Ende 2018 verwandelte sich die Gastronomie des Bürgerzentrums Schuhfabrik in Ahlen für vier Tage in eine „Digitale Kneipe“. Alle Gäste waren herzlich eingeladen zu erleben, wie eine Kneipe in nicht allzu ferner Zukunft aussehen könnte.
Fragen von Vereinsamung und Entfremdung bis zu Kontrollverlust bilden den Ausgangspunkt für das dreijährige Projekt „Willkommen im echten Leben – Digitalisierung und analoge Räume“, mit dem die Schuhfabrik Ahlen das Spannungsfeld zwischen Digitalem und Analogem untersuchen und mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Konzeptförderung der LAG Soziokultur Nordrhein-Westfalen für möglichst viele Menschen erfahrbar machen will.
Das Projekt setzt konkret an dem Ort an, wo Menschen sich begegnen: in der Kneipe. Am Tresen stehend sein Bier über das Smartphone bestellen? Musik mit Hilfe eines QR-Codes auswählen? Bargeldlos die Summe auf dem virtuellen Bierdeckel begleichen? Sich digital über die versalzene Suppe beschweren? Tischdekoration per QR-Code aufs Handy laden? Das alles und noch mehr war in der „Digitalen Kneipe“ der Schuhfabrik möglich. Die Reaktionen der Besucher*innen bildeten eine große Bandbreite: von „Endlich in der Moderne angekommen“ über „Weiter so!“ bis „Ich will mit dem Kellner sprechen und hoffe, dass es eine digitale Kneipe nie geben wird.“
Die Schuhfabrik forscht auf jeden Fall weiter, wie sich durch Digitalisierung die menschlichen Handlungsräume verändern. Das Projekt wird von vielen Aktiven der Schuhfabrik entwickelt und gemeinsam mit dem Künstler Stephan US durchgeführt.
Christiane Busmann, Geschäftsführerin des Vereins Initiative Bürgerzentrum Schuhfabrik in Ahlen.
Dieser Beitrag ist erschienen in der SOZIOkultur 1/2019 Digitalisierung