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30.01.2025

Aktuelles, Engagement, Studie

Studie: Zivilgesellschaftliches Kulturengagement

Von: Redaktion

Das freiwillige und ehrenamtliche Engagement im Kulturbereich, das eine tragende Säule der deutschen Kulturlandschaft ist, ist durch Nachwuchsmangel, Mitgliederschwund und finanzielle Unsicherheiten bedroht. Dies zeigt eine Studie der Maecenata Stiftung, die im Auftrag der Kulturstiftung der Länder erstellt wurde. Sie verdeutlicht: Aufgrund der zentralen Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist der Handlungsbedarf enorm.

Die Studie „Zivilgesellschaftliches Engagement – Ein Lagebericht“ bündelt und analysiert mehr als 40 bereits veröffentlichte Untersuchungen der vergangenen 20 Jahre. Darüber hinaus wurden 21 Expertinnen und Experten interviewt und Sonderauswertungen vorgenommen. Die Erhebung liefert auf 97 Seiten eine umfassende Bestandsaufnahme und konkrete Handlungsempfehlungen für Politik, Gesellschaft und Kulturorganisationen. Die vollständige Studie ist auf der Website der Maecenata Stiftung abrufbar: Zivilgesellschaftliches Kulturengagement – Ein Lagebericht

Nachwuchsmangel

Laut der Studie berichten immer mehr Kulturinstitutionen von wachsenden Schwierigkeiten, jüngere engagierte Mitglieder zu gewinnen. Besonders kritisch ist die Lage in der Besetzung ehrenamtlicher Führungspositionen. Durch den Mangel an Nachwuchs in Leitungsfunktionen ist die Struktur und Funktionalität vieler Vereine in der Kultur bedroht. „Die Vielfalt unserer deutschen Kulturlandschaft ist von zentraler Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt; sie wäre ohne das ehrenamtliche Engagement vieler tausender Menschen schlicht undenkbar. Daher ist es in unser aller Interesse, diesen so wichtigen Bereich fakten- und bedarfsorientiert durch gezielte Maßnahmen zu unterstützen. Dafür dient diese Studie“, so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

Die Vielfalt unserer deutschen Kulturlandschaft ist von zentraler Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Prof. Dr. Markus Hilgert

Neue Impulse

In kaum einem anderen Bereich engagieren sich mehr Menschen ehrenamtlich als in der Kultur. Nach Ergebnissen der Zeitverwendungserhebung 2022 des Statistischen Bundesamts engagierten sich insgesamt 36% und damit mehr als jede und jeder Ditte ehrenamtlich oder in einem freiwilligen Engagement; 15,4% der ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten tun dies im Bereich Kultur und Musik. Insbesondere Kulturvereine stellen mit rund 110.000 Organisationen eine tragende Säule des zivilgesellschaftlichen Engagements dar, so die Studie. Darüber hinaus wächst die Bedeutung informeller Initiativen, die oft spontan entstehen. „Diese Form des Engagements findet oft außerhalb der klassischen Strukturen statt und bringt neue Impulse für den Kulturbereich. Sie können somit schnell auf aktuelle kulturelle oder gesellschaftliche Bedürfnisse reagieren.“, erklärt Dr. Siri Hummel, Direktorin des Maecenata Instituts.

Die Studie fordert eine strategische Neuausrichtung der Förderpolitik, um den Herausforderungen des zivilgesellschaftlichen Engagements gerecht zu werden. Dazu gehören:

  • Gezielte Maßnahmen zur Nachwuchsförderung und Qualifizierung,
  • Stärkung der Vereinsstrukturen durch gezielte und langfristige finanzielle Unterstützung,
  • Anerkennung und Integration informeller Initiativen in die kulturpolitische Strategie.

Bessere Förderpolitik notwendig

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, erklärt: „Bürgerschaftliches Engagement ist im Kulturbereich nicht wegzudenken. Die Bürgerinnen und Bürger sind selbst künstlerisch tätig, in dem sie als Amateure im Chor singen, im Orchester musizieren oder auch Theater spielen. Bürgerinnen und Bürger müssen nicht erst aufgefordert werden, Kultureinrichtungen zu unterstützen. Sehr viele tun dies bereits und ohne den Förderverein wäre so manche Beschaffung, Ausstellung oder Aufführung einer öffentlichen Kultureinrichtung nicht denkbar. Darüber hinaus werden viele Kultureinrichtungen von Bürgerinnen und Bürgern getragen. Zu denken ist etwa an die Kunstvereine, eine Bürgerbewegung für die zeitgenössische bildende Kunst, die bereits bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Der Kulturbereich braucht keinen Anstoß aus der Politik, sich für bürgerschaftliches Engagement zu öffnen. Ganz im Gegenteil, die Politik sollte für gute Rahmenbedingungen für die vielen engagierten Bürgerinnen und Bürger und die Vereine sorgen. Eine bessere Förderpolitik ist notwendig.“

Die Politik sollte für gute Rahmenbedingungen für die vielen engagierten Bürgerinnen und Bürger und die Vereine sorgen. Eine bessere Förderpolitik ist notwendig. Olaf Zimmermann

Kulturförderndes Engagement kein Lückenbüßer

Vereine stellen die häufigste Form des zivilgesellschaftlichen Engagements im kulturellen Bereich dar, dabei lässt sich in den zurückliegenden Jahren ein deutlicher Trend hin zu Fördervereinen und Freundeskreisen beobachten, die sich auf die Unterstützung spezifischer Kulturprojekte konzentrieren. Dazu Ulrike Petzold, Geschäftsführende Vorständin des DAKU Dachverband der Kulturfördervereine in Deutschland e.V.: „Kulturfördervereine haben sich als eine wichtige Finanzierungsquelle für Kultureinrichtungen bzw. kulturelle Aktivitäten etabliert. Doch auch wenn die Kommunen über knappe Kassen klagen: Kulturförderndes Engagement ist nicht in der Lage, Kürzungen der Kulturhaushalte als ‚Lückenbüßer‘ aufzufangen.“


Quelle: Pressemitteilung des Maecenata Instituts vom 20. Januar 2025

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