Die Europäische Kommission hat einen Bericht darüber veröffentlicht, wie die Beteiligung der Bürger*innen an kulturellen Aktivitäten bürgerschaftliches Engagement, Demokratie und sozialen Zusammenhalt stärkt.
Im Vorfeld der Europawahlen 2024 zeigt die internationale Forschung, dass Bürger*innen, die regelmäßig an kulturellen Aktivitäten teilnehmen, eher zur Wahl gehen, sich ehrenamtlich engagieren und an gemeinschaftlichen Aktivitäten, Projekten und Organisationen teilnehmen. Der Bericht ist das Ergebnis einer Studie, die im EU-Arbeitsplan für Kultur 2019-2022 angekündigt wurde. Er veranschaulicht, auf welch vielfältige Weise die Teilnahme der Bürger*innen an kulturellen Aktivitäten und den sie unterstützenden sozialen Umfeldern dazu beiträgt, dass sich Einzelpersonen und Gemeinschaften am staatsbürgerlichen und demokratischen Leben beteiligen. Er untersucht internationale Erkenntnisse zu diesem Thema, stellt die wichtigsten politischen Lehren zusammen und hebt Beispiele für erfolgreiche Maßnahmen in den EU-Mitgliedstaaten und darüber hinaus hervor.
Kulturelle Teilhabe stärken
Der Bericht empfiehlt, dass das Ziel der Ausweitung der kulturellen Teilhabe der Bürger*innen an den eigenen Maßnahmen der Europäischen Kommission für die Kultur gestärkt und im bestehenden Programm Kreatives Europa sichtbarer gemacht werden könnte. Die kulturelle Teilhabe könnte auch durch bestehende Maßnahmen der EU zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements, zum Beispiel das Programm Bürger, Gleichheit, Rechte und Werte, weiter unterstützt werden. Der Bericht betont auch den Bedarf an mehr Auseinandersetzung mit diesem Thema, wie im EU-Arbeitsplan für Kultur 2023-2026 vorgesehen, der eine Aktion zur Förderung der Demokratie beinhaltet.
Immense Kraft der Kultur nutzbar machen
Margaritis Schinas, Vizepräsident der Europäischen Kommission, sagte dazu: „Die Kultur ist das Herzstück unserer demokratischen Gesellschaften. Die Gesellschaft, in der wir leben, wird durch die Teilnahme an ihr geprägt. Wir müssen diese immense Kraft der Kultur für die demokratische Gesundheit unserer Gesellschaften nutzbar machen. Dieser Bericht kommt zu einem sehr guten Zeitpunkt und wird zu unseren Bemühungen beitragen, die Demokratie zu vertiefen und eine integrative und engagierte Gesellschaft zu fördern, indem wir unsere kulturellen Sektoren unterstützen.“
Empfehlungen
Der Bericht, der auch Leitlinien für Maßnahmen auf nationaler und lokaler Ebene enthält, zeigt auf, dass die Dichte des lokalen Kulturangebots und der Umfang der verfügbaren öffentlichen Mittel in einem positiven Zusammenhang mit bürgerschaftlichen und demokratischen Verhaltensmustern stehen. Der Bericht schließt mit den wichtigsten politischen Lehren und einer Reihe von 14 konkreten Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen.
Am 26. September 2021 wird der 20. Deutsche Bundestag gewählt.
Der Bundesverband Soziokultur dankt den Parteien für die Zusammenarbeit in der vergangenen Legislaturperiode, vor allem für die sehr hilfreiche Unterstützung im gemeinsamen Ringen gegen die Folgen der Pandemie. Wir wollten von den kulturpolitischen Sprecher*innen der demokratischen Fraktionen wissen, wie ihre Zwischenbilanz ausfällt und fragten:
1. Was halten Sie im Blick auf Soziokultur für Ihren größten Erfolg während der vergangenen vier Jahre?
2. Welches ist in der kommenden Wahlperiode das wichtigste Ziel, das Sie für weitere Fortschritte in der Soziokultur erreichen wollen?
Geantwortet haben ELISABETH MOTSCHMANN, Medienpolitische Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion | MARTIN RABANUS, Sprecher für Kultur und Medien der SPD-Bundestagsfraktion | SIMONE BARRIENTOS, Kulturpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE | ERHARD GRUNDL, Sprecher für Kulturpolitik der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Obmann im Kulturausschuss
Nachlesen hier und in der aktuellen Ausgabe der SOZIOkultur zum Thema KOMMUNE.
Am kommenden Sonntag, den 6. Juni 2021, finden in Sachsen-Anhalt Landtagswahlen statt. Wie sind die Positionen der Parteien zur Soziokultur? Wir haben nachgefragt: Welche Rolle spielt Soziokultur in Ihren politischen Planungen für die nächste Legislaturperiode?
Hier, in der aktuellen SOZIOkultur zum Thema “LAND” findet ihr die Antworten der kulturpolitischen Sprecher*innen:
- ANDREAS SCHUMANN, MdL (CDU)
- WOLFGANG ALDAG, MdL (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- STEFAN GEBHARDT, MdL (DIE LINKE)
- PROF. DR. ANGELA KOLB-JANSSEN, MdL (SPD)
- DR. LYDIA HÜSKENS, MdL (FDP)
In einem Streifzug durch die Republik zu exemplarischen Orten wird klar: Soziokulturelle Aktivitäten finden vielerorts in Gebäuden statt, die nicht als kulturelle Bauten geplant wurden. Wir haben uns umgesehen und stellen exemplarische Häuser vor.
THÜRINGEN: Kunstpavillon Eisenach
Der Verein Zentrum für Gegenwartskunst fördert zeitgenössische Kunst und Kultur, Bildung sowie Denkmalschutz und -pflege durch die Erhaltung des ehemaligen Ausstellungspavillons des Automobilwerkes Eisenach und dessen sinnvolle und regelmäßige Nutzung. Nach der Rettung vor dem Abriss und der Gebäudesicherung treibt der Verein derzeit eine denkmalgerechte Sanierung des inzwischen als Kulturdenkmal eingetragenen und seit 2018 als national bedeutend eingestuften Gebäudes voran. Sein Baustil wird in der Nachfolge der Bauhaus-Architektur mit Bezügen zu Bauten von Mies van der Rohe bewertet.
Seit 2007 werden regelmäßig Angebote der Kunst, der Soziokultur und der Bildung geschaffen, die bis dato in dieser Form in Eisenach nicht zu finden waren – von Kunstausstellungen und -auktionen und Nächten der Kunst über Workshops mit Schüler*innen, die offene „Bühne FREI“ und Poetry Slams bis zu Live-Konzerten, Lesungen und Film-, Theater- und Kabarettaufführungen. Als Zentrum der Begegnung und als Raum zur freien Meinungsbildung lädt der KUNSTPavillon zum Verweilen, Genießen und Feiern ein.
Text: Peter Schäfer
www.kunstpavillon.info – Kunstpavillon auf Facebook
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.