Die Soziokultur erfindet sich immer wieder neu. Newcomer gründen selbst oder übernehmen Häuser und Strukturen, füllen sie aus mit neuen Ideen, Meinungen und Herangehensweisen. Das geht manchmal nicht ohne Reibung vonstatten, aber immer konstruktiv, produktiv und wertschätzend. Die neue Ausgabe der SOZIOkultur nimmt diesen Wandel aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick.
Manche Newcomer bezeichnen das, was sie in ihren Projekten so leidenschaftlich tun, noch gar nicht als Soziokultur. Sie legen Wert auf eine selbstbestimmte und beteiligungsorientierte Kultur und haben den Anspruch, einer zunehmend diversen Gesellschaft auch in ihren kulturellen Angeboten gerecht zu werden. Wenn sie dann die Möglichkeit zur verbandlichen Organisation entdecken, sind sie erstaunt, wie intensiv an besseren Rahmenbedingungen gearbeitet wird, und wie viel öffentliche Anerkennung und politische Unterstützung die Soziokultur mittlerweile erfährt. So ging es etwa dem Mikropol in Hamburg, das sich aus einer ehemaligen Bedürfnisanstalt zu einem preisgekrönten Dritten Ort entwickelt hat und in dieser Ausgabe vorgestellt wird.
Über die Herausforderungen, mit denen Newcomer konfrontiert sind, vor allem wenn die ehrenamtlichen Strukturen überstrapaziert werden, sprechen im eröffnenden Dialog Juliane Döschner, Soziokultur-Akteurin der neuen Generation aus Jena, und Heike Herold, Geschäftsführerin von Soziokultur NRW und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Soziokultur.
Ingrid Wagemann beschreibt ihre Erfahrungen bei der Beratung von Newcomern und findet Wahrheiten in den Generationentypen. Wie sich neue Einrichtungen verorten und etablierte neu profilieren, wird in Kurzportraits des KFZ in Marburg, der B-SIDE in Münster, des kulturaggregat in Freiburg und der Kleinen Freiheit in Nordhausen anschaulich.
Sowohl die Newcomer als auch die bestehenden Einrichtungen bewältigen mit viel Engagement hochkomplexe Aufgaben. Die materielle und personelle Situation der allermeisten ist jedoch prekär – das fordert den Generationenwechsel besonders heraus. Corinne Eichner, Geschäftsführerin von Stadtkultur Hamburg und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Soziokultur, fordert deshalb eine angemessene Entlohnung und faire Arbeitsbedingungen.
Denn die neuen Gegenwartsaufgaben, allen voran der Klimawandel, brauchen die versammelten Kräfte der Soziokultur – den Erfahrungsschatz und die neuen Ansätze –, um das volle Potential für den gesellschaftlichen Wandel zu aktivieren. Was in den Zentren, im Verband und von Seiten der Politik dazu notwendig ist, zeigt der dieser Ausgabe beiliegende statistische Bericht „Das braucht’s! Nachhaltige Entwicklung in der Soziokultur 2022“.
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