch „Scopes“ genannt.

 

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Die direkten und indirekten Emissionen (Scope 1 und 2) sind bei der Anwendung des Greenhouse Gas Protocol Pflicht, Scope 3 kann freiwillig erhoben werden. Ein Grund dafür ist, dass die vor- und nachgelagerten Aktivitäten häufig vielfältig, kleinteilig und schwer abzugrenzen sind. Mit Blick auf die Erfassung von Emissionen größerer Einheiten (z. B. Bundesländer oder Städte) sind Doppelerfassungen unvermeidbar, weil vor- und nachgelagerte Emissionen systemübergreifend sind. Die Erfassung bestimmter Scope 3-Aktivitäten aus Organisationsperspektive ist aber besonders wichtig, etwa die Emissionen, die durch die An- und Abreise des Publikums verursacht werden. Dies wurde bei der Entwicklung des Bilanzierungsstandards für die Kultur berücksichtigt.

Wie die meisten verfügbaren Tools basiert auch der Bilanzierungsstandard für die Kultur auf Excel. Nutzer*innen werden über mehrere Tabellenblätter durchgeleitet und können Daten in Eingabefelder eingeben. Das Tool hat Umrechnungsfaktoren für CO2e hinterlegt und rechnet die Äquivalente für jede Eingabe aus. Alle genutzten Umrechnungsfaktoren sind auf einem eigenen Tabellenblatt angegeben. So ist nachvollziehbar, wie die Werte entstehen. Außerdem ist eine umfangreiche Anleitung mitgeliefert.

Unterschiede in Kultureinrichtungen bedacht: Drei Bilanzierungsrahmen

Es gibt sehr unterschiedliche Kultureinrichtungen, die zudem unterschiedlich weit mit ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten sind. Darauf geht das Bilanzierungstool ein, indem es drei miteinander kombinierbare Bilanzierungsrahmen anbietet.

Der erste Rahmen, „KlimaBilanzKultur“, deckt die Aktivitäten aus Scope 1 und 2 (Wärme, Strom, Kühl- und Kältemittel, Fuhrpark) sowie ausgewählte Themen aus Scope 3 (Geschäftsreisen, Pendeln der Mitarbeitenden, Reisen Externer, Warentransporte) ab. „KlimaBilanzKultur“ ist die Grundbilanz, die von allen durchgeführt werden soll. Der zweite Rahmen, „KlimaBilanzKultur+“, ergänzt die Grundbilanz um die Bereiche Anreise Besucher*innen, Einkauf von Medien, IT-Dienstleistungen und relevante Stoffströme. Der dritte Rahmen, „Beyond Carbon“, deckt Stoffströme ab, die zwar keine hohen CO2-Emissionen haben, jedoch eine relevante Umweltwirkung: Papier, Wasser, Abfall. Dieser Bereich ergibt vor allem dann Sinn, wenn das Tool integrativer Bestandteil des organisationsinternen Monitorings ist.

KlimaBilanzKultur Scope 1 und 2: Wärme, Strom, Kühl- und Kältemittel, Fuhrpark
Scope 3: Geschäftsreisen, Pendeln der Mitarbeitenden, Reisen Externer, Warentransporte
KlimaBilanzKultur+ Scope 3: Anreise Besucher*innen, den Einkauf von Medien, IT-Dienstleistungen und relevante Stoffströme
Beyond Carbon Scope 3: Papierverbrauch, Druck- und Werbematerialien, Verpackungen, Wasser

Komplexer Aufbau erfordert systematischen Ansatz

Das Tool ist so konzipiert, dass es sich für alle Kultureinrichtungen eignet. Dies bedingt eine gewisse Komplexität, die den Einstieg etwas mühsam macht. Das Tool arbeitet mit sogenannten Gliederungselementen. Das sind physische Einheiten wie etwa verschiedene Gebäude oder Standorte, die zu einer Kultureinrichtung gehören. Zur Identifikation der einzelnen Elemente ist es wichtig, die Systemgrenze seiner Organisation festzulegen. Entscheidend hierfür ist die Frage: Was möchte ich bilanzieren und wofür möchte ich die Ergebnisse nutzen?

Für eine Bilanz muss mindestens ein Element eingetragen werden. Ausgangspunkt zur Definition eines Elements kann der Strom- oder Wärmemengenzähler oder die Heizungsanlage sein. Besteht eine Kultureinrichtung beispielsweise aus zwei Gebäuden, die von einer zentralen Heizungsanlage mit Wärme versorgt werden und getrennte Stromzähler haben, kann man entweder zwei Elemente eintragen und die Wärmemengen auf beide verteilen oder ein Element eintragen und den Strom beider Stromzähler addieren. Sind es mehrere Elemente, müssen grundsätzlich Daten für jedes Element eingetragen werden. Entsprechend kann man die Ergebnisse für jedes Element nachher getrennt ausweisen.

Die sieben Schritte einer Bilanz

Das Folgende beschreibt die Durchführung entlang von sieben Arbeitsschritten und liefert Fragen, die bei der Bearbeitung hilfreich sind.

bilanz 2

1. Motivation zur Treibhausgasbilanzierung klären

2. Organisatorische Systemgrenze festlegen

3. Operative Systemgrenze festlegen

4. Daten sammeln
Nun beginnt die kleinteilige Arbeit der Datenerfassung:

5. Emissionen berechnen durch das Tool.

6. Klimaziele ableiten

7. Verbreitung der Ergebnisse

Empfehlungen des Bundesverband Soziokultur

Die Bilanz ist zunächst eine Zustandsbeschreibung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Erstellt eine soziokulturelle Einrichtung eine Bilanz in regelmäßigen Abständen, lässt sich eine Entwicklung beobachten. Der Nutzen ergibt sich aus dem, was mit den Informationen gemacht wird, die eine Bilanz liefert. Welche konkreten Schritte und Maßnahmen werden daraus abgeleitet und umgesetzt?

Eine Bilanz allein reduziert keine klimaschädlichen Emissionen

Je systematischer die Auswertung erfolgt, desto besser kann eine Bilanz ihre Wirkung entfalten. Sie ist aufwendig in ihrer Erstellung und sollte daher keine Eintagsfliege, sondern in das Nachhaltigkeitsmanagement einer Kultureinrichtung integriert sein. So können die Informationen aus der Bilanz dazu beitragen, dass emissionsreduzierende Maßnahmen identifiziert und priorisiert werden.

Beispiele aus der Praxis: So bilanzieren das Bündnis Freie Kultur in Oldenburg und das Modular Festival

Das „Bündnis Freie Kultur“ in Oldenburg etwa nutzt die Bilanzen einzelner Mitglieder dafür, Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu definieren und zu priorisieren. Die Ergebnisse werden in einem Policy Paper mit konkreten Forderungen an die Stadtpolitik verknüpft. Das Modular Festival bilanziert schon länger seine Emissionen und veröffentlicht sie zusammen mit Maßnahmen, die umgesetzt wurden. Auf der Webseite des Festivals ist eingängig dargestellt, welche Auswertungen mit einer Bilanz gemacht und für die Kommunikation eingesetzt werden können.

Hat eine Einrichtung bereits ein Monitoringsystem, empfiehlt es sich unbedingt, beide Prozesse aneinander zu koppeln, denn häufig werden dieselben Informationen erfasst – z. B. Stromverbrauch und Wärmemengen. Umgekehrt gilt: Spätestens im Zusammenhang mit der Erstellung der ersten Klimabilanz sollte eine Einrichtung auch über Monitoring ihrer Energie- und Stoffströme nachdenken. Das Tool mit seinen drei Bilanzierungsrahmen gibt Einrichtungen Flexibilität zu schauen, was zu ihrem Status des Nachhaltigkeitsmanagements passt.

Bilanzierung abgeschlossen. Und dann?

Der Bundesverband Soziokultur begrüßt es, dass Kultureinrichtungen nun ein einheitliches Bilanzierungstool nutzen können. Jedoch ist es an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass der Handlungsrahmen soziokultureller Einrichtungen zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen gering ist. Insbesondere fehlen die Mittel für Investitionen in die Sanierung von Gebäuden und für Personal, damit es sich mit der Intensität dem Thema widmen kann, die eigentlich notwendig ist. In diesem Zusammenhang kann das Tool nur ein Anfang sein. Es braucht flächendeckend weitere finanzielle Förderung.

Vergleichbarkeit ja, aber mit dem Wissen, wozu!

„Mit dem CO2-Kulturstandard liegt nun eine einheitliche Grundlage für CO2-Rechner vor, die bundesweit vergleichbare Daten und Ergebnisse ermöglicht.“ Dieses Zitat aus der Pressemitteilung der BKM bedarf einer weiteren Einordnung. Denn es fehlt die Erläuterung, was und mit welchem Motiv miteinander verglichen wird.

Dass zwei Kultureinrichtungen ihre Bilanzen nebeneinanderlegen und vergleichen können, welche Bilanz die „bessere“ ist, ergibt wenig Sinn. Denn das ist selbst bei genau gleich gewählten Systemgrenzen nicht möglich, weil jede Einrichtung anders strukturiert ist, mehr oder weniger Veranstaltungen anbietet, die Gäste von nah oder fern kommen. Darum kann es also nicht gehen. Es kann auch die Befürchtung im Raum stehen, dass die Klimawirkung einer Einrichtung Einfluss auf ihre Förderattraktivität hat und Förderung etwa an einen bestimmten CO2-Ausstoß pro Besucher*in gekoppelt wird. Diese Befürchtung wirkt schlimmstenfalls abschreckend. Eine Einordnung wäre daher wünschenswert.

Vergleichbarkeit mit sich selbst und um voneinander zu lernen

Der zentrale Mehrwert einer Bilanzierung liegt in der Vergleichbarkeit einer Kultureinrichtung mit sich selbst. So liefern jährliche Bilanzen über einen längeren Zeitraum Informationen, mit deren Hilfe Nachhaltigkeitsmanager*innen Aussagen über die Wirkung von Klimaschutzmaßnahmen treffen können.

Außerdem kann man mit dem Tool auch Produkte bilanzieren. Damit sind in sich abgeschlossene Produktionen gemeint wie z. B. ein Festival, ein Theaterstück oder eine Ausstellung. Hier könnte der Vergleich dazu führen, voneinander zu lernen. Dies funktioniert z. B. gut „von Festival zu Festival“. Dieser Vergleich sollte jedoch stets freiwillig sein und mit dem Ansinnen, gemeinsam gute Ansätze für mehr Klimaschutz umzusetzen.