Am 26. September 2021 wird der 20. Deutsche Bundestag gewählt.
Der Bundesverband Soziokultur dankt den Parteien für die Zusammenarbeit in der vergangenen Legislaturperiode, vor allem für die sehr hilfreiche Unterstützung im gemeinsamen Ringen gegen die Folgen der Pandemie. Wir wollten von den kulturpolitischen Sprecher*innen der demokratischen Fraktionen wissen, wie ihre Zwischenbilanz ausfällt und fragten:
1. Was halten Sie im Blick auf Soziokultur für Ihren größten Erfolg während der vergangenen vier Jahre?
2. Welches ist in der kommenden Wahlperiode das wichtigste Ziel, das Sie für weitere Fortschritte in der Soziokultur erreichen wollen?
Geantwortet haben ELISABETH MOTSCHMANN, Medienpolitische Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion | MARTIN RABANUS, Sprecher für Kultur und Medien der SPD-Bundestagsfraktion | SIMONE BARRIENTOS, Kulturpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE | ERHARD GRUNDL, Sprecher für Kulturpolitik der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Obmann im Kulturausschuss
Nachlesen hier und in der aktuellen Ausgabe der SOZIOkultur zum Thema KOMMUNE.
Soziokultur ist vor allem eines: Kultur vor Ort. Ob in der Metropole, Kleinstadt oder ländlichen Gemeinde – Zentren und Initiativen wirken in ihren Kommunen und gestalten das Zusammenleben mit. Wie das konkret aussieht, zeigt die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift SOZIOkultur.
Corinne Eichner und Carsten Nolte blicken auf die aktuelle Lage. Sie heben das Miteinander hervor, und betonen, wie wichtig soziokulturelle Angebote gerade jetzt sind, denn sie führen zu stabilen Bindungen, Kommunikation und Verständnis in den Kommunen – und damit gerade dort, wo die Umbrüche stattfinden.
Als Kulturberaterin ist Elke Flake mit der Soziokultur bestens vertraut und als Ratsmitglied mit der Kommunalpolitik. Sie unterstreicht die Notwendigkeit kommunaler Förderung der Soziokultur und gibt Tipps, wie es dieser gelingt, dafür die Voraussetzungen zu schaffen.
„Immer rein ins Getümmel“, rät Jörg Stüdemann. Aus der Soziokultur kommend, ist er heute Kulturstadtrat und Kämmerer in Dortmund. Er sieht die Gemeinsamkeit im Engagement von Kultur und Politik für ein besseres Leben in der Kommune und ermuntert die Soziokultur, sich mehr einzumischen.
Seit mehr als 20 Jahren kämpft die soziokulturelle Szene in Duisburg um einen Ort in der Stadt. Nun hat sie ihn mit dem Stapeltor 6 endlich gefunden: nach häufigem Scheitern, dank hartnäckigem Engagement und endlich offener Ohren im Rat.
Auch die laufenden Förderprogramme des Bundes kommen Soziokultur UND Kommunen zugute. Hans Hüller, Bürgermeister der Gemeinde Witzin in Mecklenburg, beschreibt, wie Kultur die Menschen zusammenbringt. Mithilfe von LAND INTAKT konnte eine alte Skaterhalle zu einer modernen Multifunktionshalle umgebaut werden.
In Kassel arbeiten das Umwelt- und Gartenamt und das Kulturzentrum Schlachthof eng zusammen. Im Rahmen des UTOPOLIS-geförderten Nachbarschafts-Kunstprojektes „Hier im Quartier“ konnten über partizipative Methoden Ideen zur Freiraumplanung der Stadt gesammelt und Menschen in der Pandemie direkt erreicht werden.
Das Beispiel der Lagerhalle Osnabrück zeigt, welch wichtige Rolle die Kulturförderung der Kommune spielt. Der Rat der Stadt machte den Zugang zum Förderprogramm NEUSTART KULTUR und damit den Einbau einer Lüftungsanlage möglich, indem er den städtischen Anteil erheblich aufstockte.
Bei Jugend ins Zentrum! stellen immer mehr kommunale Einrichtung Projektanträge für Ferienworkshops, weil die Förderung von Kurzformaten in 2021 und 2022 deutlich vereinfacht werden konnte.
Zwei vom NEUSTART Sofortprogramm geförderte Einrichtungen ziehen ein Fazit nach eineinhalb Jahren Pandemie: Die Alte Papierfabrik Greiz e.V. fordert die Stärkung des Ehrenamts, das Kl!ck Kindermuseum in Hamburg wünscht sich, dass Kinder und Jugendliche vermehrt an kommunalen Entscheidungen beteiligt werden.
Die Pandemie ist hoffentlich vorüber, aber die zu lösenden Aufgaben kommen erst – nicht nur für Wirtschaft und Handel, auch für die Demokratie. Die Soziokultur kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten – und die Kommunalpolitik ist gefragt, dies zu unterstützen. Je enger sie zusammenwirken, desto besser wird es gelingen.
Das und noch mehr in der aktuellen SOZIOkultur zum Thema KOMMUNE.
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Am kommenden Sonntag, den 6. Juni 2021, finden in Sachsen-Anhalt Landtagswahlen statt. Wie sind die Positionen der Parteien zur Soziokultur? Wir haben nachgefragt: Welche Rolle spielt Soziokultur in Ihren politischen Planungen für die nächste Legislaturperiode?
Hier, in der aktuellen SOZIOkultur zum Thema “LAND” findet ihr die Antworten der kulturpolitischen Sprecher*innen:
- ANDREAS SCHUMANN, MdL (CDU)
- WOLFGANG ALDAG, MdL (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- STEFAN GEBHARDT, MdL (DIE LINKE)
- PROF. DR. ANGELA KOLB-JANSSEN, MdL (SPD)
- DR. LYDIA HÜSKENS, MdL (FDP)
Im urbanen Kontext nimmt die Soziokultur einen festen Platz ein, aber auch auf dem Land ist sie längst fest verwurzelt. Als Ort für Begegnung und Bildung, Kreativität und Kunst ist sie oft der einzige kulturelle „Player“. Demografische Entwicklung und Digitalisierung lassen ihre Relevanz sogar noch steigen. Der Soziokultur in ländlichen Räumen widmet sich die aktuelle Ausgabe der SOZIOkultur.
Offenes, positives soziales Klima in soziokulturellen Zentren
Zu den ersten Zentren weitab städtischen Lebens gehörte das Haus Felsenkeller in Altenkirchen im Westerwald. Margret Staal beschreibt, wie nicht nur Angebote geschaffen, Akteur*innen vernetzt und Räumlichkeiten instandgesetzt wurden, sondern wie sich damit das soziale Klima generell wandelte, positiver und offener wurde. Das gilt bis heute und zeigt sich vielerorts: Die Künstlerstadt Kalbe in der Altmark begegnet den Folgen des demografischen Wandels.
Ein umgebauter Kleintransporter, die „Fette Elke“, tourt für Demokratie und Weltoffenheit durch Mecklenburg-Vorpommern. Im brandenburgischen Stechlin-Institut trifft Kunst auf Visionen und Zukunftsfragen. In Schleswig-Holstein lässt die KulturAkademie Segeberg während der „SE-KulturTage“ Scheunen und Ställe, Kirchen und Werkstätten zu ungewöhnlichen Kulturorten werden.
Mit Medienkunst befeuert der KulturBahnhof Viktoria in Itzehoe Partizipation und Teilhabe. Die aktuelle Krise ist dabei Katalysator für Entwicklungen, die sich ohnehin vollziehen. Gerd Dallmann ist gespannt, wie sich mit dem Leben auch die Soziokultur auf dem Land verändert.
Schwierig bleibt es allemal. Die strukturschwachen Regionen stellen die Akteur*innen vor große Herausforderungen. Deshalb fordert Katrin Budde, MdB (SPD), gerade im Hinblick auf ländliche Räume, dass Kultur fester Bestandteil der Daseinsvorsorge werden muss, denn kulturelle Angebote gehören zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse dazu.
Förderprogramme des Bundes
Mehrere Förderprogramme des Bundes helfen derzeit, die Programmarbeit fortzusetzen und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Mit „LAND INTAKT – Soforthilfeprogramm Kulturzentren“ konnten die Ausstattung verbessert und dringend notwendige Baumaßnahmen realisiert werden. Das „NEUSTART Sofortprogramm“ und „NEUSTART KULTUR“ reagierten direkt auf die Pandemie. Die Förderprogramme „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“ und „Jugend ins Zentrum!“ fördern die soziokulturelle Projektarbeit auch in ländlichen Räumen.
Mit der Umsetzung der Förderprogramme unterstützt der Bundesverband Soziokultur nicht nur soziokulturelle Zentren, sondern auch viele andere Kultureinrichtungen, um die einzigartige kulturelle Landschaft in Deutschland zu erhalten. Auch auf dem Land.
Das und noch mehr lesen Sie in der aktuellen SOZIOkultur.
Ihre Ute Fürstenberg und die Redaktion SOZIOkultur
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Die Pressemeldung hier zum Download.
Zum Download hier die Ausgabe der SOZIOkultur zum Thema „LAND“.
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Der Bundesverband Soziokultur e. V. empfiehlt dringend einen politischen Beschluss zur Fortsetzung des Bundesprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) noch in dieser Legislaturperiode. Das Programm verbessert nachhaltig die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen und sollte 2023 ohne Unterbrechung fortgeführt werden können.
Die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen durch verlässliche Bildungsangebote dauerhaft zu verbessern, darüber besteht fraktionsübergreifend Konsens. Das ist ein Ergebnis des virtuellen „Parlamentarischen Abends“ zu dem die Partner*innen des Programms „Kultur macht stark“ Abgeordnete der Bundestagsausschüsse für Bildung, Kultur und Jugend sowie Expert*innen aus diesen Bereichen, am Mittwoch, den 24.03.2021 eingeladen hatten.
Vertreten waren u. a. der parlamentarische Staatssekretär im BMBF Thomas Rachel (CDU/CSU), die Mitglieder des Bundestags Yvonne Magwas (CDU/CSU), Ulrike Bahr (SPD), Margit Stumpp (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Birke Bull-Bischoff (Die Linke) und Hartmut Ebbing (FDP). Zu den Expert*innen der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen zählten u. a. Jutta Croll (Stiftung Digitale Chancen), Marc Grandmontagne (Deutscher Bühnenverein), Holger Hoffmann (Deutsches Kinderhilfswerk) und Prof. Dr. Susanne Keuchel (Deutscher Kulturrat).
Bisher rund 30.000 Projekte für Kinder und Jugendliche
Um die bildungsbezogenen Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen langfristig, nachhaltig und kontinuierlich zu stärken, ist es unabdingbar, das erfolgreiche Bundesprogramm „Kultur macht stark“ unmittelbar nach dem vorläufigen Ende 2022 fortzuführen. Wir beobachten, dass sich die strukturell begründete Bildungsungerechtigkeit insbesondere durch die Einschränkungen der Pandemie verschärft und die Möglichkeiten der kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe insbesondere von Kindern und Jugendlichen erschwert hat.
Kinder und Jugendliche, die in Risikolagen und mit geringen Möglichkeiten zur kulturellen Teilhabe aufwachsen, benötigen zukünftig noch größere Unterstützung durch zusätzliche Angebote der außerschulischen kulturellen Bildung. In den bisher rund 30.000 Projekten von „Kultur macht stark“ eröffnen sich außerhalb der schulischen Bildung und des familiären Kontextes Freiräume und Experimentierfelder: Sich in diesen Kontexten ausprobieren zu können, fernab von schulischer Bewertung aus freien Stücken Lernerfahrungen zu machen und Selbstwirksamkeit zu erfahren – darin liegt die große Stärke des Programms. Solche Angebote sind durch die pandemiebedingte Bildungskrise wichtiger denn je.
Nahtlose Fortführung gewährleisten
Das vom Bundesverband Soziokultur sowie weiteren bundesweit tätigen zivilgesellschaftlichen Fachverbänden und Initiativen durchgeführte Förderprogramm schafft dank seiner großen Vielfalt zahlreiche Zugänge zu Kunst und Kultur und fördert gezielt die kreativen Ausdrucks- und Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen. Für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland muss das Engagement des Bundes langfristig gesichert werden. Damit Kinder und Jugendliche kontinuierlich kulturelle Bildungsangebote wahrnehmen können, muss die nahtlose Fortsetzung des Programms „Kultur macht stark“ gewährleistet werden. Eine Unterbrechung der Förderung würde die lokal aufgebauten Netzwerke aus diversen (überwiegend ehrenamtlich geführten) Einrichtungen und Akteur*innen sowie die aufgebauten Strukturen, die den Erfolg des Programms garantieren, empfindlich schwächen und gefährden. Darum ist noch in dieser Legislaturperiode ein Beschluss des Bundestages notwendig, der dieses zentrale Bildungsziel bildungspolitisch verbindlich fixiert und entsprechend finanzielle Mittel dafür in Aussicht stellt.
Margret Staal, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Soziokultur e. V. und der LAG Soziokultur & Kulturpädagogik Rheinland-Pfalz e. V., spricht sich explizit für einen politischen Beschluss zur Forstschreibung des Förderprogramms vor der nächsten Bundestagswahl aus: „Das Jahr 2017 markierte das Ende der ersten Förderperiode ‚Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung‘. Damals gab es eine massive Lücke bis die Förderungen erneut auf lokaler Ebene umgesetzt werden konnten. Das ist für die Adressat*innen des Programms schwer erträglich – Beziehungsarbeit, Kontinuität und Verlässlichkeit sind für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen wichtig. Genauso essentiell ist die nahtlose Fortschreibung für die Akteur*innen in den soziokulturellen Einrichtungen, die die Projekte oftmals ehrenamtlich stemmen. Gerade jetzt und in der Folgezeit der Pandemie sind stabile Kontakte und verlässliche Fortsetzungen der Projekte notwendig, um die Kinder und Jugendlichen weiterhin zu erreichen. Wenn jetzt ein politischer Beschluss erfolgt, gibt es die Chance, dass sich die Unterbrechung aus 2018 nicht wiederholt.“
Prof.in Dr.in Susanne Keuchel, Vorsitzende des Deutschen Kulturrates: „Die fraktionsübergreifend große Unterstützung für das Programm ‚Kultur macht stark‘ ist enorm wichtig, da es das explizite Ziel verfolgt, Teilhabe von Kindern und Jugendlichen zu stärken, die aufgrund ihrer sozialen Lage kaum von außerschulischen kulturellen Bildungsangeboten erreicht werden. Da die Pandemie Bildungsungleichheiten noch einmal verschärft hat, ist es für die betroffenen Kinder und Jugendlichen wichtig, die Fortsetzung des Programms bereits jetzt verbindlich zu regeln, so dass keine Förderlücken entstehen. Ziel einer dritten Förderphase sollte es sein, die Projekte noch stärker innerhalb der lokalen Bildungslandschaften zu verankern, um langfristige Synergieeffekte zu ermöglichen. Als neue Programmatik sollte das Ziel verfolgt werden, mehr milieuübergreifende Begegnungen im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu ermöglichen und das Programm zugleich auch für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention zu öffnen.“
“Jugend ins Zentrum!” des BV – Förderung für rund 8.000 Kinder und Jugendliche
Die 29 Programmpartner*innen der aktuellen Förderphase haben sich in einem Positionspapier für die Entwicklung einer dritten Förderphase „Kultur macht stark“ ausgesprochen und ihre Forderungen an den politischen Raum gerichtet. Hier können Sie das Positionspapier und die Forderungen nachlesen.
Der Bundesverband Soziokultur e. V. fördert mit dem Programm „Jugend ins Zentrum!“ im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ seit 2013 über 500 Projekte Kultureller Bildung und konnte so bereits rund 8.000 Kinder und Jugendliche mit erschwerten Zugängen zu Kunst und Kultur erreichen.
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Die Pressemeldung steht hier zum Download bereit.
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Weitere Informationen und Kontakt:
Bundesverband Soziokultur e. V.
Katrin Jahn | Projektleitung „Jugend ins Zentrum!“
Lehrter Str. 49 HH |10557 Berlin
Katrin.Jahn@soziokultur.de
www.jugend-ins-zentrum.de | Facebook @jugendinszentrum
In etwa zwei Wochen, am Sonntag, den 14. März 2021, finden in Rheinland-Pfalz Landtagswahlen statt. Wie sind die Positionen der Parteien zur Soziokultur? Wir haben nachgefragt: Welche Rolle spielt die Soziokultur in Ihren politischen Planungen?
GIORGINA KAZUNGU-HASS, MdL (SPD)
Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz
Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist die Soziokultur ein zentrales Handlungsfeld unserer Kulturpolitik. Wir wollen Kultur so fördern, dass sie breit in die Fläche wirkt und alle gesellschaftlichen Gruppen partizipieren lässt. In den vergangenen fünf Jahren haben wir deswegen die Mittel im Bereich der Soziokultur deutlich erhöht. Als neues Instrument der Kulturförderung wollen wir in der kommenden Legislaturperiode einen landesweiten Kulturentwicklungsplan erarbeiten. Dabei kommt der koordinierenden Kraft der Akteure der Soziokultur eine wichtige Aufgabe zu. Als nicht kommerzialisierte „Dritte Orte“ dienen soziokulturelle Zentren der Entfaltung des Einzelnen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. In ihrer Vielfalt wollen wir sie weiter unterstützen und fördern.
MARION SCHNEID, MdL (CDU)
Kulturpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz
Neben den klassischen Kulturbereichen leistet die Soziokultur einen wertvollen Beitrag zur Vielfalt des kulturellen Angebots in unserem Land, vor allem auch im Hinblick auf Kinder und Jugendliche wie auch im interkulturellen Bereich. So sind zum Beispiel Jugendkunstschulen ein idealer Ort, um Heranwachsende in ihrer Kreativität durch künstlerisch-gestaltende Angebote zu fördern. Auch wird die Aufgabe der Kulturbüros, Kulturschaffende zu unterstützen und zu vernetzen, gerade jetzt noch notwendiger. Uns ist es wichtig, die kulturelle Vielfalt und den Zugang zu Kultur auch für die Zukunft zu sichern und Kulturförderung einen verpflichtenden Charakter zu geben. Daher werden wir uns für ein Kulturfördergesetz einsetzen, das die Wertschätzung aller Kulturbereiche umfasst und eine planbare, finanzielle Förderung aller Sparten sicherstellt.
THOMAS ROTH, MdL (FDP)
Kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion Rheinland-Pfalz
Die Vielfalt an unterschiedlichen Lebensentwürfen ist der Kern unserer liberalen Gesellschaft und die entscheidende Antriebskraft für Innovation und Weiterentwicklung – unabhängig, ob durch Arbeit, Kunst oder eben Kultur. Kultur ist die soziale Basis unserer Gesellschaft und muss – unabhängig, ob Stadt oder Land – zugänglich sein. Die Corona-Pandemie hat diesen Auftrag noch verschärft. Wir werden uns daher für eine Enquete-Kommission „Kultur“ einsetzen. Zusammen mit den Kulturschaffenden wollen wir Kulturangebote sichern und weiterentwickeln. Hierfür müssen wir Freiräume schaffen, sie fördern und unterstützen. Finanzielle Unterstützungen in und nach der Corona-Pandemie sind für den Erhalt von flächendeckenden Angebote entscheidend. Dafür werden wir uns einsetzen.
KATHARINA BINZ, MdL (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Sprecherin für Integrations- und Asylpolitik, Hochschule, Wissenschaft, Forschung, Weiterbildung und Kultur, Verbraucherschutz, Gesundheit, Pflege und Drogenpolitik
Für uns GRÜNE ist Kultur absolut unverzichtbar für ein gutes Leben. Wir wollen deshalb sicherstellen, dass die Bedingungen für Künstler*innen und Kulturschaffende in unserem Land geeignet sind, sich mit voller Energie der Kunst zu widmen. In der kommenden Legislatur möchten wir eine Kultur-Enquetekommission einsetzen, mit dem Ziel, die Kulturförderung auf neue Füße zu stellen. Wir wollen mit den Kreativen über Fragen der Kulturförderung, aber auch über Entwicklungsmöglichkeiten der kulturellen Landschaft ins Gespräch kommen, um die Bedingungen für Kultur grundlegend zu verbessern. Die soziokulturellen Zentren nehmen wir dabei besonders in den Blick, da sie in einem Bundesland wie Rheinland-Pfalz oft die erste und manchmal die einzige Möglichkeit sind, Kultur mit allen Sinnen zu erleben.
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.
v. l. n. r. Giorgina Kazungu-Haß, SPD. Foto © Susi Knoll | Marion Schneid CDU. Foto © LTW Thomas Roth, FDP. Foto © Sabrina Feige | Katharina Binz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Foto © Katharina Binz
Häuser, in denen man sich treffen, lachen, tanzen, Kunst erleben und kreativ sein kann, sind gerade jetzt im Lockdown Sehnsuchtsorte. Ihnen, der bewährten Basis und Hülle soziokultureller Arbeit, widmet sich die aktuelle Ausgabe der SOZIOkultur.
Dass die Orte der Soziokultur Knotenpunkte in kommunalen Netzwerken bilden, umreißt Georg Halupczok. Als sogenannte Dritte Orte und „Facility Manager der zivilgesellschaftlichen Debatte“ sind sie für das Klima der Demokratie wichtig – gerade auch in der Pandemie. Christine Steiner und Thomas Putz beschreiben die unterschiedliche Entstehungsgeschichte der Häuser in Ost und West und zeigen, wie sie sich in der Arbeit der Landesverbände in Baden-Württemberg und Thüringen niederschlägt.
Orte kultureller Selbstbestimmung
Viele soziokulturelle Zentren sind in Gebäuden beheimatet, die nicht für kulturelle Zwecke erbaut wurden: in Fabriken und Speichern, E-Werken und Schlachthöfen, Kirchen und Profanbauten. Ihrer Funktion enthoben werden sie – erträumt, erstritten und mit großem Engagement erarbeitet – zu Orten kultureller Selbstbestimmung. Ob in Trägerschaft der Kommune, als Vorhaben eines Vereins oder als private Initiative, immer wirken dabei Teams zusammen: Künstler*innen und Bauleute, Profis und Ehrenamtler*innen schaffen authentische Orte mit hohem Identifikationspotenzial.
So lenken Britta Velhagen und Team mit dem Tollhaus einen „Tanker“ in Karlsruhe und haben bei laufendem Veranstaltungsbetrieb über Jahre komplexe Bauvorhaben geschultert. Auch in Offenbach und Saarburg, Strodehne und Greifswald, Hamburg, Göppingen und unzähligen anderen Orten sind soziokulturelle Hotspots entstanden, die tagein, tagaus unterhalten und bewirtschaftet werden. Einmal mehr wird klar, dass die Aktiven Allrounder sind und sich mit großer Verantwortung in ihren Häusern auch den Herausforderungen der Architektur und Denkmalpflege, Instandsetzung und Modernisierung, Technik und Sicherheit stellen.
Die Gemeinde Schüttorf nutzt die Energie und Kompetenz der Soziokultur für die Gestaltung kommunaler Prozesse. Sie will ein Sanierungsgebiet entwickeln und zeigt mit dem Neubau eines soziokulturellen Zentrums, wie dieses als Impulsgeber wirken kann.
Förderprogramme des Bundesverbands
Das Anliegen mehrerer Bundesprogramme, die aktuell durch den Bundesverband Soziokultur umgesetzt werden, ist es ebenfalls, den Fortbestand soziokultureller Zentren und anderer Kultureinrichtungen zu sichern, die Ausstattung zu verbessern und die Programmarbeit zu gewährleisten. Die Zeitschrift belegt in Analysen und Zwischenbilanzen eindrucksvoll, was in den Häusern umgesetzt wird – Grund genug für einen zuversichtlichen Blick in eine Zukunft, in der wir uns hoffentlich bald wieder vor Ort treffen können!
Ihre Ute Fürstenberg und die Redaktion SOZIOkultur
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Zum Download hier die Ausgabe der SOZIOkultur zum Thema “HÄUSER”.
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Bild: Theater der Nacht, Northeim © TdN
Seit Jahren tritt der Bundesverband Soziokultur e. V. für eine Vereinfachung und Verschlankung des Verwaltungsrechts ein. Gemeinsam mit dem Bundesnetzwerk für Bürgerschaftliches Engagement (BBE) entwickelte der Bundesverband Handlungsempfehlungen und setzte sich unter anderem in der Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung ein – für Bürokratieabbau, Vereinfachung der Zuwendungspraxis und für Verwaltungsmodernisierung ein. Denn klar ist: Die Kulturschaffenden müssen sich mittlerweile im Übermaß mit formalen Fragen beschäftigen und verlieren wertvolle Ressourcen wie Zeit und personeller Expertise für ihre eigentliche Kulturarbeit.
Antragstellung vereinfachen
Schon bei der Beantragung von Mitteln haben Kommunen, Länder und Bund bislang unterschiedliche Anforderungen und Richtlinien. Wieder andere Voraussetzungen müssen die Antragstellenden beim Einwerben von EU-Geldern erfüllen. Und auch in der Abrechnungspraxis verlangen diejenigen, die Mittel bereitstellen, jeweils eine andere Art der Abrechnung.
Eine Kombination von EU-, Bundes- und Landesmitteln kann für einen kleinen soziokulturellen Verein mitunter einen Großteil seiner personellen Ressourcen binden. Und wer kümmert sich dann um das Eigentliche? Wer übernimmt die Planung, Umsetzung und Nachbereitung der Social Media Workshops mit den Rentner*innen aus der Nachbarschaft, für den die Gelder beantragt werden? Wer findet in der Kommune heraus, welche Art Kultur die Menschen dort wirklich brauchen, damit der Verein nicht Mittel beantragt, für die am Ende der Bedarf gar nicht vorhanden ist? Sollen das immer wieder Ehrenamtliche übernehmen? Vor lauter Bürokratie nicht den Fokus auf das Wichtigste zu verlieren, darum geht es in einer Vereinfachung der Verwaltung.
Wir sichern Mitwirkung zu
Wir, der Bundesverband Soziokultur e. V., begrüßen deshalb das erste gemeinsame Programm von Bund und Ländern für Rechtsvereinfachung, Praxisorientierung in der Gesetzgebung und Verständlichkeit im Verwaltungshandeln.
Selbstverständlich stehen wir zur Verfügung, unsere kontinuierliche Arbeit der letzten Jahre und die daraus erwachsene Erfahrung einzubringen, und an der Umsetzung wie gehabt tatkräftig mitzuwirken.
Manche von uns haben dieses Jahr als ein pausenloses empfunden, eines ohne Innehalten, ein schlafloses, in dem Telefone nicht mehr stillstanden, in dem um Gelder und um Relevanz gerungen wurde, eines, in dem die Zeit viel zu schnell durch das Stundenglas rann. Andere waren im Gegenteil einer ungewollten Stille, einem Warten und einem Halt machen ausgesetzt.
Wir alle mussten und müssen immer noch geschlossene Türen, gefallene Vorhängen, ausgeknipste Scheinwerfer, und ausgesteckte Verstärker ertragen, mussten Künstler*innen vertrösten und um Ausfallgagen kämpfen. Deshalb möchten wir euch keine stille, stumme und ruhige Zeit wünschen.
Wir wünschen euch und uns allen von ganzem Herzen ein lautes, ein buntes, ein fröhliches NEUES JAHR!
Wir wünschen euch Energie zum Weitermachen und eine tosende Resonanz, die zeigt, dass Kunst und Kultur lebensrelevant sind. Dafür werden wir uns auch im neuen Jahr mit all unserer Kraft und unseren Mitteln einsetzen!
Wir danken euch allen für die Erfahrung, dass physische Distanz keine soziale und keine emotionale bedeuten muss. Wir danken euch für euer Durchhalten, eure Umsicht, eure Rücksicht und ganz herzlich für eure Unterstützung.
Und vor allem freuen wir uns auf ein gemeinsames nächstes Jahr!
Euer gesamtes Team vom Bundesverband Soziokultur e. V.
Gestaltung © Mike Müller | www.muellerstudio.de
Die Programme von Bund und Ländern bieten bisher keine ausreichenden Hilfen für soziokulturelle Zentren. Wie den Unternehmen des Handels, der Gastronomie und des Tourismus zieht das Veranstaltungs- und Kontaktverbot auch der Soziokultur den Boden unter den Füßen weg. Dies unter der prekären Bedingung, dass die Akteure der Soziokultur sich bereits seit Jahrzehnten selbst ausbeuten.
Nicht profit-, sondern ideell und gemeinnützig orientiert, sind sie zudem gesetzlich an der Bildung von Rücklagen gehindert und sie müssen einen Großteil ihrer selbst erwirtschafteten Eigenmittel für Grundkosten aufbringen. Sie sind also besonders hart betroffen.
Soziokultur wird jetzt dringender den je gebraucht
Die Leistungen der soziokulturellen Zentren als »Role Models« und Energiequellen einer offenen, demokratischen Gesellschaft sind unverzichtbar. Ob in den Problemquartieren der Großstädte oder in strukturschwachen ländlichen Gebieten: Nach der Krise werden sie von den Menschen, die deren Folgen bewältigen und wieder Fuß fassen wollen, als Orte der Kultur und Kommunikation dringender denn je gebraucht. Bislang erhalten sie aber aus keinem der Hilfsprogramme und keiner der sonstigen Maßnahmen ausreichend Hilfe in ihrer Not. Diese muss jetzt sehr schnell und unbürokratisch erfolgen. Sowohl unsere Datenerhebung aus 2019 als auch eine aktuelle Umfrage, an der sich fast alle unserer 566 Mitgliedseinrichtungen beteiligten, zeigen: Die Lage ist äußerst ernst. Mehr als ein Drittel der Zentren sieht seine Existenz unmittelbar bedroht. Erste Einrichtungen haben bereits ihre Schließung angekündigt.
Ergebnisse der COVID-19 Blitzumfrage und der Statistik 2019
Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf den Zeitraum von einem Monat ab dem 15. März 2020. Sie zeigen, dass der landesweite Shutdown fundamental die kaum vorhandenen Reserven der soziokulturellen Zentren und Initiativen angreift. Als unmittelbare Auswirkung von Covid-19 sind mindestens 8.000, wahrscheinlicher aber nahe 13.500 Veranstaltungen von Absagen betroffen. Unter anderem je nach Dauer der Kontaktsperre lassen sich voraussichtlich nur zwischen 2.300 und 4.800 Veranstaltungen und kontinuierliche Angebote wie Kurse und Workshops verschieben. Dabei haben größere Zentren auch die größeren Chancen, Veranstaltungen später nachzuholen. Die durch die kleineren Zentren geleistete Nachbarschaftsarbeit entfällt hingegen meist ersatzlos. Mehr als zwei Drittel der befragten soziokulturellen Zentren verfügen für den Fall von Betriebsschließungen auf behördliche Anordnung über keine Versicherung. Sie müssen den finanziellen Verlust selbst tragen. Je Einrichtung wird er sich auf durchschnittlich 20.500 Euro, insgesamt auf mehr als 8 Millionen Euro belaufen. Die Verluste entstehen hauptsächlich aus fehlenden Eintrittsgeldern und Kursgebühren, aber auch aus entfallenden Mieteinnahmen. Beinahe zwei von drei Zentren bangen zudem um ihre Projektförderungen. Es handelt sich hier um ein Gesamtvolumen von fast 19 Millionen Euro.
Wir plädieren für die Einrichtung des Nothilfefonds »GAP« für die Soziokultur
Der Gesamtbetrag der Betriebs-, Gemein- und Personalkosten beläuft sich laut »Statistik 2019« auf jährlich 150 Millionen Euro. Das sind fast drei Viertel der Gesamtausgaben. Nur ca. 70 Millionen Euro davon sind über institutionelle Förderung gedeckt. Das heißt: 80 Millionen Euro müssen über Eigenmittel bzw. Projektmit-tel gestemmt werden. Für jeden Monat bedeutet das Kosten in Höhe von ca. 6,7 Millionen Euro. Wegen der finanziellen Einbußen fehlt also vor allem für Betriebs-, Gemein- und Personalkosten die Deckung. Der Mittelwert der Unterdeckung liegt bei knapp 13.000 Euro pro Einrichtung, die Gesamtsumme voraussichtlich bei nahezu knapp 5 Millionen.Das führt zu Rupturen in der Beschäftigungssituation. In soziokulturellen Zentren sind nur 10 Prozent der Akteure versicherungspflichtig angestellt, davon wiederum nur ein Viertel mit Voll-zeitstellen und die anderen mit Teil-zeitstellen in Mini- und Midijobs oder im Ausbildungsverhältnis. Das Kurzarbeitergeld greift hier entweder gar nicht oder nicht existenzsichernd, denn 75 Prozent der Stellen werden mangels ausreichender finanzieller Mittel nicht tariflich vergütet. In der jetzt akuten Situation behelfen sich Zentren mit weiteren Stundenkürzungen und mit der Anordnung von Urlaub. 33 Einrichtungen müssen bereits zum jetzigen Stand Entlassungen vornehmen. Nur 27 Einrichtungen können das Modell der Kurzarbeit nutzen. Aufgrund der gegebenen prekären Ausgangslage müssen die betroffenen Mitarbeiterinnen zusätzlich Transferleistungen beantragen.
Sofortmaßnahmen werden benötigt
Um die für die Soziokultur mit Sicherheit ernst bleibende Lage wenigstens abzumildern, plädieren wir vor allem für folgende Sofortmaßnahmen: Bereits bewilligte bzw. in Aussicht gestellte Projektförderungen werden – bei entsprechenden Modifizierungen der Förderbedingungen und Kompensations-maßnahmen durch die Antragsteller – in voller Höhe ausgezahlt. Zur Aufrechterhaltung der Strukturen wird der Nothilfefonds »GAP« eingerichtet, mit dem subsidiär zu allen anderen Hilfsprogrammen der Länder und Kommunen die Bedarfe für Grundkosten, aktivitätsbezogene Kosten und Personalkosten abgefangen werden können. Werden diese beiden Empfehlungen nicht aufgegriffen, bedeutet das einen soziokulturellen Kahlschlag.
Dieser Beitrag ist in Zeitung des Deutschen Kulturrates Politik & Kultur 04/2020 erschienen.