In einer Zeit, in der die Stärkung der Demokratie wichtiger denn je ist, sind Projekte aus der Soziokultur unabdingbar, um Brücken zu schlagen, Gespräche zu ermöglichen und politisches Interesse zu fördern.
Sound in the Silence als soziokulturelle Demokratiestärkung
Das Projekt "Sound in the Silence" der MOTTE ist ein einzigartiges Erinnerungsprojekt, das historische Bildung durch kreative und künstlerische Methoden fördert. Jugendliche aus verschiedenen Ländern treffen aufeinander und erleben Geschichte auf eine tiefe und emotionale Weise. Das Projekt ermöglicht interkulturelle und internationale Begegnungen, bei denen die Teilnehmenden einen Perspektivwechsel üben.
Jugendliche holen Geschichte in die eigene Lebenswelt
Ein Team aus Pädagog*innen und Künstler*innen begleitet die Jugendlichen. In verschiedenen Workshops – von Tanz und Theater bis hin zu Poesie und Musik – erkunden sie ihre eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Ziel ist es, die gemeinsame Geschichte in die Gegenwart zu transformieren, um eine intensivere Auseinandersetzung mit den behandelten Thematiken herzustellen. Diese Art der Arbeit ist seit Beginn des Projektes eng an historisch bedeutende Orte geknüpft, wie die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück oder die KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Projektleitung lernt eigene Holocaust-Geschichte kennen
Schlüsselfigur und künstlerischer Projektleiter von „Sound in the Silence“ ist der amerikanische Hip-Hop-Künstler Dan Wolf. Gemeinsam mit dem deutschen Filmemacher und Pädagogen Jens Huckeriede arbeitet er an künstlerischen Ausdrucksformen für Erinnerungsarbeit. Durch Huckenriede erfährt Dan Wolf, dass er Vorfahren in Hamburg hatte, die Gebrüder Wolf. Huckenriede, der als ihr Wiederentdecker gilt, nennt die Gebrüder liebevoll die "Marx Brothers von Hamburg". Aus ihrer Feder stammt das berühmte Tüdelband-Lied. Einer der Brüder, James Wolf, der 1906 aus dem „Wolf-Trio“ ausgestiegen war, wurde 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Er kam dort 1943 zu Tode.
Begegnung, Austausch und gemeinsame Erfahrung beleben historische Verantwortung
Die Jugendlichen sind im Projekt eingeladen, ihren eigenen Zugang zur Geschichte zu finden, sich ihr über künstlerische Mittel zu nähern. Doch wie kann man singen, wenn das Grauen einen verstummen lässt? Wie soll man tanzen, wenn die Geschichten der Zeitzeugen einen wie gelähmt zurücklassen? Wie kann man lachen, wenn man sich an das Schreien, Weinen, Sterben an den historischen Orten erinnert? Im Projekt erarbeitet sich die junge Generation ihren eigenen Zugang zur Vergangenheit. Geprägt von ihrer gemeinsamen Arbeit, schlagen manche Jugendlichen entsprechende berufliche Wege ein oder halten an Gelerntem aus dem Projekt fest, wie z. B. dem Kontakt zu Zeitzeug*innen.
Ein Teilnehmer von "Sound in the Silence" berichtet: „Ich war tief berührt von dem, was die Holocaust-Überlebenden zu sagen hatten, und das motiviert mich nun, weiter mit ihnen zu sprechen. Wir sind die letzte Generation, die diese Möglichkeit hat.“
Räume für Begegnungen schaffen, Austausch und eine gemeinschaftliche Erfahrung – das sind wesentliche Merkmale der Soziokultur. Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen treffen aufeinander, gehen durch Projekte wie „Sound in the Silence“ in den Dialog und stärken so Verständnis und Empathie füreinander. Das Projekt trägt dazu bei, dass die Teilnehmenden sich ihrer historischen Verantwortung bewusst werden.
Soziokultur als Motor aktiver Gesellschaftsgestaltung
"Sound in the Silence" nutzt soziokulturelle Methoden, um das Verständnis und die Wertschätzung für demokratische Prinzipien zu vertiefen. Damit ermutigt es jede und jeden Einzelnen, die Stimme zu erheben und aktiv an der Gestaltung einer gerechten und inklusiven Zukunft teilzunehmen. Über Grenzen von Sprachen, Nationen und Generationen hinweg.