Algorithmen sind nicht nur dafür gut, den schnellsten Weg in die City zu berechnen oder das Smartphone zum Laufen zu bringen. Algorithmen und Software können uns genauso gut dabei helfen, Geschichten zu sammeln, sie zugänglich zu machen und gemeinsam zu verhandeln.
Mit einer eigens entwickelten Software thematisiert das Projekt „BinaryVillage - Das Digitale Dorf“ die Lebensrealitäten im ländlichen Raum seit der Wendezeit und die anhaltende Spaltung von Ost- und Westdeutschland. Dafür wurden Stimmen von Bürger*innen aus dem Harz gesammelt, die geografisch unmittelbar durch die historische deutsche Teilung betroffen waren und sind. Auf Grundlage dieses Materials wurde eine Software erarbeitet, ein dynamisches digitales Archiv von Geschichten, Erlebnissen und Zukunftsvisionen, das in einer Theateraufführung interaktiv zugänglich gemacht wird. In den Aufführungen haben die Teilnehmenden direkten Zugriff auf die Inhalte und deren Organisation innerhalb der Software, sodass sie ihr eigenes für diesen Moment bestehendes „digitales Dorf“ gestalten können.
Das Projekt wird durch das Kollektiv OutOfTheBox initiiert, das seit 2016 Projekte an der Schnittstelle von Theater und Digitalkultur gestaltet. Es entsteht in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Kulturvereinen Kunstkarussell e.V. in Bad Harzburg und dem Café am Heizhaus in Ilsenburg und den Bewohner*innen beider Regionen. Das Projekt wird unter anderem durch den Fonds Soziokultur und die Stiftung Niedersachsen gefördert.
Ricardo Gehn - Medienkünstler, Susanne Schuster - Dramaturgin, Mitglieder des Kollektivs OutOfTheBox.
Dieser Beitrag ist erschienen in der SOZIOkultur 1/2019 Digitalisierung