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09.05.2023

beispielhaft, Landesverbände, Preis

Hamburger Stadtteilkulturpreis: Projekt “WasserKunst” des KIKU Kinderkulturhauses ausgezeichnet

Von: Barbara Bichler

Zum 20. Mal wurde am 9. Mai 2023 der Hamburger Stadtteilkulturpreis verliehen. In der Halle 424 im Oberhafen überreichte Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, feierlich den mit 10.000 Euro dotieren Preis an das KIKU Kinderkulturhaus für ihr Projekt WasserKunst – Schwimmende Skulpturen und Phantasiewelten.

Beim wichtigsten Kulturpreis der Stadtteilkultur werden jährlich zehn Projekte für das Finale nominiert. Eine Jury ehrt das Projekt, das in herausragendem Maße die Qualitäten der Hamburger Stadtteilkultur repräsentiert.

Knifflige Entscheidung für die Jury

Der Jury fiel die Auswahl merklich schwer. Hella Schwemer-Martienßen, ehemalige Direktorin der Bücherhallen Hamburg, Jennifer Tharr vom Bundesverband Soziokultur, sowie Prof. Dr. Julius Heinicke, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls „Kulturpolitik für die Künste in Entwicklungsprozessen“ und Leitung des Instituts für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim, betonten einhellig die Vielfalt und hohe Qualität der Projekte.

Bei der Preisverleihung wurden alle zehn nominierten Projekte nochmals vorgestellt, darunter auch das Stadtmusical Planet Billstedt – All the Way up! der Stiftung Kulturpalast Hamburg, das der Bundesverband Soziokultur mit seinem Programm UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier, unterstützt. Doch diesmal hatten der „Discohai“, der „Aquasauraus“, „Shelly Ling Ling“, „Elmo und Paula“, „Anton 3 Punkt“ und die anderen Skulpturen der WasserKunst die Schnäutzchen vorn.

Wasserwesen erobern den Schlossteich und den Stadtteilkulturpreis

Gekürt wurde im Jubiläumsjahr ein Projekt, in dem rund 200 Kinder und Jugendliche der Grundschulen Leuschnerstraße und Sander Straße, des Gymnasiums Allermöhe und der Stadtteilschule Lohbrügge im KIKU ihrer Phantasie und Kreativität freien Lauf lassen konnten und ihr handwerkliches Geschick erproben konnten. Bis zu vier Meter hoch wurden die Wasser-Skulpturen aus Holz, Maschendraht, alten Zeitungen, Pappmaché, Stoff, Schwimmkörpern und viel Farbe.

Gemeinsam mit dem international agierenden Künstler Christoph Faulhaber und weiteren freischaffenden Künstler*innen reflektierten die Teilnehmenden die Beziehung zwischen Mensch und Wasser. Sie konzipierten traumhafte Visionen von Wasserwelten und Wasserwesen in Kleingruppen und bauten diese anschließend. So konnten sich die Kinder und Jugendlichen gemeinschaftlich auf die Suche machen und sich beim Bauen künstlerische und technische Fähigkeiten aneignen.

Woran sie über Wochen hinweg zeichneten, bauten, hämmerten, schraubten, klebten und malten, machten sie schließlich weithin sichtbar: Nach einigen Schwimmtests und eingehender Prüfung auf Wassertauglichkeit, trugen die jungen Erbauer*innen ihre Wasserwesen am 5. Oktober 2022 in einer feierlichen Prozession vom KIKU über den Wochenmarkt, durch die Bergedorfer Fußgängerzone bis zum Schlossteich. Dort entließen sie ihre Monster und Haie, Schiffe und Drachen und feierten mit den über 400 Anwesenden zu Wasser und zu Land ihre Vernissage. Drei Wochen lang bestaunten Bergedorfer und solche, die es nach dieser Erfahrung sicherlich gerne werden möchten, die Kunstwerke vor dem Schloss, bevor diese auf die Wasserfläche vor das neue KürberHaus umzogen, und sich damit der Kreis der Betrachtenden nochmals erweitern konnte.

Von der Idee zum Sichtbaren – die Kinder sind die Baumeister*innen

Das Projekt, und damit die dahinterstehende Organisation, namentlich das KIKU Kinderkulturhaus, schaffte es, Möglichkeitsräume für Kinder und Jugendliche zu eröffnen, die sie in ihrem schulischen Alltag selten so frei betreten können. Ihnen wurde das Vertrauen zugesichert, Werkzeuge aller Art zu nutzen, vornehmlich ihre geistigen Werkzeugkästen wie ihre Wünsche und Phantasiewelten - die vertrauensvoll behandelt werden und Ernst genommen. Die jungen Künstler*innen werden im KIKU unterstützt, ihre Wünsche groß zu machen, sie erhobenen Hauptes zu präsentieren und diese Präsenz auch in der Gesellschaft einzufordern. Die Geschäftsführerin Ortrud Schwirz drückt, was im KIKU Kinderkulturhaus passiert, so aus: "Der Grundgedanke, von der Idee, von dem, was in der Phantasie imaginiert wird, kreativ zum eigenen Produkt zu kommen, das die Kinder dann auch betrachten können, das ist die Philosophie dieses Hauses."

Auszeichnung für Gemeinschaft und Gemeinsinn

Gekürt, gewürdigt und geehrt wird mit dem Stadtteilkulturpreis in diesem Jahr aber insbesondere das gemeinschaftliche Schaffen: Das Projekt überzeugte nicht nur die Nachbarschaft, die Freiwillige Feuerwehr, das THW die DLRG und den Bootsverleih Paddelmeier, um nur einige zu nennen. Die Initiative des KIKU motivierte Verbände, Institutionen, Bildungseinrichtungen und Verwaltung, zusammenzuarbeiten und am gemeinsamen Gelingen mitzuwirken. Die Offenheit, Kräfte und Engagement zu bündeln und im Stadtteil als Gemeinschaft zu wachsen, hebt der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2023 beispielhaft hervor.

Der Bundesverband Soziokultur gratuliert herzlich allen nominierten Projekten und Programmen und hofft, dass diese ermutigende Erfahrung noch lange Wasser auf die kreativen Mühlen aller Beteiligten, insbesondere der ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler gießt!

Webseite des Projektes WasserKunst: www.kiku-hh.de/aktuelles/wasserkunst.html

Alle Finalist*innen und alle Informationen des Hamburger Stadtteilkulturpreises: www.stadtteilkulturpreis.de/der-stadtteilkulturpreis-2023/

Autor*innen

  Barbara Bichler Projektleitung "Allzeitorte. Gemeinsam mehr bewegen" barbara.bichler@soziokultur.de

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