Seit ihren Anfängen in den 1970er Jahren erobert sich die Soziokultur die Räumlichkeiten, in denen sie ihre Aktivitäten entfalten kann, oft erst. Heute finden soziokulturelle Aktivitäten vielerorts in Gebäuden statt, die nicht als kulturelle Bauten geplant wurden. Wir haben uns umgesehen und stellen exemplarische Häuser vor.
HESSEN: Hafen 2, Offenbach
Das Kulturzentrum Hafen 2 begann als Zwischennutzung eines Lokschuppens der Hafenbahn. Als der Abriss dieses Gebäudes bevorstand, ermöglichte eine Spendenkampagne, die von der Stadt Offenbach verlangte Mietkostenvorauszahlung für ein neu zu errichtendes Gebäude aufzubringen. Das neue Haus ist weniger „Haus“ als vielmehr Blechgebäude, ermöglicht aber einen komfortableren Kulturbetrieb. Zudem kommt zum Tragen, dass der Hafen 2 schon immer seinen Schwerpunkt auf Open-Air-Veranstaltungen hatte. Dafür ist das neue Gelände überaus attraktiv: Kinoleinwand und Konzertbühne haben den Fluss im Hintergrund und das Publikum schmiegt sich in eine Art Amphitheater. Das neue Gebäude hat eine Veranstaltungshalle und ein kleines Café, jedoch keine ausreichenden Nebenräume für Büro, Backstage, Garderobe, Personal, Werkstatt, Lager et cetera, deshalb wurden einige Container und Zirkuswagen hinzugefügt.
Text: Alex Braun
www.hafen2.net – Hafen 2 auf Facebook
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.
In einem Streifzug durch die Republik zu exemplarischen Orten wird klar: Soziokulturelle Aktivitäten finden vielerorts in Gebäuden statt, die nicht als kulturelle Bauten geplant wurden. Wir haben uns umgesehen und stellen exemplarische Häuser vor.
THÜRINGEN: Kunstpavillon Eisenach
Der Verein Zentrum für Gegenwartskunst fördert zeitgenössische Kunst und Kultur, Bildung sowie Denkmalschutz und -pflege durch die Erhaltung des ehemaligen Ausstellungspavillons des Automobilwerkes Eisenach und dessen sinnvolle und regelmäßige Nutzung. Nach der Rettung vor dem Abriss und der Gebäudesicherung treibt der Verein derzeit eine denkmalgerechte Sanierung des inzwischen als Kulturdenkmal eingetragenen und seit 2018 als national bedeutend eingestuften Gebäudes voran. Sein Baustil wird in der Nachfolge der Bauhaus-Architektur mit Bezügen zu Bauten von Mies van der Rohe bewertet.
Seit 2007 werden regelmäßig Angebote der Kunst, der Soziokultur und der Bildung geschaffen, die bis dato in dieser Form in Eisenach nicht zu finden waren – von Kunstausstellungen und -auktionen und Nächten der Kunst über Workshops mit Schüler*innen, die offene „Bühne FREI“ und Poetry Slams bis zu Live-Konzerten, Lesungen und Film-, Theater- und Kabarettaufführungen. Als Zentrum der Begegnung und als Raum zur freien Meinungsbildung lädt der KUNSTPavillon zum Verweilen, Genießen und Feiern ein.
Text: Peter Schäfer
www.kunstpavillon.info – Kunstpavillon auf Facebook
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.
Mit dem milliardenschweren Förderprogramm NEUSTART KULTUR werden unter anderem dringend benötigte Investitionen in Kultureinrichtungen für den Weiterbetrieb unter Pandemiebedingungen unterstützt. Eine Analyse der eingegangenen Anträge zeigt, wo die Bedarfe besonders groß sind und was die Zentren tun, um auch in der Krise handlungsfähig zu bleiben.
Kleine Veranstaltungsräume, schlechte Luftverhältnisse und in die Jahre gekommene Sanitäranlagen: Soziokulturelle Zentren werden durch die aktuelle Situation vor besondere Herausforderungen gestellt. Die Maßnahmen zur Einschränkung des Infektionsgeschehens führen ohne entsprechende Investitionen für viele soziokulturelle Zentren wie für Kulturzentren zu enormen wirtschaftlichen Einbußen, sodass eine Öffnung der Häuser unter den gegebenen Umständen für viele aussichtslos erscheint. „Kein Abstand zur Kultur, aber Kultur mit Abstand zueinander“ – das fordern daher die Akteur*innen der (sozio-)kulturellen Szene.
Fördervolumen 25 Mio. Euro
Das Förderprogramm NEUSTARTKULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt diese Forderung mit dem Programmteil „Pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen zur Erhaltung und Stärkung der bundesweit bedeutenden Kulturlandschaft“. Vom Gesamtvolumen des Programmteils im Umfang von maximal 250 Millionen Euro stehen soziokulturellen Zentren, Kulturzentren und Literaturhäusern im Bereich 1d) („Zentren“) bis zu 25 Millionen Euro zur Verfügung, um ihren Weiterbetrieb und somit den Erhalt der vielfältigen (sozio-)kulturellen Landschaft zu gewährleisten.
Der Bedarf an Investitionen ist groß!
Dies wird schon durch den Ansturm auf das Förderprogramm deutlich. So schloss das Antragsportal für den Bereich „Zentren“ bereits am 28. Oktober 2020 wegen Überzeichnung, drei Tage vor dem spätesten Fristende. Insgesamt 626 Anträge mit Gesamtkosten in Höhe von rund 31 Millionen Euro sind beim Bundesverband Soziokultur, der mittelausreichenden Stelle für soziokulturelle Zentren, Kulturzentren und Literaturhäuser, eingegangen. Das Fördervolumen von 25 Millionen Euro ist damit voraussichtlich ausgeschöpft.
Den Anträgen lässt sich entnehmen, dass die Ausgangslage in den (sozio-)kulturellen Zentren und Literaturhäusern in Bezug auf die Corona-Maßnahmen nicht optimal ist. Lüftungsanlagen zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden Lufthygiene sind dort entweder in veraltetem Zustand oder gar nicht erst vorhanden. Die Lüftung über Fenster und Türen bedeutet eine Zumutung für die Gäste, gerade in der kälteren Jahreszeit. Bei Einhaltung der Abstandsregelungen und der Lufthygienevorschriften können Veranstaltungen also derzeit nicht oder nur mit einer stark reduzierten Besucher*innenzahl stattfinden.
Maßnahmen gegen die Aerosolbelastung
Für insgesamt rund sechs Millionen Euro¹ beabsichtigen knapp 40 Prozent der Antragstellenden den Einbau, die Aufrüstung oder Anschaffung von Klima- und Belüftungssystemen mit einem Durchschnittswert von rund 25000 Euro. Laut RKI erhöht der längere Aufenthalt in kleinen und schlecht bis nicht belüfteten Räumen die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus durch Aerosole auch über eine größere Distanz als anderthalb Meter. Neben der Einhaltung des Mindestabstandes ist also auch die Innenraumlufthygiene von immenser Wichtigkeit, um das Infektionsrisiko durch das SARS-CoV-2-Virus zu minimieren. Frische Luft zuzuführen und vorhandene Luft zu filtern sind Hauptaufgaben der raumlufttechnischen Anlagen. Ein reiner Umluftbetrieb sollte daher möglichst vermieden und stattdessen eine hohe Luftwechselrate durch Frischluft angestrebt werden.
Die Anträge beinhalten neben dem Einbau und der Reparatur von Frischluftanlagen auch die Anschaffung unterstützender Luftfiltersysteme. Laut Bundesregierung sind dabei HEPA-Filter (H13 und H14) generell zu bevorzugen. Die Antragstellenden sind angehalten, bei der Anschaffung oder Aufrüstung ihrer RLT-Anlagen vor allem den Gesundheitsschutz der Nutzenden, die technischen Möglichkeiten, die Art und Weise der Raumnutzung sowie das Verhalten der Nutzenden zu berücksichtigen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Lieber draußen statt drinnen
Wichtiger noch als die Aufrüstung der Innenräume ist für die Einrichtungen allerdings die Nutzbarmachung des Außenraums. Dies macht eine Analyse der eingegangenen Anträge deutlich. Laut RKI ist bei Wahrung des Mindestabstandes die Übertragungswahrscheinlichkeit im Außenbereich aufgrund der Luftbewegung sehr gering. Die kulturelle Arbeit soll entsprechend in den Außenbereich verlegt werden, besonders da, wo Innenräume mit den Vorgaben der Corona-Maßnahmen nicht mehr bespielbar sind. Knapp 4,5 Millionen Euro werden von den Antragstellenden für Maßnahmen zur Nutzbarmachung und Erweiterung der vorhandenen Nutzflächen benötigt. Dabei setzen die Antragstellenden auf kreative Lösungen wie den Ausbau von Dächern, aber auch auf die Erschließung von bisher brachliegendem Gelände.
Mit einem Antragsvolumen von über sieben Millionen Euro liegt der Schwerpunkt der Antragstellenden klar auf Ausstattungen für Open-Air Veranstaltungen. Gefragt sind sowohl mobile Bühnensysteme für das Außengelände als auch Licht- und Tontechnik. Wetterbefestigungen wie Pavillons, Zelte oder Überdachungen sowie Anschaffungen von Außenmobiliar, Stühlen und Tischen ergänzen die Anträge.
Kulturveranstaltungen, die normalerweise im Innenraum stattfinden, können mit der neuen Technik in den Außenraum verlagert werden. Dies entzerrt die Besucher*innenmassen und gewährleistet die gemeinsame Teilnahme an Veranstaltungen unter Einhaltung des Mindestabstandes und unter optimalen Luftverhältnissen.
Von Bad bis Büro: Modernisierungen machen die Zentren arbeits- und zukunftsfähig
Weitere Maßnahmen, deren bereits bestehende Dringlichkeit durch die Corona-Pandemie erneut hervorgehoben wurden, werden ebenfalls mithilfe des Förderprogramms angegangen. 26 Prozent der Antragstellenden planen die Modernisierung ihrer Sanitäranlagen, den Einbau barrierefreier Toiletten mit kontaktlosen Spülungen und Armaturen sowie adäquate Seifen- und Desinfektionsmittelspender mit Gesamtkosten von rund 2,5 Millionen Euro. Dies sorgt zum einen für die Einhaltung der erforderlichen Hygieneregeln, dient aber auch dem Wohlbefinden und dem gestiegenen Hygienebedürfnis der Gäste.
Die (sozio-)kulturellen Zentren werden mit entsprechenden Investitionen nicht nur für die aktuelle Situation gewappnet, sondern darüber hinaus zukunftsfähig ausgestattet. 44 Prozent der Antragstellenden nutzen das Programm mit dem Ziel, die eigene IT-Infrastruktur auszubauen, Streaming-Dienste einzurichten und technische Geräte anzuschaffen. So können Programme durch digitale Formate erweitert und kulturelle Angebote risikoarm genutzt werden. Workshops können gleichzeitig vor Ort und in den Wohnzimmern der Teilnehmenden stattfinden. Dies bedeutet einerseits eine Entzerrung der Gruppengrößen, befördert darüber hinaus aber auch in Zukunft die Zugänglichkeit zu kulturellen Angeboten und die kulturelle Teilhabe – ein erklärtes Ziel (sozio-)kultureller Arbeit.
Und nicht zuletzt kommt das Programm auch den Mitarbeitenden (sozio-)kultureller Zentren zugute. Digitale Aufrüstungen für Büroräume und die Einrichtung von Arbeitsplätzen im Homeoffice werden von den Antragstellenden beantragt, damit auch hier eine Entzerrung stattfinden kann.
„Kultur auf Abstand – aber kein Abstand zur Kultur“
Das Programm NEUSTART KULTUR wird einer Vielzahl soziokultureller Zentren, Kulturzentren und Literaturhäuser den Weiterbetrieb in Zeiten der Corona-Pandemie, aber auch darüber hinaus ermöglichen. Bis zu 15 Millionen Euro kommen soziokulturellen Zentren und Initiativen darüber hinaus in der Fördersäule „Programm“ zur Unterstützung ihrer Programmarbeit zugute.
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.
Wie greifen die Förderungen? Was wird mit den Geldern umgesetzt? Erfahren Sie mehr auf www.neustartkultur.de.
Grafik © Johanna Götz
¹ Bei den Teilmengen handelt es sich um die Gesamtkosten der Maßnahmen, das heißt die Fördersumme plus den Eigenanteil.
In etwa zwei Wochen, am Sonntag, den 14. März 2021, finden in Rheinland-Pfalz Landtagswahlen statt. Wie sind die Positionen der Parteien zur Soziokultur? Wir haben nachgefragt: Welche Rolle spielt die Soziokultur in Ihren politischen Planungen?
GIORGINA KAZUNGU-HASS, MdL (SPD)
Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz
Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ist die Soziokultur ein zentrales Handlungsfeld unserer Kulturpolitik. Wir wollen Kultur so fördern, dass sie breit in die Fläche wirkt und alle gesellschaftlichen Gruppen partizipieren lässt. In den vergangenen fünf Jahren haben wir deswegen die Mittel im Bereich der Soziokultur deutlich erhöht. Als neues Instrument der Kulturförderung wollen wir in der kommenden Legislaturperiode einen landesweiten Kulturentwicklungsplan erarbeiten. Dabei kommt der koordinierenden Kraft der Akteure der Soziokultur eine wichtige Aufgabe zu. Als nicht kommerzialisierte „Dritte Orte“ dienen soziokulturelle Zentren der Entfaltung des Einzelnen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. In ihrer Vielfalt wollen wir sie weiter unterstützen und fördern.
MARION SCHNEID, MdL (CDU)
Kulturpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz
Neben den klassischen Kulturbereichen leistet die Soziokultur einen wertvollen Beitrag zur Vielfalt des kulturellen Angebots in unserem Land, vor allem auch im Hinblick auf Kinder und Jugendliche wie auch im interkulturellen Bereich. So sind zum Beispiel Jugendkunstschulen ein idealer Ort, um Heranwachsende in ihrer Kreativität durch künstlerisch-gestaltende Angebote zu fördern. Auch wird die Aufgabe der Kulturbüros, Kulturschaffende zu unterstützen und zu vernetzen, gerade jetzt noch notwendiger. Uns ist es wichtig, die kulturelle Vielfalt und den Zugang zu Kultur auch für die Zukunft zu sichern und Kulturförderung einen verpflichtenden Charakter zu geben. Daher werden wir uns für ein Kulturfördergesetz einsetzen, das die Wertschätzung aller Kulturbereiche umfasst und eine planbare, finanzielle Förderung aller Sparten sicherstellt.
THOMAS ROTH, MdL (FDP)
Kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion Rheinland-Pfalz
Die Vielfalt an unterschiedlichen Lebensentwürfen ist der Kern unserer liberalen Gesellschaft und die entscheidende Antriebskraft für Innovation und Weiterentwicklung – unabhängig, ob durch Arbeit, Kunst oder eben Kultur. Kultur ist die soziale Basis unserer Gesellschaft und muss – unabhängig, ob Stadt oder Land – zugänglich sein. Die Corona-Pandemie hat diesen Auftrag noch verschärft. Wir werden uns daher für eine Enquete-Kommission „Kultur“ einsetzen. Zusammen mit den Kulturschaffenden wollen wir Kulturangebote sichern und weiterentwickeln. Hierfür müssen wir Freiräume schaffen, sie fördern und unterstützen. Finanzielle Unterstützungen in und nach der Corona-Pandemie sind für den Erhalt von flächendeckenden Angebote entscheidend. Dafür werden wir uns einsetzen.
KATHARINA BINZ, MdL (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Sprecherin für Integrations- und Asylpolitik, Hochschule, Wissenschaft, Forschung, Weiterbildung und Kultur, Verbraucherschutz, Gesundheit, Pflege und Drogenpolitik
Für uns GRÜNE ist Kultur absolut unverzichtbar für ein gutes Leben. Wir wollen deshalb sicherstellen, dass die Bedingungen für Künstler*innen und Kulturschaffende in unserem Land geeignet sind, sich mit voller Energie der Kunst zu widmen. In der kommenden Legislatur möchten wir eine Kultur-Enquetekommission einsetzen, mit dem Ziel, die Kulturförderung auf neue Füße zu stellen. Wir wollen mit den Kreativen über Fragen der Kulturförderung, aber auch über Entwicklungsmöglichkeiten der kulturellen Landschaft ins Gespräch kommen, um die Bedingungen für Kultur grundlegend zu verbessern. Die soziokulturellen Zentren nehmen wir dabei besonders in den Blick, da sie in einem Bundesland wie Rheinland-Pfalz oft die erste und manchmal die einzige Möglichkeit sind, Kultur mit allen Sinnen zu erleben.
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.
v. l. n. r. Giorgina Kazungu-Haß, SPD. Foto © Susi Knoll | Marion Schneid CDU. Foto © LTW Thomas Roth, FDP. Foto © Sabrina Feige | Katharina Binz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Foto © Katharina Binz
Idee
Die Projektidee, die hinter „Das Foyer“ steckt, greift auf die Funktion des Foyers in Theatern und Museen zurück: Es ist bestenfalls ein Ort der Begegnung, des Austauschs über das Gesehene, ein Ort des Ankommens und Verweilens, ein Ort der Kommunikation. Wie muss solch ein Raum gestaltet sein, damit er diesen Ansprüchen gerecht wird? Wo fühlt man sich wohl, eingeladen, dazugehörend?
Um das herauszufinden, gestalten und bespielen Künstler*innen, Pädagog*innen und Nachbar*innen bei zeitraumexit – ein Ort für erweiterte Kunst in Mannheim – dessen größten Veranstaltungsraum für jeweils sechs bis zwölf Wochen. Hierbei sollen die Bewohner*innen sich einbringen und ihre Wünsche thematisieren können. Woran fehlt es im Stadtteil Jungbusch? Gibt es zu wenig Wiesen, Spielplätze, nichtkommerzielle Orte zum Verweilen, zum Abhängen nach der Schule? Wie soll der Raum gestaltet sein? Welche Möbel, Accessoires und Spielangebote werden benötigt und eignen sich, um temporär eingesetzt zu werden?
Lösungen
„Foyer I“ im Jahr 2019 – in diesem Jahr finanziell ermöglicht durch die Kulturstiftung des Bundes – basierte auf einer Quartiersbegehung und der Feststellung eines Mangels an Grünflächen. So schuf der erste „Foyer“-Künstler eine Indoor-Wiese mit einzelnen Kuben als Aufenthaltsorten, die gestaltet werden konnten. Die Einladung bestand darin, vorbeizukommen und diesen neu geschaffenen Raum als Treffpunkt, zum Picknick oder als eine Art Indoor-Spielplatz zu nutzen.
„Foyer II“ präsentierte sich in auffälliger äußerlicher Verkleidung und verwandelte den Raum in ein Abbild der Walhalla bei Regensburg. Der gestaltende Künstler stellte hier die Frage nach dem „Deutschsein“, wagte also eine Standort- und Identitätsbestimmung durch das Feedback der Anwohner*innen und Besucher*innen. Eine integrierte Eisdiele – welche es im Jungbusch ebenfalls nicht gibt – sorgte über die komplexe Fragestellung hinaus für ein niedrigschwelliges, attraktives Angebot, das von der Anwohnerschaft sehr gerne angenommen wurde.
Beim „Foyer III“, erstmals von einer Gruppe aus Gestalter*innen, Kunstpädagog*innen und Nachbar*innen kuratiert, entstand die Themensetzung aus einer aufsuchenden Befragung im Stadtteil. Ein Raum für (Familien-) Feiern wurde demnach vermisst und bei zeitraumexit angeboten. Eine Tischtennisplatte mit gelegentlichen Turnieren wurde vor allem für Kinder und Jugendliche im Jungbusch zum Anziehungsmagneten. Die visuell-skulpturale Gestaltung trat hier zugunsten einer prozesshaften, offenen Entwicklung sowie einer verstärkten Nutzung durch Anwohner*innen zurück.
Eine Schlüsselrolle bei dieser Öffnung nach außen kommt der aufsuchenden Stadtteilarbeit zu. Es gilt, eine tragfähige Beziehung zu den Stadtteilbewohner*innen aufzubauen: zuzuhören, ihre Anliegen ernst zu nehmen und Vertrauen zu gewinnen. Gute Erfahrungen wurden dabei beispielsweise mit der Unterstützung durch Menschen aus den migrantischen Communities gemacht, die als Sprach- und Kulturvermittler*innen Brücken bauen können.
Ausblick
Aktuell ist ein externer Faktor – eine Baumaßname im Quartier – ausschlaggebend für die Ausrichtung des vierten „Foyer“, das Ende 2020 gestartet ist. Der Umbau des zentralen Spielplatzes und Treffpunkts im Viertel betrifft vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene mit Migrationshintergrund, die ihre Freizeit viel auf der Straße und den Plätzen verbringen und von der Gastronomie, die sich durch vermehrte Bestuhlung im Freien weiter in den öffentlichen Raum ausdehnt, zunehmend verdrängt werden. Die Künstlerin, die das vierte Foyer gestaltet, greift diesen Bedarf auf und möchte zusammen mit den Anwohner*innen eine Art Spieleparcours erarbeiten, der über mehrere Wochen zugänglich sein wird. Das Gesellschaftsspiel „Spiel des Lebens“ wird dazu als Grundlage dienen. Der Ansatz, auf aktuelle Problemlagen und Bedarfe einzugehen, verbindet „Das Foyer“ als Projektbaustein mit dem UTOPOLIS-Gesamtprojekt „Social Body Building“.
Für die Akteure von zeitraumexit ist mit dem „sozialen Muskeltraining“ die Hoffnung verbunden, dass das Haus von einem möglichst großen Spektrum der diversen Stadtteilbewohner*innen auch als Möglichkeitsraum genutzt wird, um eigene Ideen zu verwirklichen. Exemplarisch dafür steht das Format „Social Sunday“, bei dem Nachbar*innen mit eigenen Programmpunkten einen Sonntagnachmittag gestalten.
Im Jahr 2021 soll darauf aufbauend ein möglichst heterogener Nachbarschaftsbeirat die Arbeit des Kunsthauses und soziokulturellen Zentrums unterstützen: beratend, kritisierend, mit Vorschlägen für die Programmgestaltung und mit eigenen Aktivitäten im Sinne eines Empowerments.
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.
Autorinnen: Nina Lenz, Mitarbeiterin für Stadtteilarbeit und Programm, und Stephanie Staib, Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei zeitraumexit e.V.
Foyer I “Holodeck Jungbusch” von zeitraumexit e.V. im Förderprogramm UTOPOLIS. Foto © Arthur Bauer
Mit dem Programm „LAND INTAKT – Soforthilfeprogramm Kulturzentren“ werden soziokulturelle Zentren, Kulturhäuser sowie Kultur- und Bürgerzentren in ländlichen Räumen gefördert. Insgesamt 2,76 Millionen Euro hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien für nachhaltige Investitionen bereitgestellt. Was hat das vor Ort bewirkt? Wir haben uns umgehört.
Neue „Mütze“ in Hohenbüssow
In Hohenbüssow in Mecklenburg-Vorpommern erhält der alte Getreidespeicher des proVie Theaters eine neue „Mütze“. Das bisherige Dach aus asbesthaltigen Wellplatten diente jahrelang als zweckmäßige Lösung, die immerhin regensicher war. Nun wird dem Dach Schritt für Schritt sein ursprünglicher Charakter zurückgegeben: Mit alten Biberschwanz-Dachziegeln, die das proVie Theater durch eigene Suche auftreiben konnte, wird der Speicher neu eingedeckt. „Was für eine Herausforderung, einen denkmalgeschützten alten Getreidespeicher mit einer neuen Mütze auszustatten“, stellt der Vorsitzende Leo Kraus fest. Der ursprüngliche Plan, die Dachflächen mit Solarpaneelen auszustatten, wurde von der Denkmalbehörde nicht genehmigt. Zusätzlich sei es gar nicht so einfach, Dachdecker zu finden, die mit historischen Ziegeln vertraut sind. Nach über einem Monat Bauzeit sind Leo Kraus und das Team in Hohenbüssow noch sehr beschäftigt. Mit der Vorstellung eines „wunderschönen, gedämmten Speicherdachs vor Augen“ geht es optimistisch auf der Baustelle weiter, berichtet Leo Kraus.
www.provie-theater.de
Brandschutz in Altenkirchen
In Altenkirchen im Westerwald hat das soziokulturelle Zentrum Haus Felsenkeller zwei Fluchttreppen an der Außenfassade installiert. „Geschafft!“, freut sich die Vorsitzende Margret Staal. Eine fast fünfjährige „Odyssee durch den Dschungel an Brandschutzvorschriften“ hat ein Ende gefunden. Aufgrund der aktuellen Situation mit der Corona-Pandemie können Bildungsveranstaltungen im Haus nur im kleineren Rahmen stattfinden, doch das Team in Altenkirchen blickt zuversichtlich voraus. Wenn die Räume wieder umfassend genutzt werden können, wird brandschutztechnisch alles geregelt sein. Wir sind „heilfroh, dass die Treppen nun aufgebaut sind und dankbar für die finanzielle Unterstützung durch LAND INTAKT“, erklärt Margret Staal.
www.haus-felsenkeller.de – Haus Felsenkeller auf Facebook
Mehr Raum für Besucher*innen in Hitzacker
In Hitzacker wird im Kulturbahnhof durch eine Empore mehr Platz für Besucher*innen geschaffen. Ursprünglich sollte mit den Fördermitteln die bisher ungenutzte Fläche über dem Veranstaltungsraum ausgebaut werden. Doch es kam anders. „Zutage kamen ein großer Brandschaden und an anderer Stelle ein Wasserschaden. Die tragenden Holzbalken waren schwer beschädigt“, berichtet das Vorstandsmitglied Birgitt Harms. Nach dem ersten Schrecken waren Ideenreichtum und Flexibilität gefragt, damit der Kostenrahmen trotzdem eingehalten werden konnte. Der Veranstaltungsraum wird nun nach oben hin geöffnet und erhält eine Saaldachdämmung. Durch die neue Höhe und die Empore gewinnt der Raum an Atmosphäre. Das Team in Hitzacker arbeitet hochmotiviert an der abschließenden Umsetzung.
www.kuba-ev.de – Kulturbahnhof Hitzacker kuba e. V. auf Facebook
Digitale Infrastruktur und Ausstattung in Bad Bevensen
Die Kulturstation Bad Bevensen ist draußen in der Natur und an ungewöhnlichen Orten unterwegs. Derzeit entsteht inmitten eines alten Kirchgartens eine Kulturstation im Freien. „Immer wieder neue Orte und Partner für Kooperationen zu suchen, ist Abenteuer und Chance zugleich. All das braucht Infrastruktur und Ausstattung“, erklärt die Vorsitzende Katja Schaefer-Andrae. Die mobile Kulturstation erweitert durch die Förderung durch LAND INTAKT ihr technisches Equipment sowie das Mobiliar für Seminare und Workshops. Außerdem wird zur Realisation hybrider Formate die Website überarbeitet, ein Blog sowie barrierefreie technische Zugänge werden eingerichtet. Damit wird die Kulturstation digital präsent und ist gerüstet für Zukunftsprojekte.
www.kultur-station.de – Kulturstation Bad Bevensen auf Facebook
Klangfreude in Barmstedt
In Barmstedt auf der Schlossinsel organisiert die Galerie III regelmäßige Kunstevents mit musikalischem Rahmenprogramm. Um den Dialog zwischen anspruchsvoller Klaviermusik und bildender Kunst zu realisieren und weiter professionelle Musiker*innen einladen zu können, hatte der Verein Fördermittel für ein Klavier beantragt. Das Vorhaben konnte ermöglicht werden. „Durch unser neues Klavier wird ein langer Traum wahr“, freut sich Karin Weißenbacher, Betreiberin der Galerie. Seinen ersten Konzerteinsatz hat das neue Instrument im Oktober 2020 schon absolviert. Der Kulturpreisträger und Jazzpianist Rainer Schnelle brachte das Klavier im Rahmen einer Finissage zum Erklingen.
www.galerie-atelier-3-barmstedt.de – Galerie III auf Facebook
LAND INTAKT verzeichnete nach seinem Start am 15. April 2020 innerhalb weniger Wochen eine überaus große Nachfrage bei Akteur*innen aus dem ganzen Bundesgebiet. Das Portal für die Antragstellung musste vorzeitig geschlossen werden. Die Mittel für das Programm wurden daraufhin zweimal durch Kulturstaatsministerin Monika Grütters aufgestockt. Alle förderfähigen Vorhaben konnten ermöglicht werden. Insgesamt werden durch LAND INTAKT fast 150 Projekte in ländlichen Räumen gefördert. Diese sind so vielfältig wie das Wirken und die Arbeit der einzelnen Kulturzentren. Allen gemeinsam ist jedoch ein Gedanke: auch zukünftig die Kulturarbeit im ländlichen Raum zu sichern und weiterzuentwickeln, indem sich Verbündete zusammenschließen und ihr Know-how teilen. Einige Investitionsmaßnahmen sind bereits abgeschlossen, viele befinden sich bis zum Jahresende noch in der Umsetzungsphase.
Das Team von LAND INTAKT wünscht allen weiterhin gutes Gelingen in diesen herausfordernden, besonderen Zeiten!
Fakten
- Förderzeitraum: 2020
- Gefördert werden: Kulturzentren in Städten und Gemeinden unter 20 000 Einwohnern
- Förderkategorien:
•• Maßnahmen zum Bauunterhalt und zur Instandsetzung
•• Anschaffungen für den Veranstaltungsbetrieb
•• Maßnahmen für die Verwaltung - Maximale Fördersumme: 25 000 Euro
- Weitere Informationen: www.landintakt.de
Der Artikel erschien in der Zeitschrift SOZIOkultur zur Thema HÄUSER. Hier die Ausgabe zum Download.
Bild: Kulturstation Bad Bevensen: Alter Kirchgarten wird neuer Ort. Foto © Jochen Quast
Das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) in Berlin-Friedrichshain als sozialer und kultureller Freiraum
2017 feierte das RAW-Gelände seinen 150. Geburtstag. Nach der Wende wurde der Betrieb des Reichsbahnausbesserungswerks nach und nach stillgelegt, ab 1994 lag das 74000 Quadratmeter große ehemalige Industriegelände neben dem S-Bahnhof Warschauer Straße verlassen, bis es Ende der neunziger Jahre zu ganz neuem Leben erweckt wurde, und zwar von Anwohner*innen und Initiativen vornehmlich aus Friedrichshain.Deren Ziel war es, dort ein gemeinsames soziokulturelles Projekt zu schaffen und im Sinne einer „Stadtentwicklung von unten“ aufzubauen und langfristig zu sichern.
Ein Experimentierfeld alternativer Lebensentwürfe
Mit dem RAW-tempel e.V. entstand 1999 ein soziokulturelles Zentrum, das bis Ende 2013 vom Verein verwaltet und durch die Aktiven vor Ort entwickelt und gestaltet wurde. Der ehemalige Industriestandort wurde zu einem Experimentierfeld alternativer Lebensentwürfe, zu einem selbstverwalteten Freiraum für unabhängige Kunst und Kultur und für eine Lebens- und Arbeitsweise, die auf Autonomie, Basisorganisation und Selbsthilfe beruht. Über Vision oder temporäre Manifestation hinweg ist er heute ein zugänglicher physischer Ort, der neben der strukturellen eben die räumliche und damit auch eine soziale Basisbieten will und kann, für Aktivist*innen und Initiativen, für Kunst- und Kulturschaffende – am besten für all jene, die den Anschluss an einen solchen Ort suchen und brauchen.
Uta Kala ist Regisseurin und Theaterpädagogin und kam 2012 als künstlerische Leitung zum Obdachlosen Theater RATTEN 07 und so zum RAW. „Gerade für Menschen, die aus der Obdachlosigkeit kommen, war der Prozess des Verortens von immenser Bedeutung. Es war ihnen möglich, sich hier zu treffen, anzudocken und dabei so zu bleiben, wie sie sind.“ Uta berichtet, dass es kaum Anpassungsdruck gab, das war wichtig.
Wirkungsort für Menschen mit unterschiedlichen Biographien
Der RAW-tempel war Anlaufstelle und gemeinsamer Wirkungsort für Menschen mit unterschiedlichen Biographien. „Für alle Identifikation zu stiften, das war das besondere Potenzial des RAW – so etwas kann nicht jeder Ort leisten“, sagt Uta. Verstetigung und Kontinuität sind dabei elementar für Menschen, um sich sozial zu verorten, aber auch für die vielen ansässigen Kunst- und Kulturschaffenden, die existenziell auf ihre Arbeitsräume angewiesen sind. Bis heute bietet das soziokulturelle Zentrum auf dem RAW kostengünstige Produktionsräume und eine vielfältige und lokal verwurzelte, spartenübergreifende Mischung an kulturellen Nutzungen und Angeboten.
Planungssicherheit braucht auch Olaf Schenkenberg, Geschäftsführer der Vuesch gGmbH, die vor über 20 Jahren als Kollektiv startete und heute Träger des Zirkus Zack auf dem RAW und des Circus Schatzinsel in Berlin-Kreuzberg ist. 400 Kinder und Jugendliche lernen hier Zirkuskünste, daneben sind vielfältige regionale und internationale Projekte und ein großes europaweites Netzwerk entstanden. Ausgangspunkt für all das war und ist das RAW. „Das war die Plattform des Möglichmachens, des Gestaltens und der Netzwerkbildung, großartig. Das wächst und geht von einer auf die nächste Generation über bei Akteur*innen und Kindern. So ein Ort ist identitätsstiftend: Ohne das RAW wäre der Zack nicht der Zack.“ Einige der Kinder, die hier einmal für den Zirkus begeistert wurden, sind jetzt selbst Trainer*innen und Partner*innen des Zack.
Förderung durch Jugend ins Zentrum!
„Ganz vielen Kindern und Jugendlichen sollte der Zugang ermöglicht werden, die in spezifizierte Systeme nicht so leicht reinkommen – um im Machen ihren Platz zu finden.“ Dass es „ein offener Platz für alle“ sei, ist für Olaf die besondere Qualität des RAW. Neben der Vuesch gGmbH machen auch die ansässigen Vereine Drop In, Tune Up und RAW//cc Kinder- und Jugendarbeit auf dem RAW und wurden bereits von „Jugend ins Zentrum!“ gefördert.
Natürlich gab und gibt es Konfliktpotenziale: Kinder sind heute die Schwächsten gegenüber der Dominanz des Mainstreams, der auf dem Gesamtgelände seit Jahren in Richtung Partymeile und Kommerzialisierung geht. Wo es früher geschützt und wildromantisch war, geht es nun ganz anders zur Sache. „Die bestehende Nutzungsstruktur muss kanalisiert werden. Auch wir brauchen Veränderung“, ist Olafs Meinung dazu.
Scheitern und Weitermachen
Der Ort für alle stellt eine offene Struktur vor Herausforderungen. Auch die basisdemokratische Entwicklung bedarf bis heute enormer Leistungen und unzähliger Arbeitsstunden von freiwillig Engagierten. Diese Prozesse brauchen nicht nur viel Zeit und informelle Kommunikation, sie beinhalten auch Reibungsverluste, vor allem angesichts der Vielfalt an Projekten und Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Nicht zuletzt mussten auch die genutzten denkmalgeschützten Gebäude vom Verein durch die Jahre als Bestand erhalten, verwaltet und vermietet werden. Es ist, wie viele andere auch, ein Ort, an dem Überforderung, Selbstausbeutung und Scheitern Teil der Geschichte sind, genauso wie die Solidarität und das Weitermachen.
Nach der Insolvenz des RAW-tempel e.V.2014 haben die Mieter*innen kollektive Einzelmietverträge direkt mit der Eigentümer-Gesellschaft abgeschlossen. Trotzdem konnten sie ihre Selbstorganisation weitgehend beibehalten und sogar ausbauen: In insgesamt drei Häusern bilden sie heute das Soziokulturelle Projektezentrum (RAWSKPZ) auf dem sogenannten Soziokulturellen L. Letzteres umfasst die in einem L angeordneten Gebäude auf dem Westteil des Areals, in denen daneben auch Sportnutzungen und kultur-gastronomische Betriebe verortet sind. 2018 wurde als Bestandteil des übergreifenden Netzwerks die Genossenschaft RAW Kultur L e.G. gegründet. Nun soll das gesamte RAW in einem Bebauungsplanverfahren neu entwickelt werden. Es geht um ein riesiges Filetstück innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings, mit internationaler Strahlkraft, mit Potenzial und entsprechender Wertsteigerung. Im Jahr 2014 wurde der Westteil an die Kurth Immobilien GmbH aus Göttingen verkauft. Ungefähr zwei Drittel des Gesamtgeländes kosteten weit über 20 Millionen Euro.
Wie gelingt der Erhalt des RAWs?
Ab 2017 wurden in einem kooperativen Dialogverfahren Empfehlungen für einen konsensfähigen Bebauungsplan erarbeitet – unter Berücksichtigung des Erhalts der sozio-kulturellen Nutzungen. Erfolg und Ergebnis dieses Beteiligungsprozesses werden bis heute kontrovers bewertet und diskutiert. „Kontroversen sind kein Wunder, bei dem Verwertungsdruck, der auf dem Gelände lastet“, sagt Uta Kala. Es gibt verschiedene, auch widerstreitende Interessen und Standpunkte – im weiteren Prozess geht es darum, Mieter*innen und Stadtgesellschaft einzubinden und den verschiedenen Bedarfen und Bedenken Gehör und Geltung zu verschaffen. Gemeinsam ist allen ihr Ziel: der Erhalt des RAWs. Was das bedeutet, bleibt eine bewegende Frage.
Die Soziokultur braucht Zeit, Raum, Selbstbestimmung
„Für mich ist klar: Die Stadt wird sich weiterentwickeln, mit oder ohne uns. Die Soziokultur muss in dieser Stadt, muss auf dem RAW verankert werden“, meint Olaf Schenkenberg. Für den Erhalt sozialer und kultureller Freiräume braucht es Parameter, die in der Stadtentwicklung berücksichtigt werden müssen. Was die Soziokultur braucht, ist keine Frage: Zeit, Raum, Selbstbestimmung, günstige Mieten. Zur Sicherung des Soziokulturellen L wird von den Mieter*innen nun ein Generalmieter-Modell mit der Berliner Treuhandgesellschaft GSE (Gesellschaft für StadtEntwicklung gGmbH) als gemeinsames Dach verfolgt. Auf mindestens 30 Jahre. Plus.
Es wird spannend werden. Das RAW-Gelände wird sein Gesicht verändern.
Bild: Fenster-Konzert beim “Festival für Selbstgebaute Musik” im ehemaligen Verwaltungsgebäude des RAW-Geländes. Foto © frischefotos
www.raw-kultur-l.de, www.raw-skpz.de, www.rawcc.org, www.ratten07.de, www.vuesch-ggmbh.de, www.raw.kulturensemble.de
Hier der Artikel zum Download.
Nachdem durch das Soforthilfeprogramm NEUSTART bereits viele in Not geratene Einrichtungen der hiesigen Kulturlandschaft unterstützt werden konnten, ist mit NEUSTART KULTUR ein weiteres Förderprogramm angelaufen, das zum Erhalt der bundesweiten Kulturlandschaft beitragen soll. Der Bundesverband Soziokultur ist eine der mittelausreichenden Stellen.
Die Covid-19-Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen im öffentlichen Leben stellen viele Kultureinrichtungen vor existenzielle Probleme. Die ohnehin schon häufig wackelige Finanzierungsgrundlage zahlreicher Häuser und Initiativen ist durch die entstandenen (und vorerst andauernden) Einnahmeverluste so stark ins Wanken geraten, dass sie vielerorts droht, unter den Füßen der Akteur*innen wegzubrechen und jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelange Kulturarbeit mit in die Tiefe zu reißen. Eine Milliarde Euro aus dem am 3. Juni 2020 von der Bundesregierung beschlossenen Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket sollen einen solchen kulturellen Kahlschlag verhindern und die Kultureinrichtungen zur Wiedereröffnung ihrer Häuser und zur Wiederaufnahme ihrer Programme und Aktivitäten befähigen sowie ihren Weiterbetrieb sichern.
Zur Umsetzung dieses Ziels hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) Monika Grütters das Rettungspaket NEUSTART KULTUR aufgelegt – ein vierteiliges Förderprogramm, das Kultureinrichtungen und -akteur*innen, die ihre Mittel überwiegend selbst erwirtschaften, dabei unterstützen soll, eine Perspektive für den Kulturbetrieb unter Pandemiebedingungen zu entwickeln.Der Bundesverband Soziokultur ist im Rahmen von NEUSTART KULTUR an zwei Programmbereichen als mittelausgebende Stelle beteiligt.
Investitionen in Schutzmaßnahmen
Im Bereich „Zentren“ des Programmteils „Pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen“ stehen einmalig Mittel in Höhe von bis zu 25 Millionen Euro zur Verfügung. Hier besteht für Kulturzentren, Literaturhäuser, soziokulturelle Zentren und Initiativen die Möglichkeit, eine Förderung für Investitionen in Schutzmaßnahmen zu erhalten, die die Ansteckungsgefahr für Mitarbeitende und Besucher*innen vor Ort reduzieren, etwa für die Beschaffung von Reinigungs- und Infektionsschutzausstattung oder für den Einbau von Belüftungssystemen.
Auch weitere zukunftsgerichtete Investitionen zur Stärkung der Attraktivität der Kultureinrichtungen bei Wiedereröffnung und Weiterbetrieb, beispielsweise eine Ausstattung für Open-Air-Formate oder die Veränderung von Nutzflächen, die – je nach Situation – auch unter Pandemiebedingungen den (eingeschränkten) Betrieb ermöglichen, sind förderfähig. Bei der Umsetzung der Maßnahmen sind die geförderten Einrichtungen nicht nur angehalten, wirtschaftlich zu handeln, sondern – ganz im Sinne soziokultureller Werte – auch ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen.
Bereits in den ersten Tagen wurden mehr als sieben Millionen Euro beantragt. Die Nachfrage reißt nicht ab. Täglich gehen weitere Anträge auf Förderung aus allen Bundesländern ein. Nach den Erfahrungen mit dem Soforthilfeprogramm NEUSTART, welches von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zweimal aufgestockt werden musste, hat sich der Bundesverband Soziokultur erfolgreich für die Bereitstellung von ausreichend finanziellen Mitteln in diesem Förderprogramm stark gemacht.
Infrastruktur erhalten, Kulturproduktion wieder aufnehmen
Neben der Förderung von Investitionen kann beim Bundesverband auch die Förderung von Programmarbeit beantragt werden. In der Einzelmaßnahme „Programm“ stehen für Kulturzentren und soziokulturelle Zentren sowie weitere Einrichtungen und Initiativen, die einen kulturellen Schwerpunkt aufweisen und deren Aktivitätsprofil dem eines Kulturzentrums oder soziokulturellen Zentrums entspricht, bis zu 15 Millionen Euro Fördermittel aus dem Gesamtfördervolumen des Programmteils „Erhaltung und Stärkung der Kulturinfrastruktur“ zur Verfügung.
Die obersten Ziele dieses Programmteils sind die Erhaltung und Stärkung der Kulturinfrastruktur sowie der Wiederbeginn örtlicher Kulturproduktion. Eine funktionierende Infrastruktur und Kulturproduktion in Kulturzentren vor Ort sind für ein gelingendes Zusammenleben fundamental. Die Teilhabe und die Begegnung breiter, teilweise fragiler Zielgruppen und künstlerischer Akteur*innen, die über wenig Ressourcen und Resilienz in Krisenzeiten verfügen, sind wichtige Stützpfeiler des soziokulturellen Anspruchs, ästhetische, politische und kulturelle Bildung zu vermitteln und „Kultur von allen für alle“ zu schaffen. Diese Teilhabe- und Begegnungsformen gilt es zu erhalten.
Ziel ist die Erhaltung und Stärkung der Kulturinfrastruktur und der Wiederbeginn der Kulturproduktion.
Viele Kulturzentren, soziokulturelle Zentren und Initiativen weisen prekäre Strukturen auf, die nach der aktuellen Krise akut wegzubrechen drohen. Wegen ihres signifikanten Beitrags zur demokratischen Charakter- und Meinungsbildung im Allgemeinen und nicht zuletzt auch wegen ihrer hohen Bedeutung für ländliche, strukturschwache Räume und städtische Problemquartiere im Besonderen gilt es, diese Einrichtungen in ihrem Bestreben zu unterstützen, ihren Fortbestand zu sichern. Diese Kultureinrichtungen sollen auch in Zeiten der Krise ihren kulturellen Auftrag erfüllen können und als Orte der Begegnung und Teilhabe mit künstlerischen und kulturellen Mitteln zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen beitragen.
Mit der Einzelmaßnahme „Programm“ sollen die antragsberechtigten Kultureinrichtungen dabei unterstützt werden, in Zeiten der Covid-19-Pandemie und der mit ihr verbundenen Regelungen und Auflagen ihre Programmarbeit wieder aufnehmen zu können.
Zur Programmarbeit zählen sowohl einzelne Veranstaltungen als auch kontinuierliche Angebote wie Kurse, Workshops und offene Treffs. Sämtliche kulturellen Angebote erfordern aufgrund der pandemiebedingten Regelungen und Auflagen gründlich ausgearbeitete Konzepte, die modellhaft entwickelt und erprobt werden müssen.
Der Bundesverband Soziokultur begrüßt das mit der Bereitstellung der „Kulturmilliarde“ verknüpfte Bekenntnis der Bundesregierung, dass Kultur auch in Krisenzeiten kein Luxus ist, sondern unverzichtbare Voraussetzung für gesellschaftlichen Zusammenhalt und demokratische Teilhabe. Der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ist es zu danken, dass die zentrale Rolle der Soziokultur in diesem Zusammenhang anerkannt und es dem Bundesverband im Rahmen von NEUSTART KULTUR ermöglicht wird, den Einrichtungen der Soziokultur, aber auch den uns verbundenen Einrichtungen der Kulturzentren und Literaturhäuser in diesen schwierigen Zeiten beratend zur Seite zu stehen und unser Know-how in ihrem Sinne einzusetzen. Wir freuen uns sehr, dass wir alle gemeinsam zukunfts- und lösungsorientiert daran arbeiten, dass die (Sozio-) Kultur auch diese Krise übersteht und nach dem Neustart mit voller Kraft ihre Arbeit wieder aufnehmen kann.
Sowohl im Bereich „Zentren“ als auch im Bereich „Programm“ ist es noch bis spätestens 31.10.2020 möglich, einen Antrag auf Förderung zu stellen. Die Antragsfrist endet vorzeitig, wenn die Mittel erschöpft sind.
Dr. Thomas Gaens ist Projektleiter von NEUSTART KULTUR.
Weitere Informationen inklusive der FAQ zu beiden Bereichen, die Fördergrundsätze zum Programmteil „Pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen“ und die Ausschreibung zur Maßnahme „Programm“ finden sich auf der Projektwebsite www.neustartkultur.de, über die auch die Antragstellung möglich ist. Das Team von NEUSTART KULTUR beim Bundesverband Soziokultur e. V. berät interessierte Kultureinrichtungen gerne per Telefon oder E-Mail und ist zu erreichen unter 030.2 35 93 05-80 und soziokultur@neustartkultur.de (Bereich „Zentren“) bzw. unter 030.2 35 93 05-70 und programm@neustartkultur.de (Bereich „Programm“). | www.neustartkultur.de
GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG
Live-Musikspielstätten und soziokulturelle Einrichtungen sind ein integraler Bestandteil des kulturellen Lebens in Städten und Gemeinden. Als wichtige Experimentier-, Bildung-und Begegnungsräume in der Gemeinde sind sie ein elementarer Bestandteil gesellschaftlichen Lebens. In den wachsenden, sich zunehmend verdichteten Ballungsräumen führt aber die heranrückende Wohnbebauung zunehmend zu Konflikten, die letztendlich zwischen den Betreibern der Musikspielstätten und soziokulturellen Einrichtungen und den Anwohnern ausgetragen werden.
Die Bundesstiftung Baukultur, der Bundesverband deutscher Wohnungs-und Immobilienunternehmen (GdW), der LiveMusikKommission Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V. und der Bundesverband Soziokultur e.V. haben in einem gemeinsamen Positionspapier Handlungsempfehlungen formuliert, mit dem Ziel, die rechtlichen Rahmenbedingungen dahingehend zu verändern, dass sowohl die Interessen der Betreiber der Kultureinrichtungen als auch die der Anwohnerinnen und Anwohner angemessen berücksichtigt werden.
Das Positionspapier als pdf-Download: 200828_Positionspapier-WohnenArbeitenKultur
Die Pressemitteilung als pdf-Download: 200828_PM-WohnenArbeitenKultur
Ein Vergleich zwischen den Bundesländern
Die Unterschiede bei den Förderbedingungen für die soziokulturelle Arbeit sind zwischen den einzelnen Bundesländern zum Teil sehr groß. Die Corona-Krise hat diese Unterschiede noch einmal verdeutlicht.
Kultur gehört bekanntlich zu den freiwilligen Aufgaben kommunaler Selbstverwaltung, die deshalb auch durch die Kommunen zu finanzieren sind. Besonders in strukturschwachen Gebieten und in Problemquartieren von Großstädten reichen die kommunalen Einnahmen seit Jahrzehnten bei weitem nicht hin, um eine Grundfinanzierung der soziokulturellen Einrichtungen zu gewährleisten, die ein Mindestmaß an Planungssicherheit bietet. Während der letzten Jahre weisen die Leistungen unserer Mitgliedseinrichtungen sowohl qualitativ als auch quantitativ große Zuwächse auf. Parallel dazu hat sich beim Bund und in den Ländern das Bewusstsein vertieft, dass Soziokultur eine unverzichtbare Rolle für das demokratische Gemeinwesen spielt und mit vereinten Kräften unterstützt werden muss. Zwischen den einzelnen Ländern bestehen aber zum Teil sehr große Unterschiede. Es gab sie bereits während der „normalen“ Vor-Pandemiezeiten, und es gibt sie in den landespolitischen Reaktionen auf die aktuelle Krise. Erstmalig geben die Landesverbände einen Überblick über beides.
Teil 2: Bayern
- Das Land tut sich schwer mit der Subkultur.
- Künstler*innen außerhalb der KSK sollen erst mal ihr Erspartes aufbrauchen, bevor sie staatliche Hilfe bekommen.
Bayern ist mit geradezu stoischer Regelmäßigkeit ein Sonderfall, allein geschichtlich betrachtet. Es wird in vielen politischen und kulturellen Belangen durchaus neugierig und so aufgeschlossen, wie es je nach ruralem oder urbanem Standort möglich ist, nach West und Nord geguckt. Entscheiden möchte man dann aber doch eher aus sich und seiner Tradition heraus. Auch die Kulturförderung ist mit diesen gewachsenen Mechanismen stark verwoben. „Kultur ist von Staat und Gemeinden zu fördern“ – so steht es in der bayerischen Verfassung. Wer Geld für sein Projekt vom Kulturfonds möchte, kann nur hoffen, dass dieses standhält: „Zentrales Entscheidungskriterium ist nicht der Proporz, sondern die inhaltliche Qualität eines jeden Projekts.“1 Spannend – immer wieder.
Seit jeher wird traditionserhaltende Kunst und Kultur hochgehalten, die Biergartenkultur gehört dazu, aber auch das Opernhaus. Was jedoch einmal da ist und nicht zu sehr Nische, das lässt man auch ungern wieder los! Einzig schwer tut man sich seit jeher mit der sogenannten Subkultur, und darunter fallen schon mal Veranstaltungen und Konzepte, die woanders längst Teil eines Gesamtselbstverständnisses Kultur und damit strukturell Einlage in der Fördersuppe sind.
In Bayern ist Soziokultur im weitesten Sinne immer noch viel Teil der Subkultur. Gegen diese Behäbigkeit und das skeptische Beäugen innovativerer, fluiderer Konzepte und Ideen kämpft eine – stetig wachsende – Zahl an Subkultur-Akteur*innen. Und langsam, aber sicher wird diese Ungerechtigkeit zumindest an die Oberfläche getragen, seit neuestem auch mit Corona-Antrieb: Als neben der relativ schnell beantragbaren Soforthilfe für Institutionen nach drei Wochen von den Künstler*innen und Solo-Selbstständigen sowie deren Gremien immer lautere Hilferufe kamen, auch bundesweit, hat Bayern unbeholfen seine „Fleißaufgabe“ gemacht. Ob nun absichtlich oder nicht: Die 49 Prozent, die aus der Künstlersozialkasse (KSK) herausfallen, die könnten doch auch Hartz IV beantragen, statt wie die anderen 51 Prozent die 1.000 Euro Grundsicherung zu bekommen (180 Euro weniger als in Baden-Württemberg. Der Verdienstausfall kann ja so groß nicht sein, und Erspartes soll aufgebraucht werden. Da steckt viel Zynismus dahinter, und – hoffentlich nur! – Unwissen um oder mangelndes Verständnis für den Alltag von Künstler*innen.
Gleich zu Beginn von Corona hingegen engagierten sich zum Beispiel in Nürnberg verschiedene innersubkulturelle Gremien und Zusammenschlüsse wie die Kulturliga, die politbande und das Heizhaus. Man tat das, was man gewohnt ist zu tun: sich (unbürokratisch!) selbst helfen. Und auch wenn durch diese frühen Spendenaktionen wohl kein Laden nachhaltig gerettet werden kann, den es böse erwischt hat – es ist ein Zeichen, und ein Zeugnis des Engagements, das man gerne der Kommunalpolitik vor die Nase halten möchte, wenn es um den nächsten Fördertopf und dessen Verteilung geht.
Massentaugliche Großevents sind mittlerweile innovativ(er) gewürzt, das ist ein Fortschritt. Viele Künstler*innen aus besagter Subkultur etwa, vormals unterradarläufig, sind mittlerweile auch den Förderern bekannt. Vorsicht, „sellout“, mag man bereits unken. Ideal ist doch aber eine Balance, damit der bunte Kulturtopf allen mundet. Mittel brauchen ebenfalls alle dafür, und zwar in fairer Verhältnismäßigkeit!
(Stand 20. Mai 2020)
Der Vergleich zwischen den Bundesländern ist in der Zeitschrift SOZIOkultur 2/2020 Lock’n’Roll erschienen.